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89. Sitzung - Bayerischer Landtag

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6374 <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 14.Wahlperiode Plenarprotokoll 14/89 v. 15.05.2002<br />

Trotz einiger weniger konstruktiver Ansätze verfehlt der<br />

vorliegende Entwurf das Ziel. Ich bitte Sie daher noch<br />

einmal sehr herzlich, dem Entwurf in der vorliegenden<br />

Fassung auf keinem Fall zuzustimmen. Ich sage auch:<br />

Im Falle der Zustimmung lehnen Sie nicht nur unsere<br />

Position ab, sondern Sie lehnen auch maßgebliche Positionen<br />

von bayerischen Verbänden ab, mit denen Sie<br />

eigentlich ansonsten gut zusammenarbeiten. Ich kann<br />

nicht nachvollziehen, warum Sie den erwähnten bayerischen<br />

Landesverbänden eine Kriegserklärung machen.<br />

– Nichts anderes ist es.<br />

Ich bitte Sie, stimmen Sie unserem Antrag zu. Nehmen<br />

Sie die Anregungen und Korrekturen der Verbände in<br />

den Entwurf auf und bewahren wir uns gemeinsam vor<br />

einem weiteren sich verschärfenden ruinösen Wettbewerb.<br />

Bewahren wir uns vor dem ruinösen Wettbewerb<br />

zwischen den kleineren Kommunen, und bewahren wir<br />

uns gemeinsam in Bayern vor der Zunahme sozialer,<br />

verkehrlicher und ökologischer Probleme. Ich beantrage<br />

für die SPD-Fraktion namentliche Abstimmung.<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

Frau Zweite Vizepräsidentin Riess: Nächste Wortmeldung:<br />

Herr Dr. Runge. Bitte.<br />

Dr. Runge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Frau Präsidentin,<br />

