Untitled - Elternverein Baden-Württemberg
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CURRICULUM - TRANSITION - Ausbildung zum/r Übergangsbegleiter/in für frühkindliche Bildungsprozesse - Socrates Grundtvig 1.1 Projekt<br />
3. Modul<br />
„Entwicklungspsychologische Ansätze”<br />
rigengruppe als wichtiges Setting, das förderlich<br />
auf die Sozialentwicklung wirkt. Erwachsenen-Kind-Beziehungen<br />
wirken durch ihr<br />
asymmetrisches Kräfteverhältnis, bei dem<br />
immer der eine dominiert und kontrolliert eher<br />
erfahrungshemmend auf die kindliche Sozialentwicklung.<br />
Umso wichtiger erscheinen daher<br />
die symmetrisch-reziproken Beziehungen (d.h.<br />
wechselseitig und auf gleichem Niveau) unter<br />
Gleichaltrigen. Nach Ahnert (2003) gibt es jedoch<br />
bislang noch keine Studie, die Entwicklungsdefizite<br />
oder -abweichungen aufgezeigt<br />
hätte, wenn diese Entwicklung erst im Vorschulalter<br />
einsetzt. Daher gilt die Frage, inwieweit<br />
die frühen Anfänge der Peer-Interaktion<br />
auf die Phänomene späterer Peer-Beziehungen<br />
hinführen, als noch weitgehend unbeantwortet.<br />
Anhand zahlreicher Beobachtungen läßt sich<br />
eindeutig feststellen, dass Kleinstkinder und<br />
auch Säuglinge bereits ein soziales Interesse<br />
an anderen Kindern zeigen und auf diese anders<br />
reagieren als auf Erwachsene. Von Anfang<br />
an sind sie aktiv an der Kommunikation<br />
beteiligt und benutzen dafür vorsprachliche<br />
Verständigungsformen wie Mimik, Gestik,<br />
Laute und Lächeln. Bereits mit einem halben<br />
Jahr sind sie in der Lage, ihre Kontaktversuche<br />
in Abstimmung mit der Reaktion des anderen<br />
Kindes zu steuern. Wollen Kinder beispielsweise<br />
ein anderes Kind berühren, so versuchen<br />
sie zunächst dessen Interesse zu<br />
wecken. In der Regel kommt es nur dann tatsächlich<br />
zu Berührung, wenn das Gegenüber<br />
auf diese Kontaktinitiative, auch mit Interesse<br />
reagiert (Schneider und Wüstenberg, 1993).<br />
Gegenstände werden bereits ab der zweiten<br />
Hälfte des ersten Lebensjahres benutzt, um in<br />
Kontakt zu treten. Die wichtigste Fähigkeit, um<br />
Kontakt herzustellen, ist die Imitationsfähigkeit.<br />
Im Alter von ein bis zwei Jahren dient sie als<br />
Mehrzweckstrategie, da sie sowohl die entscheidende<br />
Methode zur Initiierung und Aufrechterhaltung<br />
von Interaktionen ist, als auch<br />
aufgrund der Nachahmung von Sprache und<br />
Lauten, Gestik, Mimik und Körperbewegungen<br />
durch ein anderes Kind das eigene Selbstbild<br />
emotional bestätigt wird (Schneider und Wüstenberg,<br />
2001). Beim Nachahmen geht es um<br />
wesentlich mehr, als um simples Kopieren von<br />
II. Themen<br />
Verhaltensweisen: Nachahmen erfordert erste<br />
Abstimmungsprozesse, z.B. darüber, wer vormacht<br />
und wer nachahmt. Zudem werden stetig<br />
neue Varianten eingebracht und somit die<br />
kreative Ausgestaltung gefördert.<br />
Das Besondere an der Beziehung zwischen<br />
Kindern ist die Ähnlichkeit der Spielpartner: Die<br />
Chance, dass eine gemeinsame Problemlösung<br />
erarbeitet und keine durch Erwachsene<br />
vorgefertigte übernommen wird, ist in einer<br />
symmetrisch-reziproken Beziehung größer<br />
(von Salisch, 1993). Zudem zwingt der Austausch<br />
zwischen Gleichaltrigen zu frühem<br />
Nachdenken über die Vorstellungen und Gefühle<br />
des anderen und beschleunigt somit die<br />
Entwicklung von Perspektivenübernahme und<br />
Moralvorstellungen (Schneider und Wüstenberg,<br />
2001). Auch werden kognitive Konzepte<br />
gefördert. So beschreibt Durkin (1997) beispielsweise,<br />
dass Kleinkinder, die in Gruppen<br />
gemeinsam an den Versuchen zu Mengeninvarianz<br />
von Piaget arbeiten und sich gegenseitig<br />
durch verschiedene Sichtweisen anregen,<br />
erfolgreicher sind, als wenn die Kinder dies alleine<br />
tun.<br />
3.2 Peerbeziehungen<br />
Peerbeziehungen bieten für die Kindesentwicklung<br />
besondere Chancen. In der Psychologie<br />
werden Peers als Individuen definiert, die<br />
etwa das gleiche Alter haben. Meist ist der Altersunterschied<br />
geringer als zwischen Geschwistern.<br />
In den meisten anderen Beziehungen,<br />
insbesondere gegenüber Erwachsenen,<br />
besteht eine Statusungleichheit. Im Umgang<br />
mit den Peers sind die Kinder relativ<br />
gleichberechtigt, was ihre Macht und ihren sozialen<br />
Status betrifft (Furmann & Buhrmester,<br />
1985).<br />
Piaget ging davon aus, dass Kinder wegen dieser<br />
relativen Statusgleichheit gegenüber Peers<br />
offener und spontaner sind als gegenüber Erwachsenen.<br />
Er bemerkte, dass Kinder die<br />
Überzeugungen und Regeln der Erwachsenen<br />
oftmals nur aus Gehorsam akzeptieren und<br />
nicht auf der Basis von Verständnis und Zustimmung<br />
(Youniss, 1980). Es ist wahrscheinlicher,<br />
dass die Kinder gegenüber Gleichaltrigen<br />
die Vorstellungen anderer offen kritisieren,<br />
um Rückmeldung bitten oder ihre eigenen<br />
Ideen erläutern (Kruger & Tomasello,