Untitled - Elternverein Baden-Württemberg
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CURRICULUM - TRANSITION - Ausbildung zum/r Übergangsbegleiter/in für frühkindliche Bildungsprozesse - Socrates Grundtvig 1.1 Projekt<br />
3. Modul<br />
„Entwicklungspsychologische Ansätze”<br />
Die Rezeptoren des propriozeptiven Systems<br />
liegen in den Muskeln, Sehnen und Gelenken<br />
und geben Informationen über Bewegung oder<br />
die Stellung des Körpers im Raum. Vereinfacht<br />
gesagt ist Propriozeption der Stellungssinn -<br />
ein kontinuierliches, inneres Bewusstsein über<br />
die Stellung des Körpers. Sitzen wir beispielsweise<br />
auf einem Stuhl, so wissen wir ohne zu<br />
gucken, ob wir zu einer Seite gelehnt oder mittig<br />
sitzen, ob unsere Beine übereinander geschlagen<br />
sind, ob wir uns nach vorne legen<br />
oder aufrecht halten und ob unser Kopf geneigt<br />
ist. Propriozeption ist auch ein Bewegungssinn<br />
- wir sind uns zu jedem Zeitpunkt bewusst,<br />
wann ein Teil unseres Körpers in Bewegung ist<br />
und wo er sich befindet.<br />
Insbesondere erhalten wir über die Propriozeption<br />
Informationen über:<br />
î die Orientierung des Körpers im Raum<br />
und die Beziehung der Körperteile zueinander<br />
î das Maß und die zeitliche Koordinierung<br />
von Bewegungen<br />
î die eingesetzte Muskelkraft<br />
î wie viel und wie schnell sich ein Muskel<br />
verlängert oder verkürzt<br />
î die Veränderungen der Winkel an jedem<br />
Gelenk, wenn wir uns bewegen<br />
Darüber hinaus erhalten wir über die Propriozeption<br />
auch Informationen über die Position<br />
und Bewegungen unserer inneren Organe. Pacinische<br />
Körperchen beispielsweise sind Rezeptoren<br />
des propriozeptiven Systems in der<br />
Magenschleimhaut. Werden diese gedehnt,<br />
wenn Speise in den Magen kommt, so senden<br />
sie Signale zum Nervensystem, die uns ein Gefühl<br />
der Sättigung melden. Propriozeption trägt<br />
bei zur Entwicklung eines Körperschemas -<br />
dem internen Bewusstsein der Körperteile, in<br />
welcher Beziehung sie zu dem Gesamten stehen<br />
und wie sie sich durch den Raum bewegen.<br />
Propriozeption ist auch zentraler Bestandteil<br />
der motorischen Kontrolle, da sie eine<br />
herausragende Rolle bei der Antizipation und<br />
Planung von Bewegungen spielt. Auch reguliert<br />
sie, wie wir sensorisches Feedback während<br />
und nach einer Bewegung nutzen, um die Genauigkeit<br />
unserer Handlungen zu verbessern<br />
und motorische Fähigkeiten zu entwickeln.<br />
Denken wir beispielsweise an das Hochheben<br />
II. Themen<br />
eines Koffers. Wenn wir glauben, der Koffer ist<br />
leer, werden wir bei der Bewegungsplanung<br />
das propriozeptive Feedback früherer Erfahrungen<br />
beim Hochheben leerer Koffer verwenden.<br />
Wir werden eine ausreichende Anzahl an<br />
motorischen Einheiten "rekrutieren", die uns<br />
genug Kraft geben, um einen leichten Koffer<br />
anzuheben. Ist der Koffer tatsächlich leer, so<br />
gelingt unsere geplante Bewegung.<br />
Ist der Koffer jedoch voll,<br />
war das zur Planung benutzte<br />
propriozeptive Feedback inadäquat,<br />
so wird der Versuch<br />
den Koffer anzuheben scheitern.<br />
Diese nicht erfolgreiche<br />
Bewegung muss dann anhand<br />
von propriozeptivem und visuellem<br />
Feedback modifiziert<br />
werden (Williamson, G.G. &<br />
Anzalone, M.E, (2001)).<br />
Jede Sinnesmodalität - diejenigen,<br />
die in Verbindung zur äußeren<br />
Welt stehen und die<br />
somatosensorischen Sinnesmodalitäten -<br />
haben einzigartige Eigenschaften und dienen<br />
wichtigen Funktionen. Während es nützlich ist,<br />
jede Sinnesmodalität einzeln zu besprechen,<br />
erfahren wir unimodale Sinneswahrnehmungen<br />
im täglichen Leben nur selten. Vielmehr begreifen<br />
wir durch die Konvergenz (oder die Integration)<br />
der Wahrnehmungen<br />
unterschiedlicher Sinnesmodalitäten die Bedeutung<br />
von Dingen in der Welt und lernen mit<br />
den Anforderungen, die die Umwelt an uns<br />
stellt umzugehen (Lewkowicz & Lickliter, 1994).<br />
Die Vorstellung der Konvergenz ist zentraler<br />
Bestandteil der Theorie der Sensorischen Integration<br />
und der daraus abgeleiteten Interventionsmöglichkeiten.<br />
Diese Theorie geht davon<br />
aus, dass der Vorteil der gegenseitigen Beeinflussung<br />
unterschiedlicher Sinnessysteme<br />
dazu genutzt werden kann, Kindern, die bei der<br />
Modulation oder Diskriminierung in irgendeinem<br />
Sinneskanal Schwierigkeiten haben, zu<br />
helfen (Williamson, G.G. & Anzalone, M.E,<br />
(2001)).