Untitled - Elternverein Baden-Württemberg
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CURRICULUM - TRANSITION - Ausbildung zum/r Übergangsbegleiter/in für frühkindliche Bildungsprozesse - Socrates Grundtvig 1.1 Projekt<br />
6. Modul „Alte Werte - Neue Wege“<br />
fördern, die über eine ausgeprägte Wertfundierung<br />
verfügen und sich in den Dienst der Gesellschaft<br />
stellen. Verantwortung tragen heißt<br />
vor allem, für die Gesellschaft da sein und<br />
nicht, sich ihrer zu bedienen oder sich über sie<br />
zu erheben.<br />
Die Schule der Zukunft<br />
Wer sich mit den Schulsystemen der europäischen<br />
Länder allgemein befasst, ortet überall<br />
eine gewisse Ratlosigkeit über deren Zielsetzungen,<br />
ein Zustand der sich nunmehr seit gut<br />
dreißig Jahren europaweit in unzähligen Schulversuchen,<br />
Schulreformen, Schulgesetznovellen<br />
und anderen Maßnahmen manifestiert.<br />
Dabei sollte die allenthalben fühlbare Sinnkrise<br />
unserer Gesellschaft durch grundsätzlich neue<br />
Impulse, neue Unterrichtsgegenstände, neue<br />
Unterrichtsprinzipien, neue Bildungsbereiche,<br />
(neue) Bildungsstandards oder neue pädagogische<br />
Strategien bewältigt werden. So lobenswert<br />
(und längst überfällig) die Bemühungen<br />
um Neuorientierung und Weiterentwicklung<br />
des Schulwesens auch sein mögen, so<br />
wenig modern erscheinen im Grunde die vorgeschlagenen<br />
Methoden und Begriffe. Plakative<br />
Schlagwörter wie „Sichten und Lichten“,<br />
„Ballast abwerfen“, „Kopflastigkeit beseitigen“,<br />
Selektion von „Kern- und Erweiterungsbereichen“,<br />
„Einführung offener Lernformen“, Bildung<br />
von „Kopf, Herz und Hand“ reichen weit<br />
ins 19. Jahrhundert oder in die Zeit nach dem<br />
1. Weltkrieg zurück und müssen leider als „alte<br />
didaktische Hüte“ oder als „pädagogische Fossilien“<br />
eingestuft werden, selbst dann, wenn sie<br />
immer noch praktikabel sind. Auch die heute<br />
überall in Europa so beliebte Schulautonomie<br />
wird so lange pädagogisch ineffizient bleiben,<br />
bis sie sich des Junktims mit den eigentlich zugrunde<br />
liegenden Sparzwängen entledigt hat!<br />
Nach dem leider allzu kalmierenden „Cordoba-<br />
Effekt“ 18 im Zusammenhang mit der PISA-Studie<br />
2001 (in welcher Österreich deutlich vor<br />
Deutschland rangierte) haben erst die nicht beglückenden<br />
Ergebnisse der jüngsten PISA-Studie<br />
die Politik und die Öffentlichkeit aufgerüttelt<br />
und zugleich zur öffentlichen Bildungsverunsicherung<br />
und schulpolitischen Ernüchterung<br />
beigetragen. Die seither zu Tage geförderten<br />
Reformvorhaben tragen nicht den Stempel<br />
einer effizienten Trendumkehr und sind weiter-<br />
18 bei der Fußball-WM 1978 hat Österreich bekanntlich Deutschland 3:2 besiegt ...<br />
19 Schüssel, Austria plus, Heft 4/5 1997, p. 3<br />
hin vom „schulpolitischen Kuhhandel“ belastet.<br />
Die Einführung der Gesamtschule (ebenfalls<br />
ein alter Hut) als den nun richtigen Weg zu bezeichnen<br />
ist weder ein Zeichen für wohlverstandene<br />
Begabtenförderung noch für effiziente<br />
Verbesserung jener Bereiche, in welchen<br />
die PISA-Studie die gravierensten Defizite<br />
aufgezeigt hat.<br />
Wenn Bundeskanzler Wolfgang Schüssel bereits<br />
1997 ausgeführt hat, „der Wettbewerb<br />
von morgen wird heute in der Schule entschieden“<br />
19 dann ist dies zwar immer noch<br />
grundsätzlich richtig, bedarf aber eines totalen<br />
und radikalen Umdenkens über den Sinn und<br />
die Funktion der Schule. Angesichts der beherrschenden<br />
elektronischen Medienflut und in<br />
Anbetracht der neuen Informationstechnologien<br />
ist es dringend notwendig, ja sogar längst<br />
überfällig, die Aufgaben schulischer und außerschulischer<br />
Menschenbildung neu zu bewerten<br />
und sich an der skizzierten neuen<br />
Forderung für die Erweiterung gegenwärtiger<br />
Allgemeinbildung zu orientieren.<br />
Die Neudefinierung der allgemeinen Bildungsziele<br />
wie Selbstkompetenz, soziale Kompetenz,<br />
Eigenverantwortlichkeit und Mündigkeit,<br />
Teamfähigkeit, Lern- und Fortbildungsfähigkeit,<br />
Kreativität, Kommunikationsfähigkeit, ganzheitliche<br />
Persönlichkeitsentwicklung und vor allem<br />
die selbstverständliche Bereitschaft zum „Life<br />
Long Learning“ sind von übergeordneter Bedeutung<br />
und weit vor sämtlichen fachspezifischen<br />
Lernzielen der einzelnen Unterrichtsgegenstände<br />
einzuordnen. Zudem hat der Intelligenz-Quotient<br />
(IQ) mehr und mehr an Bedeutung<br />
verloren und wird zunehmend durch<br />
den Emotional-Quotienten (EQ) ersetzt.<br />
Der Verschiedenheit junger Menschen und<br />
ihrer Ansprüche kann heute daher nur eine wesentlich<br />
individuellere und vor allem stärker differenzierte<br />
Ausbildung entsprechen, als sie<br />
derzeit noch häufig in Curricula, Lehr- oder Studienplänen<br />
aufscheint. Darüber hinaus müssten<br />
endlich die im heutigen Schulwesen noch<br />
immer verankerten (traditionell historisch orientierten)<br />
Unterrichtsgegenstände auf ihre<br />
Existenzberechtigung in der Schule von morgen<br />
hinterfragt werden; zumindestens ist ihre<br />
derzeitige starr abgegrenzte Konturierung und<br />
ihre innere Strukturierung, die viel zu wenig auf<br />
II. Themen 149