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Untitled - Elternverein Baden-Württemberg

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CURRICULUM CURRICULUM - TRANSITION - Ausbildung zum/r Übergangsbegleiter/in für frühkindliche Bildungsprozesse - Socrates Grundtvig 1.1 Projekt<br />

2. Modul<br />

„Elternpartizipation in Bildungsprozessen”<br />

eine Einstellungsänderung bewirken. Auch sie<br />

haben sich auf einen weiten Bildungsbegriff<br />

einzustellen, der sich bewusst von einer Verengung<br />

auf funktionsorientierte schulische Bildung<br />

abgrenzt, frühe Bildungsentmutigungen<br />

in der Vorschulzeit vermeidet und auf Bildungsermutigung<br />

gerichtet ist.<br />

Ein Gelingen dieses Perspektivenwechsels<br />

setzt gerade auf Elternseite Verständigungsarbeit<br />

voraus. Auch sie müssen den veralteten<br />

Lernbegriff revidieren, der davon überzeugt ist,<br />

dass man den Kindern einfach Wissen, Fähigkeiten,<br />

Fertigkeiten, Qualifikationen beibringen<br />

und diese wie in einem vorgefertigten Katalog<br />

abhaken und überprüfen könne. Dagegen steht<br />

die Auffassung vom aktiv-konstruierenden<br />

Kind, das seine Wahrnehmungs-, Deutungsund<br />

Handlungsmuster zu einem Selbst- und<br />

Weltbild zunehmend ausdifferenziert und im<br />

Kindergarten auf einen reichen Kontext angewiesen<br />

ist. Eltern wie Erzieherinnen müssen<br />

sich der Bedeutung frühkindlicher Bildungsprozesse<br />

bewusst werden und ihre Erziehungsarbeit<br />

als Antwort von erwachsenen Personen<br />

auf die Bildungsbewegung des Kindes begreifen.<br />

Die Bildungsprozesse bleiben Sache des<br />

Kindes, aber Erziehung ermöglicht und unterstützt<br />

sie und fordert sie auf immer höherem Niveau<br />

heraus. Verständigung über Bildung und<br />

Erziehung ist vor dem Hintergrund eines ausdifferenzierten<br />

und oft kontroversen Diskussionshintergrunds<br />

eine vordringliche Aufgabe<br />

zwischen Kindergarten und Elternhaus. Dabei<br />

fehlt es an kompetenten Moderatoren, mit<br />

deren Hilfe ein “public understanding of science”<br />

auf Elternseite befördert und ihnen Teilhabe am<br />

Diskurs über Bildung und Erziehung ermöglicht.<br />

Das Selbstverständnis der Schule ist durch<br />

den grundgesetzlichen Anker in Artikel 7 des<br />

Grundgesetzes geprägt: „Das gesamte Schulwesen<br />

steht unter der Aufsicht des Staates.“<br />

Hierin gründen hoheitliche Traditionen, die<br />

auch in Formen und Haltungen mit Eltern ihren<br />

Niederschlag finden. Sie werden gleichsam mit<br />

ihrem Kind eingeschult in eine Schule, die zu<br />

Beginn besonders durch die Erwartung der<br />

Schulfähigkeit und Schulbereitschaft geprägt<br />

ist. Lehrkräfte setzen voraus, dass im Kindergarten<br />

“systematischer” gelernt werden muss.<br />

Sie konzentrieren sich noch immer allzu sehr<br />

I. Transition<br />

auf die sogenannten Defizite der Kinder und<br />

deren unzureichende Vorbereitung auf die<br />

schulische Anforderungsstruktur. So sehen sich<br />

die Eltern konfrontiert mit hohen Leistungserwartungen,<br />

die viele ungebremst an die Kinder<br />

weitergeben und dabei Überbeanspruchung<br />

und Überforderung in Kauf nehmen. Andere<br />

wiederum versuchen “Kinder-Zeit” zu gewinnen,<br />

indem sie Kinder vom Schulbesuch zurückstellen<br />

und ihnen noch ein Jahr Schonraum gewähren.<br />

In beiden Fällen ist die Beziehung<br />

zwischen Schule und Familie durch Unterlegenheitsgefühle<br />

bestimmt. Den Eltern wird die<br />

Kompetenz abgesprochen, schulisches Lehren<br />

und Lernen qualifiziert beurteilen zu können;<br />

die Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich im Hinblick<br />

auf die kindliche Persönlichkeitsentwicklung<br />

unterlegen, weil sie diese der elterlichen<br />

Erziehungsleistung zuweisen. Im Erziehungsalltag<br />

der Schule führt dies zu Rivalitätskonflikten,<br />

die auf beiden Seiten Ängste aufbauen.<br />

Die Ängste der Eltern – obwohl empirisch kaum<br />

erforscht – rühren aus diesen Unterlegenheitsgefühlen.<br />

Je niedriger der Bildungsstatus der<br />

Eltern, desto mehr Angst haben sie vor den<br />

akademisch gebildeten Lehrern. Je weniger<br />

sich Eltern kompetent für schulische Lernsituationen<br />

fühlen, desto mehr sind ihre Kinder den<br />

Lehrerinnen und Lehrern ausgeliefert und<br />

desto weniger Hilfe können sie von den Eltern<br />

erhalten. Aber auch die Lehrer haben, obwohl<br />

sie in der überlegenen Position sind, dennoch<br />

mit Ängsten unterschiedlicher Art zu kämpfen:<br />

î - Leistungsängste, die bei hohen Leistungserwartungen<br />

der Eltern oder Vorgesetzten<br />

auftreten;<br />

î - Autoritätsängste, die mit Ansprüchen der<br />

Eltern an das Sozialverhalten in Schulklassen<br />

zusammenhängen;<br />

î - Helferängste, die dann auftreten, wenn<br />

sie über ihren Schatten springen wollen,<br />

und sich doch bei persönlichen Schwierigkeiten<br />

ihrer Schüler in der Familie oder anderswo<br />

engagieren;<br />

î - Kompetenzängste, die bei Lehrerinnen<br />

und Lehrern im Umgang mit solchen Eltern<br />

entstehen, die selbst Lehrer sind oder<br />

als hoch qualifizierte Fachleute ein Unterlegenheitsgefühl<br />

entstehen lassen.

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