liebe Kolleginnen und Kollegen, Herr Hofmann!<br />

Die Thematik „Großmärkte auf der grünen Wiese und<br />

Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms“<br />

haben wir in letzter Zeit mehrfach in den Ausschüssen<br />

und in der Vollversammlung bemühen müssen. Eine<br />

inhaltliche Auseinandersetzung ist mit der CSU und vor<br />

allem mit deren Minister Schnappauf nicht möglich, weil<br />

sich CSU und Staatsminister Schnappauf auf Inhalte<br />

überhaupt nicht einlassen wollen. Es wird gesagt, die<br />

Änderung zum LEP wäre nötig gewesen, und es würde<br />

alles besser werden. Wenn wir aber einzelne Argumente<br />

anführen oder wenn dies die Verbände tun, wird darauf<br />

nicht geantwortet. Im Gegenteil, Minister Schnappauf<br />

geht in die Rückwärtsverteidigung, die immer das gleiche<br />

Muster hat: andere Bundesländer, SPD-geführte<br />

Bundesländer würden das Gleiche machen, SPD-Bürgermeister<br />

würden große Zentren fordern und an der<br />

Grenze nagten und drohten andere Zentren. Das sind<br />

der Begründungsmechanismus und der Weg, mit diesem<br />

Thema umzugehen.<br />

Für uns ist der Umweltminister mittlerweile die tragische<br />

Figur im Kabinett Stoiber. Meiner persönlichen Einschätzung<br />

nach ist er ein fleißiger Mann und er hätte eigentlich<br />

auch die Kompetenz. Aber er tut fast immer alles, um<br />

der Umwelt zu schaden. Es gibt immer wieder Fälle, wo<br />

er sich zum Büttel von großen Unternehmen macht, wo<br />

er sich zum Büttel von einigen Kommunen macht und<br />

sich vor allem zum Büttel seines Herrn macht, dem<br />

Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. Er schadet damit<br />

der Umwelt und Bürgerinnen und Bürgern, schadet<br />

damit dem Mittelstand und düpiert oft genug den <strong>Landtag</strong>.<br />

Dazu brauche ich nicht das heutige Thema zu<br />

bemühen, sondern wir können auch das Thema Dosenpfand<br />

nehmen; auch hier geschah das.<br />

(Beifall der Frau Abgeordneten Christine Stahl<br />

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))<br />

Es ist kein Geheimnis, dass hinter den Kulissen längst<br />

nicht mehr Umweltminister Schnappauf Regie führt, sondern<br />

dass dieses Geschäft Staatsminister Erwin Huber,<br />

Leiter der Staatskanzlei, erledigt.<br />

Am 19. Februar 2002 – dies wurde schon angesprochen<br />

– hatten wir im <strong>Landtag</strong> die Anhörung zum Entwurf der<br />

Staatsregierung zur Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms.<br />

Das Urteil der Sachverständigen<br />

– wir haben es gehört und nachlesen können – war vernichtend.<br />

Von nahezu allen Beteiligten, wie <strong>Bayerischer</strong><br />

Städtetag, <strong>Bayerischer</strong> Gemeindetag, Industrie- und<br />

Handelskammer, Handwerkskammer bis hin zum Bund<br />

Naturschutz wurde diese Teilfortschreibung als untaugliches<br />

Instrument bezeichnet. Alle haben davor gewarnt.<br />

Wenn wir die Lex Ingolstadt haben, öffnen wir den Großmärkten<br />

auf der grünen Wiese Tür und Tor – egal ob dies<br />

FOCs oder andere Großbetriebsformen des Einzelhandels<br />

sind.<br />

Was macht die Staatsregierung? – Sie bringt einen<br />

geänderten Entwurf. Sie erzählt, dieser Entwurf würde<br />

die Ergebnisse der Anhörung beinhalten. Es ist die Rede<br />

– in Presseerklärungen und im Protokoll nachzulesen –<br />

von einem Kompromissvorschlag. Es ist die Rede von<br />

weiteren Veränderungen und sogar Verbesserungen.<br />

Was hat sich gegenüber dem ersten Entwurf konkret<br />

geändert? – Die kleine Verbesserung ist, dass es bei den<br />

Sortimenten mehr Klarheit gibt. Aber die Abschöpfungsquoten<br />

wurden noch einmal hochgefahren. Die wunderschöne<br />

doppelte Ministererlaubnis im Falle innenstadtrelevanter<br />

Sortimente in nicht städtebaulich integrierter<br />

Lage ist nicht mehr als Placebo. Wir erleben jetzt schon,<br />

wie man das aushebeln kann. Ihre jetzigen Änderungen,<br />

die auf Minister Schnappauf zurückgehen, sind alles<br />

andere als ein Kompromiss und mit Sicherheit keine Verbesserungen.<br />

Das sind allenfalls Verschlimmbesserungen eines<br />

hundsmiserablen grottenschlechten Entwurfs.<br />

(Dr. Bernhard (CSU): Grottenschlecht?)<br />

– Ja, grottenschlecht, Herr Bernhard.<br />

Die Landesplanung war bisher kein allzu scharfes<br />

Schwert bei der Steuerung der Ansiedlung von Einzelhandelsprojekten.<br />

Das habe ich schon in der letzten Plenarsitzung<br />

gesagt. Wir kennen die Zahlen für Bayern.<br />

Zwischen 1995 und 2000 gab es 2 Millionen qm neuer<br />

Verkaufsfläche für Großbetriebsformen des Einzelhandels.<br />

Das sind Unternehmen mit mehr als 700 qm Verkaufsfläche.<br />

Das entspricht etwa einem Sechstel der<br />

gesamten Verkaufsfläche im bayerischen Einzelhandel.<br />

Man hat aber immerhin die größten Auswüchse bei<br />

Großmärkten auf der grünen Wiese verhindern können.<br />

Durch die Teilfortschreibung der Staatsregierung drohen<br />

jedoch Dammbrüche.<br />

Wir haben es erlebt. Die Regierung von Oberbayern hat<br />

diesen Entwurf zur Grundlage der landesplanerischen<br />

Beurteilung mit positivem Ergebnis mittlerweile in zwei

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