89. Sitzung - Bayerischer Landtag
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Plenarprotokoll 14/89 v. 15.05.2002 <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 14.Wahlperiode 6383<br />
angekündigt hat und auf meine Anfrage nicht einmal<br />
erklären konnte, wie viele Personen derzeit im Sicherheitsbereich<br />
des Kernkraftwerks beschäftigt sind. Er<br />
konnte mir keine Auskunft über den Personalstand in<br />
den Jahren 1998, 2000 und 2001 geben. Er wusste auch<br />
nicht, wann die Leute zum letzten Mal geschult worden<br />
sind. So etwas nennt sich dann „Aufsicht“. Da kann es<br />
einem doch Himmelangst werden. Herr Kollege Hofmann,<br />
solche Dinge müssten Ihnen ins Auge stechen,<br />
bevor Sie hier herumschreien.<br />
Ein weiterer Punkt. Als die E-Mails entdeckt wurden, ist<br />
man dieser Sache nicht weiter nachgegangen, obwohl<br />
es möglich gewesen wäre, nachzuvollziehen, wer an<br />
wen was geschickt hat. Wenn die Bayerische Staatsanwaltschaft<br />
einen Schriftwechsel bei anderen Verfahren<br />
ermitteln will, ist das sehr wohl möglich.<br />
Möglicherweise verschwinden dann zwar die Festplatten,<br />
aber insgesamt bringen sie es fertig, so etwas nachzuvollziehen.<br />
In Ohu aber wurde nichts nachvollzogen,<br />
und zwar offensichtlich deshalb, weil einige Dinge nicht<br />
ans Tageslicht kommen durften.<br />
Wir werden dem Antrag des BÜNDNISSES 90/DIE<br />
GRÜNEN zustimmen, weil wir es im Interesse der<br />
Sicherheit der bayerischen Bevölkerung für dringend<br />
geboten halten, das Kernkraftwerk erneut zu durchleuchten,<br />
die Vorgänge noch einmal zu prüfen und über<br />
die Reaktorsicherheit nochmals zu diskutieren. Herr Dr.<br />
Schnappauf, Ihr Versprechen, größtmögliche Transparenz<br />
zu schaffen, haben Sie damit gebrochen. Sie standen<br />
bei der bayerischen Bevölkerung im Wort. Dieses<br />
Wort haben Sie gebrochen, und demjenigen, der in Fragen<br />
der Kernkraft sein Wort bricht, kann man im Grunde<br />
überhaupt nichts mehr glauben.<br />
Wir meinen, es ist dringend erforderlich, einen wirklich<br />
neutralen Gutachter einzusetzen, der in der Lage ist,<br />
sorgfältig zu prüfen und zu kontrollieren, ob die Erkenntnisse,<br />
die gewonnen wurden, umgesetzt werden. Ich<br />
sage noch einmal: Es ist gut, dass der Bund die Oberaufsicht<br />
hat, sonst würde in Bayern weiterhin unter den Teppich<br />
gekehrt, was nicht unter den Teppich gehört, sondern<br />
ans Licht der Öffentlichkeit. Notfalls muss man den<br />
Reaktor noch einmal abschalten, bis geklärt ist, ob tatsächlich<br />
alles getan wurde, damit der Reaktor sicher ist.<br />
Ich bitte um Zustimmung zum Antrag.<br />
(Beifall bei der SPD)<br />
Präsident Böhm: Das Wort hat Herr Kollege Hofmann.<br />
(Gartzke (SPD): Vom Möbelgeschäft zum Atomkraftwerk!<br />
– Frau Werner-Muggendorfer (SPD): Hofmanns<br />
Erzählungen! – Zuruf der Frau Abgeordneten<br />
Christine Stahl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))<br />
– Bis jetzt hat er geschwiegen, Frau Stahl.<br />
Hofmann (CSU): Herr Präsident, meine sehr verehrten<br />
Damen und Herren! Für diejenigen, die den Antrag nicht<br />
gelesen haben, möchte ich den Antrag vorsichtshalber<br />
vorlesen, um nachzuweisen, dass Frau Kollegin Paulig,<br />
und möglicherweise auch Frau Kollegin Stahl – obwohl<br />
ich es nicht glauben kann, weil sie aus Franken ist – und<br />
Herr Kollege Wörner den Antrag nicht kennen oder seinen<br />
Inhalt nicht zur Kenntnis genommen haben. Der<br />
Antrag lautet:<br />
Die Staatsregierung wird aufgefordert, die – durch<br />
ein Schreiben vom Herbst 2001 bekannt gewordenen<br />
– Sicherheitsdefizite im Atomkraftwerk Isar I<br />
und die Qualitätsmängel bei der bayerischen Atomaufsicht<br />
durch ein unabhängiges Gutachten erneut<br />
überprüfen zu lassen.<br />
Als Gutachter sollen nur Personen bzw. Institutionen<br />
ausgesucht werden, die in der Vergangenheit nicht für<br />
Atomkraftwerksbetreiber tätig waren und aufgrund ihrer<br />
bisherigen Tätigkeit Gewähr für eine unvoreingenomme<br />
Prüfung bieten.<br />
Es folgen ein paar Spiegelstriche.<br />
Ich kann nur feststellen, Frau Kollegin Paulig hat nicht<br />
zum Antrag gesprochen, sondern sie hat über die Firma<br />
Colenco geredet und sich darüber beklagt, dass der<br />
Minister angeblich oder tatsächlich Fragen des Bundesumweltministers<br />
nicht beantwortet hat. Wenn dies Ihr<br />
Anliegen ist, hätten Sie den Bayerischen <strong>Landtag</strong> heute<br />
zu folgendem Beschluss auffordern müssen: Der <strong>Landtag</strong><br />
beschließt, Staatsminister Dr. Schnappauf soll die<br />
Fragen umgehend beantworten. Dem hätten wir zugestimmt,<br />
wenn Herr Schnappauf nicht hätte entkräften<br />
können, was ihm vorgeworfen wird.<br />
(Frau Christine Stahl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):<br />
Minister Dr. Schnappauf!)<br />
– Minister Dr. Schnappauf. Wir kennen uns so gut, dass<br />
das für ihn kein Problem ist.<br />
Meine Damen und Herren, von der CSU und der Bayerischen<br />
Staatsregierung auf einem Gebiet, auf dem<br />
Sicherheitsaspekte einen derart hohen Stellenwert<br />
haben wie bei der Kernkrafttechnik, zu verlangen, Gutachter<br />
zur Überprüfung der sicherheitsrelevanten Einrichtungen<br />
eines Kernkraftwerks einzuschalten, die in<br />
der Vergangenheit mit Atomkraft nichts zu tun gehabt<br />
haben, also mit der Materie überhaupt nicht befaßt<br />
waren und keine berufliche Erfahrung haben, das ist kein<br />
Sicherheitsgewinn, sondern das verletzt das Sicherheitsbedürfnis<br />
der bayerischen Bevölkerung insgesamt.<br />
(Beifall bei der CSU)<br />
Wir machen es in Bayern nicht so wie Umweltminister<br />
Trittin in Berlin, der nicht etwa einen einschlägig bekannten<br />
Professor oder Wissenschaftler als Vorsitzenden der<br />
Reaktorsicherheitskommission einsetzt, sondern einen<br />
Landschaftsgärtner.<br />
(Zuruf von der SPD)<br />
– Okay, das ist seine Sache.<br />
Frau Kollegin Paulig, das, was Sie über Ihren Antrag<br />
hinaus gesagt haben, ist deshalb so unseriös und