Untitled - Elternverein Baden-Württemberg
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CURRICULUM - TRANSITION - Ausbildung zum/r Übergangsbegleiter/in für frühkindliche Bildungsprozesse - Socrates Grundtvig 1.1 Projekt<br />
3. Modul<br />
„Entwicklungspsychologische Ansätze”<br />
Glenn et al. (1981) konnten zeigen, dass Babys<br />
bestimmten Geräuschen mehr Aufmerksamkeit<br />
widmen. Beispielsweise ziehen sie Singen und<br />
weibliche Stimmen anderen Geräuschen vor.<br />
Besonders aufmerksam lauschen sie der<br />
Stimme der eigenen Mutter (DeCasper &<br />
Spence, 1991). Babys im Alter von zwei Tagen<br />
können bereits zwischen einem Gespräch zwischen<br />
Erwachsenem und Kind, das durch eine<br />
übertriebene und hohe Intonation gekennzeichnet<br />
ist, und einem Gespräch unter Erwachsenen<br />
unterscheiden (Cooper & Aslin,<br />
1990). Bereits fünf Monate alte Säuglinge können<br />
zwischen den Intonationen, die Anerkennung<br />
und Missbilligung ausdrücken unterscheiden,<br />
selbst wenn sie in unterschiedlichen<br />
Sprachen geäußert werden (Fernald, 1993).<br />
Nach Lewkowicz (1996) und Pickens (1994) erlangen<br />
Säuglinge bereits im Alter von fünf Monaten<br />
die Fähigkeiten, die Richtung aus der<br />
Geräusche kommen zu lokalisieren, nach ihrer<br />
Quelle zu suchen und diese ausfindig zu machen<br />
und selektiv auf ein Geräusch zu hören<br />
und ein anderes zu unterdrücken. Bezüglich<br />
dieser Fähigkeiten konnten kulturelle Unterschiede<br />
festgestellt werden. Diese scheinen<br />
teilweise auf genetische, teilweise auf Erfahrungen<br />
in der Familie oder der Gesellschaft zurückgeführt<br />
werden.<br />
Das Gleichgewichtssystem liegt im knöchernen<br />
Labyrinth des Schädels und ist dem Hörsystem<br />
angeschlossen. Es besteht aus drei Strukturen<br />
des Innenohres: den Bogengängen, dem Sacculus<br />
und dem Utriculus. Die Bogengänge registrieren<br />
die Geschwindigkeit, Kraft und<br />
Richtung einer Kopfbewegung (beispielsweise<br />
bei der Kopfdrehung oder dem Schaukeln).<br />
Sacculus und Utriculus hingegen reagieren auf<br />
die Schwerkraft und lineare Bewegungen.<br />
Informationen des Gleichgewichtssystems tragen<br />
bei zu:<br />
î Regulation des Muskeltonus und der Koordination<br />
î Balance und Gleichgewicht<br />
î okulomotorischer Kontrolle (z.B. Kontrolle<br />
der Augenbewegungen, um während einer<br />
Bewegung ein stabiles Gesichtsfeld aufrecht<br />
zu erhalten)<br />
î Erregungszustand (z.B. Aufrechterhalten<br />
und Wechseln zwischen Wachheitszuständen<br />
und Schlaf)<br />
î Aufmerksamkeitslevel (z.B. gezieltes Richten<br />
und Aufrechterhalten des Aufmerksamkeitsfokusses)<br />
î emotionaler Zustand<br />
Bei Babys, die am Termin geboren werden, ist<br />
das Gleichgewichtssystem bereits relativ ausgereift.<br />
Wie die Liste der Funktionen vermuten<br />
lässt, hat dieses System bedeutende Auswirkungen<br />
auf die Erfahrungen von Kindern, Krabbelkindern<br />
und natürlich von uns allen. Eltern<br />
und Betreuungspersonen lernen schnell, dass<br />
sanftes, rhythmisches Wiegen ein Baby beruhigt,<br />
und dass schnelle, arrhythmische Bewegungen<br />
das Aktivitätsniveau erhöhen.<br />
Betrachten wir einmal einen Vater bei wildem<br />
Spiel mit seiner 9 Monate alten Tochter. Er sitzt<br />
auf dem Sofa und lässt sie energisch auf seinem<br />
Schoß springen. Sie quietscht vor Freude<br />
(hohes Erregungsniveau), schaut ihn intensiv<br />
an (erhöhte Aufmerksamkeit) und kichert vor<br />
Vergnügen (positiver emotionaler Affekt). Ihre<br />
Muskeln spannen sich an (erhöhter Muskeltonus)<br />
und sie versucht beim Sitzen aktiv die Balance<br />
zu halten (Gleichgewichtsreaktionen). Ihr<br />
visuelles und ihr Gleichgewichtssystem arbeiten<br />
zusammen um das Kind unbewusst darüber<br />
zu informieren, ob sie sich bewegt, ob ihr<br />
Vater sich bewegt oder ob sie sich zusammen<br />
bewegen. Noch mehr wird das Gleichgewichtssystem<br />
aktiviert, wenn ihr Vater beginnt,<br />
das Kind in die Luft zu werfen. Ihre Antwort ist<br />
II. Themen 91