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89. Sitzung - Bayerischer Landtag

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6360 <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 14.Wahlperiode Plenarprotokoll 14/89 v. 15.05.2002<br />

einigermaßen näher kommen. Aus diesem Grund meine<br />

ich: Der Worte sind genug gewechselt, nun lasst uns<br />

endlich Taten sehen.<br />

Herr Präsident, meine sehr verehrten Kolleginnen und<br />

Kollegen, erlauben Sie mir dennoch ein paar Worte<br />

dazu. Dieses Anliegen wird nicht das erste Mal vorgetragen.<br />

Seitdem ich Mitglied des Bayerischen <strong>Landtag</strong>s bin,<br />

habe ich mit konstanter Regelmäßigkeit alle zwei Jahre<br />

einen etwas anders formulierten Antrag eingebracht.<br />

Erlauben Sie mir dennoch einige Bemerkungen zum<br />

Begriff der demographischen Entwicklung. Wir alle tragen<br />

dieses als Argument vor uns her. Wir wissen, dass<br />

ein Fünftel der bayerischen Bevölkerung 80 Jahre und<br />

älter ist und dass es in drei Jahrzehnten etwa 35% sein<br />

werden, also ein Drittel der Bevölkerung.<br />

Bevölkerungswissenschaftler, die sich mit dem Thema<br />

beschäftigen, mahnen – meiner Meinung nach vollkommen<br />

zu Recht –, mit dem Schlagwort der Überalterung<br />

der Gesellschaft vorsichtig umzugehen. Ich möchte das<br />

ausdrücklich unterstützen. Allerdings dürfen wir nicht so<br />

tun, als ginge uns diese Entwicklung nichts an und könnten<br />

sie nur am Rande zur Kenntnis nehmen. Nein, wir<br />

müssen auf die damit verbundenen Fragen Antworten<br />

finden, und ich bin der festen Überzeugung, dass wir die<br />

Antworten, die wir dringend brauchen, uns bei denen<br />

holen sollen, die sie direkt betreffen.<br />

(Beifall der Frau Abgeordneten Steiger (SPD))<br />

Auf jeden Fall und generell muss gelten – das ist mit dem<br />

Gesetzentwurf auch nicht beabsichtigt –, dass wir den<br />

alten Menschen keinen Sonderstatus zuweisen, dass wir<br />

keine Extraprogramme für sie entwickeln wollen, dass<br />

wir uns keine speziellen Lebensbereiche für sie ausdenken,<br />

weil das nicht nur völlig unsinnig wäre, sondern weil<br />

die alten Menschen dies auch gar nicht wollen.<br />

Ziel muss sein, dass die Anliegen der Älteren und Alten<br />

bei uns und überall, wo wir politisch tätig sind, immer<br />

dann eine Rolle spielen, wenn es um den Erhalt und die<br />

Verbesserung der Lebensqualität der älteren Bevölkerung<br />

geht. Das geht am besten, wenn die Betroffenen an<br />

der Stelle mitentscheiden können, wo die Entscheidungen<br />

fallen und wo sie am meisten betroffen sind. Das ist<br />

nun mal in unseren Kommunen der Fall. Ich verstehe<br />

nicht, warum dies so schwer zu begreifen ist. Die SPD<br />

setzt sich deshalb mit dem Gesetzentwurf dafür ein,<br />

dass in allen Kommunen über 5000 Einwohner Seniorenbeiräte<br />

entstehen. Ich verstehe nicht, was daran so<br />

schlimm sein soll.<br />

Über das Prinzip der Freiwilligkeit, das Schneckentempo<br />

und wohin dies führt, haben wir anlässlich einer anderen<br />

Diskussion schon gehört, wie sich dies entwickelt. Dazu<br />

habe ich bereits Ausführungen gemacht.<br />

Es ist wichtig, dass die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger<br />

