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Untitled - Elternverein Baden-Württemberg

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CURRICULUM - TRANSITION - Ausbildung zum/r Übergangsbegleiter/in für frühkindliche Bildungsprozesse - Socrates Grundtvig 1.1 Projekt<br />

6. Modul „Alte Werte - Neue Wege“<br />

das fächerübergreifende Prinzip oder auf<br />

breitere Lernfelder Bedacht nimmt, auf Sinnhaftigkeit<br />

und Aktualität zu überprüfen. Im Gegensatz<br />

dazu muss die bewusste Förderung<br />

der unterschiedlichen persönlichen Begabungen<br />

und Interessen der Jugendlichen als die<br />

neue und zentrale Kategorie einer individualitätsorientierten<br />

Pädagogik und Didaktik betrachtet<br />

werden, welche eine intensive Zuwendung<br />

gegenüber dem Einzelnen für alle Lehrer<br />

in allen unseren allgemeinbildenden und berufsbildenden<br />

Schulen unverzichtbar machen<br />

sollte!<br />

Damit sind wir im Schulwesen an einem grundsätzlichen<br />

Entscheidungs- bzw. Wendepunkt<br />

angelangt, weil die angerissenen Probleme<br />

weit über methodische oder didaktische Überlegungen<br />

hinausreichen, vielmehr in den weiten<br />

Kontext unserer Vorstellungen über eine<br />

zukünftige Kultur der Menschheit gehören.<br />

So wie sich die uns anvertrauten jungen Menschen<br />

mit großer Sorge fragen, welches Ziel<br />

und welche Richtung ihr Leben in dieser so problematisch<br />

gewordenen Welt anstreben soll, so<br />

müssen Erzieher sich immer wieder der Frage<br />

stellen, aus welchen Quellen sie ihre Hoffnung<br />

für die Richtigkeit ihres Tuns schöpfen sollen,<br />

um die nächste Generation zu ermutigen und<br />

ausreichend auf eine sehr unsicher gewordende<br />

Zukunft vorzubereiten. Eine derartige<br />

Hoffnung darf allerdings keineswegs der Erhaltung<br />

unserer täglichen Bequemlichkeit oder der<br />

Sicherung unseres Wohlstandes gelten, vielmehr<br />

kann der Horizont nicht weit genug sein<br />

und muss stets ins Grundsätzliche der gesellschaftspolitischen<br />

Dimension erstreckt werden.<br />

„Erziehung und Bildung sollen dem Menschen<br />

ermöglichen, als Individuum ein verantwortungsvoll<br />

selbstbestimmtes und<br />

sinnvoll erfülltes Dasein zu führen und als<br />

Glied einer freien, demokratischen Gemeinschaft<br />

seinen Beitrag zu leisten.“ 20<br />

Die fundamentale Frage, in welcher Weise der<br />

Mensch sich künftig in dieser von ihm selbst<br />

geschaffenen Welt behaupten kann – und dies<br />

unter den Aspekten eines riesigen Angebots<br />

von Printmedien, Rundfunkstationen, Kabelund<br />

Satellitenanschlüssen, einer explodierenden<br />

Videoszene und nunmehr schon fast bedrohlicher<br />

Informationssysteme sowie Com-<br />

20 Schweizer Musikrat, 1997, p. 3<br />

21 Ehrenforth, 1985, p. 49 - 52<br />

II. Themen<br />

puter-Networks und des Internets - wird allerdings<br />

auch durch weitreichende Schulreformen<br />

allein nicht zu beantworten sein.<br />

Faszinierend, erschreckend und zugleich unbegreiflich<br />

ist dabei das Phänomen, dass „der<br />

Konsument“ offensichtlich größten Wert auf die<br />

ständige Erweiterung des Medienangebots<br />

legt; als schizophren müssen dementsprechend<br />

die Standpunkte mancher Politiker erachtet<br />

werden, wenn es gilt, die „Mediensucht<br />

der Gesellschaft“ zu begründen, statt den erziehlichen<br />

Zielsetzungen durch das Elternhaus<br />

und/oder die Schule im Bereich des Gesprächs,<br />

der Diskussion, der Auseinandersetzung,<br />

ja sogar der Konfrontation, also im<br />

Bereich der menschlichen Sozialkontakte, vorrangigen<br />

Stellenwert zuzumessen.<br />

Bei Betrachtung dieses nicht eben erfreulichen<br />

Szenarios müssen wir immer wieder ganz entschieden<br />

beklagen, dass „über die psychologischen,<br />

pädagogischen, insbesondere aber die<br />

familien-, bildungs- und kulturpolitischen Aspekte<br />

erst dann zu reflektieren begonnen wird,<br />

wenn die politisch-technologischen Entscheidungen<br />

bereits gefallen sind“. 21<br />

Angesichts all dieser von ökonomischen und<br />

technologischen Überlegungen präformierten<br />

Erkenntnisse kann nur die Kulturpolitik im weitesten<br />

Sinn sowie die ganz entschiedene und<br />

vorrangige Förderung des „Humanums“ im Hinblick<br />

auf die bewusste Mobilisierung und Aktivierung<br />

(noch) vorhandener schöpferischer<br />

Kräfte in unserer Jugend zumindest einen sinnvollen<br />

Weg aufzeigen, der uns aus den geschilderten<br />

Dilemmata herausführen könnte;<br />

etwa durch Standortbestimmung und neues<br />

Selbstverständnis mit dem gleichzeitigen Blick<br />

nach vorne unter dem Aspekt des geeinten und<br />

ständig größer werdenden Europas, aber auch<br />

durch nach außen demonstriertes Selbstbewusstsein,<br />

um aus der Realität der vielfach<br />

noch herrschenden Randsituation innerhalb<br />

der Akzeptanz schulischer Fächer auszubrechen.<br />

Verantwortung und Verpflichtung<br />

Wie kaum eine andere Region dieses Kontinents<br />

hat Mitteleuropa sowohl in seiner Vergangenheit<br />

als auch in seiner Gegenwart als<br />

kultureller Sender und Empfänger immer eine

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