89. Sitzung - Bayerischer Landtag
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Plenarprotokoll 14/89 v. 15.05.2002 <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 14.Wahlperiode 6397<br />
die Öffnung für untertariflich Bezahlte –, verhindern wollen.<br />
Sonst bräuchten wir doch dieses Gesetz nicht!<br />
Sie stellen sich hier hin und geben zu, dass Sie untertariflich<br />
Bezahlte in diesen Wettbewerb lassen wollen, und<br />
da spielt es keine Rolle, woher die kommen, sondern<br />
das setzt diese Schraube des Lohndumpings permanent<br />
in Bewegung. Diese untertariflich Bezahlten müssen aus<br />
diesem Wettbewerb ausgeschlossen werden, um sicherzustellen,<br />
dass die Lebensplanung von Menschen nicht<br />
im Acht-Jahres-Takt erfolgt; so lange sind nämlich in der<br />
Regel die Vergabezeiten. Es kann nicht sein, dass wir<br />
Menschen in den Acht-Jahres-Takt schicken, in die<br />
soziale Verunsicherung.<br />
Wir sind nach wie vor der Meinung, dass das Tariftreuegesetz<br />
dringend erforderlich ist. Sie geben es ja zu, Frau<br />
Ministerin, dass Sie dazu den Anstoß gegeben haben,<br />
dann aber im Bundesrat gescheitert sind, was ich<br />
bedauere. Jetzt wollen Sie es selber verwässern. Das ist<br />
doch das Schlimme: Sie verwässern es!<br />
Erster Vizepräsident Dr. Ritzer: Herr Kollege, gestatten<br />
Sie eine Zwischenfrage der Frau Kollegin Stewens?<br />
Wörner (SPD): Nein.<br />
(Zurufe von der CSU: Na!)<br />
Ich meine, es ist dringend erforderlich, dass ohne Wenn<br />
und Aber alle Lücken geschlossen werden, mit denen<br />
versucht wird, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
gegeneinander auszuspielen.<br />
(Zuruf von der CSU)<br />
Ich sage es noch einmal: Wer dieses tut, treibt den<br />
Rechten zu. Wer dieses will, soll es ehrlich sagen, soll<br />
sich damit entlarven als Gegner der Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer und im Wahlkampf nicht so toll reden,<br />
als wäre er an ihrer Seite.<br />
(Zurufe von der CSU: Da ist keine Logik drin!)<br />
Erster Vizepräsident Dr. Ritzer: Nächste Wortmeldung:<br />
Frau Staatsministerin Stewens.(Zuruf von der SPD:<br />
Schon wieder! – Gegenruf von der CSU: Auf solche Ausführungen<br />
muss man reagieren!)<br />
Frau Staatsministerin Stewens (Sozialministerium):<br />
Herr Kollege Wörner, würden Sie bitte zur Kenntnis nehmen,<br />
dass wir in Bayern das Tariftreuegesetz als Ländervergabegesetz<br />
haben und Sie hier nicht zu Dumpingpreisen<br />
anbieten können. Würden Sie, bitte schön, hier<br />
nicht immer etwas erzählen, was den Tatsachen überhaupt<br />
nicht entspricht.<br />
(Beifall bei der CSU)<br />
Für das Land Bayern ist es geregelt: Wir haben das Ländervergabegesetz.<br />
Deswegen wollen wir auch die Öffnungsklausel:<br />
weil dann letztlich jedes Land es regeln<br />
kann, wie es tatsächlich in die eigene, in die regionale<br />
Wirtschaftslage auch passt.<br />
Das sollten Sie zur Kenntnis nehmen, anstatt ständig<br />
etwas zu behaupten, was überhaupt nicht stimmt.<br />
(Beifall bei der CSU)<br />
Erster Vizepräsident Dr. Ritzer: Meine Damen und<br />
Herren, weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor, und<br />
dafür wäre auch keine Redezeit mehr vorhanden. Die<br />
Aussprache ist damit geschlossen. Wir kommen zur<br />
Abstimmung. Weil wir über den SPD-Antrag in namentlicher<br />
Form erst in zehn Minuten abstimmen können, können<br />
wir jetzt nur über den Antrag der CSU abstimmen.<br />
Wer dem Dringlichkeitsantrag auf Drucksache 14/9458<br />
seine Zustimmung geben will, den bitte ich um das<br />
Handzeichen. – Das sind die Fraktionen der CSU und<br />
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN. Gegenstimmen<br />
bitte ich anzuzeigen. – Das ist die Fraktion der SPD.<br />
Damit ist der Antrag angenommen.<br />
Über den anderen Dringlichkeitsantrag lasse ich abstimmen,<br />
wenn wir Tagesordnungspunkt 10 erledigt haben.<br />
Ich rufe auf:<br />
Tagesordnungspunkt 10<br />
Antrag der Abgeordneten Maget, Pranghofer, Irlinger<br />
und anderer und Fraktion (SPD)<br />
Orientierungsarbeiten in der Grundschule (Drucksache<br />
14/8496)<br />
Ich eröffne die Aussprache. Die Redezeit beträgt 15<br />
Minuten pro Fraktion. Ich darf zunächst Frau Kollegin<br />
Münzel das Wort erteilen.<br />
(Frau Münzel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das ist<br />
doch ein SPD-Antrag!)<br />
– Ich habe die Wortmeldung so notiert vorgefunden und<br />
habe angenommen, dass die SPD als Antragsteller zum<br />
Schluss sprechen will. Ist das anders? – Herr Kollege<br />
Egleder, wollen Sie sofort sprechen? – Bitte schön; es<br />
geht um Ihren Antrag; Sie haben das Recht dazu. – Entschuldigung,<br />
Frau Kollegin Münzel.<br />
Egleder (SPD): Herr Präsident, Kolleginnen und Kollegen!<br />
Wir haben den Antrag zur Ablehnung der Orientierungsarbeiten<br />
gestellt, weil wir von Seiten der SPD der<br />
Meinung sind, dass durch zusätzliche Tests der ohnehin<br />
schon erhöhte Druck auf Kinder und Lehrer, den Sie von<br />
Seiten der CSU in die Grundschulen gebracht haben,<br />
nochmals massiv erhöht wird. Wir sind im Übrigen der<br />
Meinung, dass Orientierungshausaufgaben für die bayerische<br />
Staatsregierung angebracht wären.<br />
Was das Thema „Bildung sei in Bayern keine Bringschuld<br />
des Staates mehr“ betrifft, fordern wir eine Umorientierung<br />
von Ihrer Seite, damit dieses Missverständnis<br />
aus der Welt geschaffen wird. Ich empfehle Ihnen in diesem<br />
Zusammenhang auch, die bayerische Verfassung