dort ein Mitspracherecht bekommen, wo sie<br />

unmittelbar betroffen sind.<br />

Wir haben in den Beratungen erlebt, wie sehr Sie sich<br />

dagegen sperren, liebe Kolleginnen und Kollegen von<br />

der CSU. Deshalb lassen Sie mich Ihnen noch einmal<br />

einen Spiegel vorhalten.<br />

Vielleicht hilft es bei dieser letzten und entscheidenden<br />

Lesung. Sie von der Regierungsfraktion sprechen doch<br />

immer wieder vom Erfahrungsschatz der alten Menschen<br />

und davon, dass man von diesem Erfahrungsschatz<br />

in der Politik profitieren kann. Sie postulieren<br />

immer den Anspruch auf ein sicheres und erfülltes<br />

Leben im Alter. Das geht aber dann am besten, wenn<br />

den alten Menschen selber ein Mitspracherecht gewährt<br />

wird, dieses Mitspracherecht in der Gemeindeordnung<br />

verankert wird und damit nicht mehr von der Meinung<br />

eines einzelnen Gemeinderats oder eines Bürgermeisters<br />

abhängig ist.<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

Viele von Ihnen, Kolleginnen und Kollegen der CSU,<br />

sind insgeheim in diesem Punkt mit uns schon lange<br />

einig. Dann aber kommen immer wieder die Bedenkenträger,<br />

die Sie von den schon längst verstandenen Positionen<br />

wieder abbringen. Kann es sein, dass es Ihnen<br />

vielleicht doch am liebsten wäre, wenn sich unsere<br />

Senioren mit dem zufrieden gäben, was man ihnen vorsetzt?<br />

Sollen sie sich mit Altenclubs, Ausflugsfahrten<br />

oder mit der Vorführung von Videofilmen zufrieden<br />

geben und nur Konsumenten sein? Wer so denkt, der<br />

verkennt, dass sich im Bewusstsein unserer älteren Kolleginnen<br />

und Kollegen eine ganze Menge geändert hat.<br />

Vielleicht merkt es der eine oder andere von Ihnen an<br />

sich selber. Wir kommen doch alle einmal in das Alter,<br />

manche sind schon nahe daran oder gar mitten drin. Sie<br />

sollten den Gedanken aufgreifen, ehrlich zu sich selber<br />

sein und sich überlegen, den älteren Mitbürgerinnen und<br />

Mitbürgern mit diesem Gesetz ein Mitspracherecht dort<br />

zu geben, wo sie leben und wo sie sich wohlfühlen.<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

Präsident Böhm: Als nächster Redner hat Herr Kollege<br />

Heike das Wort.<br />

Heike (CSU): Herr Präsident, meine Damen und Herren<br />

Kollegen! Liebe Frau Kollegin Berg, Sie haben selbst<br />

gesagt: Alle Jahre wieder. Deshalb ist Ihr Hinweis auf die<br />

letzte Chance nicht ganz ernst gemeint. Ich verstehe,<br />

dass Sie nach einer Begründung suchen, warum Sie diesen<br />

Gesetzentwurf wieder einmal bringen.<br />

Was Sie wollen, ist den Unterlagen deutlich zu entnehmen.<br />

Sie wollen die Seniorenbeiräte zwangsweise einführen,<br />

weil die Zahl der älteren Leute zunimmt. Die<br />

Seniorenbeiräte, so steht es in Ihrem Entwurf, hätten bisher<br />

keine genau definierte Kompetenz und keinen<br />

Anspruch auf finanzielle Mittel. Dadurch sei eine vorausschauende<br />

Planung der Aktivitäten nicht möglich. Das<br />

hatten wir alles schon einmal, und wir haben schon<br />

mehrfach darüber diskutiert. Deswegen ist es eigentlich<br />

gar nicht nötig, darauf noch einmal einzugehen.<br />

Brauchen wir wirklich einen zwangsweise eingeführten<br />

Seniorenbeirat? – Sie, Frau Kollegin, sagten, die Alten

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