Untitled - Elternverein Baden-Württemberg
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CURRICULUM - TRANSITION - Ausbildung zum/r Übergangsbegleiter/in für frühkindliche Bildungsprozesse - Socrates Grundtvig 1.1 Projekt<br />
6. Modul „Musisch-künstlerische Bildung“<br />
3. Von der funktionalen Bedeutung des Unterrichtsgegenstandes<br />
Musikerziehung in<br />
einem komplexen Bildungsbegriff<br />
Der Erwerb von ‚Bildung’ ist stets mit einer Steigerung<br />
von Kompetenzen verknüpft. Musik als<br />
kreative menschliche Ausdrucksform ist demnach<br />
ein Kulturgut, das jeder heranwachsenden<br />
Generation neu mitgegeben werden muss.<br />
Dazu einige Überlegungen<br />
î Musikalisches Können ist eine additive<br />
biographische Schlüsselkompetenz, die<br />
alle Sichtweisen des jeweils Einzelnen lebenslang<br />
beeinflusst<br />
î Das Denken in musikalischen Kenntnissen<br />
und Anschauungen vermittelt eine<br />
einzigartige Welt von Symbolen, die sonst<br />
nirgendwo in ähnlicher Weise wirksam<br />
sind<br />
î Das Vortragen (oder zu mindestens das<br />
Einstudieren) von Musikstücken bedeutet<br />
stets eine sehr persönliche kulturelle Interpretation<br />
und ein schöpferisches Nachvollziehen<br />
î Wer ein Instrument beherrscht, verfügt<br />
über einen lebenslangen Begleiter<br />
Wenn man von den vielen – leider viel zu oft<br />
beschworenen – „Umwegrentabilitäten“ der<br />
Musikerziehung wie<br />
î von der Schärfung der Sinneswahrnehmungen<br />
im auditiven, visuellen, taktilen,<br />
motorischen und intellektuellen Bereich,<br />
î von den körperlichen Bildungs- und Schulungsfunktionen<br />
(Stärkung der Muskulatur,<br />
der Feinmotorik, des Bewegungsgefühls,<br />
der Durchblutung des Gehirns und der<br />
Gliedmaßen, der Regulation und Intensivierung<br />
der Atmung, der Fähigkeit des<br />
Spannens und Lösens,<br />
î von der evidenten Steigerung und Erweiterung<br />
der Gehirnkapazitäten und der besseren<br />
Verknüpfung der beiden Hemisphären<br />
unseres Gehirns bzw. der gewaltigen<br />
Steigerung der Fähigkeit komplexe Bilder<br />
zu erfassen und nachzuvollziehen,<br />
î von den zahlreichen Möglichkeiten Kreativität<br />
zu wecken und zu fördern,<br />
î von den sozialen und kommunikativen<br />
Kompetenzen (Teamfähigkeit),<br />
II. Themen<br />
î den Herausforderungen Probleme rasch<br />
zu erfassen und in eigener Kompetenz zu<br />
lösen<br />
endlich einmal absieht, dann ist als wohl wichtigste<br />
Funktion der musikalischen Ausübung<br />
jenes Glücksgefühl hervorzuheben und anzustreben,<br />
das kaum durch irgendein anderes<br />
Gefühl in ähnlicher Weise zu substituieren ist.<br />
4. Musik als einzigartiger emotionaler Faktor<br />
Es gibt wohl niemanden, der musikalisch gebildet<br />
ist und darüber unglücklich wäre, der also<br />
auf seine Fähigkeiten und sein Können am<br />
liebsten verzichten würde; umgekehrt bemerken<br />
viele Menschen ihr Defizit auf musikalischem<br />
Gebiet erst dann, wenn sie begreifen,<br />
dass sie zu spät begonnen haben, sich für musikalische<br />
Bildung ernsthaft zu interessieren.<br />
„Entscheidend für den Prozess der musikalischen<br />
Bildung sind die Pflege der Interessen,<br />
die beständige Herausforderung von Lernen<br />
und Verstehen sowie die Nutzung von Vielfalt.<br />
Auch ein mittleres Können will niemand wirklich<br />
preisgeben, und nur der Dilettant weiss<br />
nicht, was ihm fehlt.“ 5<br />
Ebenso wichtig - auch für das Erzielen der<br />
zuvor genannten Umwegrentabilitäten - ist freilich<br />
auch die Intensität der musikalischen Tätigkeit:<br />
Bloßes gedankenloses Zuhören bewirkt<br />
gar nichts, auch das regelmäßige Besuchen<br />
von Hochkulturevents in der Oper oder im Konzertsaal<br />
bildet nur einen bescheidenen Ansatz,<br />
erst das schöpferische Nachvollziehen, wie es<br />
am ehesten beim aktiven Musizieren entfaltet<br />
werden kann, stellt sicher, dass das so komplexe<br />
Funktionsfeld der Musik, bis hin zum<br />
tiefsten Glücksempfinden, aktiviert wird.<br />
Hören allein ist noch nicht Spielen! Wer nichts<br />
kann und sich trotzdem musikalisch versucht,<br />
fällt auf, und dies nicht angenehm. Auch die<br />
schlechteste Schulband muss über ein Minimum<br />
an musikalischem Können verfügen,<br />
wenn sie vor Publikum auftreten und dabei<br />
mehr tun will, als die Lippen zum Playback zu<br />
bewegen. Das ist Kindern und Jugendlichen<br />
völlig klar, denn sie unterscheiden mühelos musikalisches<br />
Können von Nichtkönnen und sind<br />
auch imstande, die Graduierung des Könnens<br />
zu verstehen. Sie wissen, was „Dilettanten”<br />
sind (meist ohne das Wort zu kennen!), und der<br />
5 Jürgen Oelkers, Festvortrag zur Eröffnung des 7. Landeskongresses der Musikpädagogik in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> am 18. 9. 2003 in Heidelberg.