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Untitled - Elternverein Baden-Württemberg

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144<br />

CURRICULUM - TRANSITION - Ausbildung zum/r Übergangsbegleiter/in für frühkindliche Bildungsprozesse - Socrates Grundtvig 1.1 Projekt<br />

6. Modul „Alte Werte - Neue Wege“<br />

zeigen und sie unbeschadet ihrer Unterschiedlichkeit<br />

in ihrem strukturellen Zusammenhang<br />

darstellen.<br />

Zuerst einmal kann traditionelle Allgemeinbildung<br />

nur von einer auf Grundfragen menschlichen<br />

Lebens beruhenden zweckfreien<br />

Bildung getragen werden. Teilhabe an der<br />

Kultur kann nicht auf unreflektierter Tradition<br />

beruhen. Sie bedarf vielmehr des Lernens, der<br />

Kenntnisse, der Reflexion – mithin der Bildung. 4<br />

Dementsprechend wäre es ein Irrtum zu glauben,<br />

Erziehung müsste vor allem Wissen vermitteln.<br />

„Viel wichtiger, und zunehmend<br />

wichtiger wird es jedoch, mit der Unwissenheit<br />

umgehen zu können.“ 5<br />

Ein zweiter Aspekt der formale Bildung<br />

gründet sich in folgenden drei Bereichen:<br />

î Techniken der Planung von systematischer<br />

Arbeit zu beherrschen,<br />

î Kompetenzen zur Bewältigung von Problemen<br />

zu besitzen und<br />

î über exemplarische, d.h. zentral wichtige<br />

Informiertheit zu verfügen.<br />

Weiter hat Bildung pragmatisch auf Verwendungsbezüge<br />

und Weltorientiertheit ausgerichtetet<br />

zu sein. 6 In diesem Zusammenhang darf<br />

die Bewährung im tätigen Leben als das Wahrheitskriterium<br />

der Bildung gelten.<br />

Ein vierter Aspekt liegt in einer sozial orientierten<br />

Bildung, die immer in der Spannung zwischen<br />

Tradition und Kritik bzw. Bewahrung und<br />

Weiterführung steht.<br />

Darüber hinaus hat (Allgemein)bildung sicherlich<br />

immer auf Selbstbeherrschung und ethische<br />

Entscheidungsfähigkeit zu achten und<br />

hinzuarbeiten.<br />

Zusammenfassend kann daher festgehalten<br />

werden, dass Allgemeinbildung ein Gedankengut<br />

einschließt, das man selten für direkten<br />

Nutzen einsetzt, das einem aber<br />

erlaubt, Detailkenntnisse von transienter<br />

Bedeutung im Tagesgeschäft vernünftig<br />

einzusetzen. Ähnlich lautet auch die durchaus<br />

brauchbare lexikalische Definition: „Allgemeinbildung<br />

ist jener Teil der Bildung, der<br />

allen zukommt oder zukommen sollte, um<br />

jedem eine selbstständige und mitverantwortliche<br />

Teilnahme am gesellschaftlichen<br />

II. Themen<br />

Leben zu ermöglichen. Ziel ist die umfassende<br />

Förderung der im Menschen liegenden<br />

praktischen, emotionalen und geistigen<br />

Fähigkeiten.“ 7<br />

Aus dem zuletzt gesagten ergibt sich nahezu<br />

zwingend, dass Allgemeinbildung (immer<br />

wieder) neu definiert werden muss. Eine Argumentation,<br />

die auch in den Überlegungen<br />

von Wolfgang Klafki (dem Doyen der wissenschaftlichen<br />

Beschäftigung mit Allgemeinbildung)<br />

immer wieder auftaucht. 8<br />

Schon 1980 formulierte übrigens Heinrich Roth<br />

auf dem Bildungskongress der Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft 9 in seiner kritischen<br />

Bewertung der damaligen bildungspolitischen<br />

Situation: „Was Allgemeinbildung<br />

heißen kann, muss und wird neu entdeckt<br />

werden.“ 10<br />

Überaus detailreich analysiert Theodor Wilhelm<br />

seine Überlegungen zur Allgemeinbildung; sie<br />

setzt voraus,<br />

î dass man nicht alles zu wissen braucht,<br />

aber ein weiter Gesichtskreis zur Verfügung<br />

steht;<br />

î dass dieser Gesichtskreis auch die Zukunft<br />

umfasst und dass man sich für diese<br />

Zukunft verantwortlich weiß;<br />

î dass hochrangige berufliche Spezialisierung<br />

die Empfänglichkeit für anderes nicht<br />

verschließt;<br />

î dass das Bedürfnis, alles immer noch einmal<br />

zu überdenken, nicht erloschen ist,<br />

und dass man sich dazu die nötige Zeit<br />

nimmt;<br />

î dass man in der Lage ist, das Einzelne in<br />

den Zusammenhang des Ganzen zu stellen;<br />

î dass man über dem Sehen und Hören das<br />

Fragen nicht vergisst;<br />

î dass man sich nicht geniert, Nichtwissen<br />

zuzugeben;<br />

î dass man sich nicht zu gut ist, immer wieder<br />

zu den elementaren Fragen zurückzukehren;<br />

î dass man tolerant ist gegenüber der Meinung<br />

anderer, daher auch neugierig, sie<br />

zu erfahren;<br />

4 Fuhrmann, p. 28f.<br />

5 Treml, p. 536<br />

6 vgl. Messner, p. 403f.<br />

7 Bibliographisches Institut F. A. Brockhaus AG<br />

8 Ein unverzichtbares Element ist, dass sie jedem ermöglichen muss, selbstbestimmt leben zu können. Und prinzipiell muss es einen Kern geben, der alle<br />

verbindet.<br />

9 GEW = Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (im deutschen Gewerkschaftsbund)<br />

10 Roth, p. 7-11

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