89. Sitzung - Bayerischer Landtag
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Plenarprotokoll 14/89 v. 15.05.2002 <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 14.Wahlperiode 6379<br />
meter weit weg von der S-Bahn in einer Stadtumlandgemeinde,<br />
deren Kaufkraft ganz massiv abgeschöpft zu<br />
werden droht. Das war die Kernfrage.<br />
Teilen Sie die Meinung der Staatsregierung, dass durch<br />
Großbetriebsformen des Einzelhandels ganz massiv<br />
Arbeitsplätze im Einzelhandel insgesamt vernichtet werden?<br />
Hofmann (CSU): Herr Kollege Runge, ich bin ganz fest<br />
davon überzeugt: Wir können es drehen und wenden,<br />
wie wir wollen, wir können ein LEP entwickeln, wie wir<br />
wollen, und sind dennoch niemals in der Lage, Marktkräfte<br />
sozusagen auszuhebeln und den Wettbewerb im<br />
Markt zu verhindern.<br />
(Frau Biedefeld (SPD): Wer will denn das?)<br />
Mir selber sind die Größenordnungen, die Sie genannt<br />
haben – – Bitte?<br />
(Frau Biedelfeld (SPD): Wer will denn die Marktkräfte<br />
aushebeln? – Gartzke (SPD): Das will doch<br />
keiner!)<br />
– Er hat die Frage nach IKEA gestellt, und ich habe<br />
grundsätzlich erklärt: Mit der Fortschreibung des LEP<br />
kann der Wettbewerb nicht ausgehebelt werden. Sind<br />
wir uns darüber einig, dass das nicht möglich ist?<br />
Dass es neue Entwicklungsformen der Kaufmärkte<br />
geben wird, auch daran gibt es keinen Zweifel. Nur muss<br />
ich jetzt einmal Folgendes feststellen: Dass es Wettbewerb<br />
unter den Kommunen gibt und geben darf, steht<br />
außer Zweifel. Dass bisher die Verlierer im Wettbewerb<br />
im Wesentlichen die Gemeinden des ländlichen Raums<br />
sind, steht auch außer Zweifel, weil die Kaufkraftbindung<br />
aus den bekannten Gründen nicht vorhanden war.<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Rahmen,<br />
die wir im Verordnungsentwurf zunächst einmal zur Diskussion<br />
vorgelegt haben, stellen eine Zielmarke dar,<br />
über die man natürlich streiten und sich auseinander setzen<br />
kann. Aber sie orientieren sich am Willen der Kommunen,<br />
ihnen den notwendigen Spielraum zu geben,<br />
damit sie in ihrer Planungshoheit eigenverantwortliche<br />
Entscheidungen so treffen, dass sie in Übereinstimmung<br />
mit ihren eigenen kommunalpolitischen Vorstellungen,<br />
aber auch mit dem Gedanken zum Schutz ihrer mittelständischen<br />
Unternehmen stehen. Die Kommunalpolitiker<br />
wurden von den gleichen Frauen und Männern<br />
gewählt wie wir, meine Damen und Herren, und die Kommunalpolitiker<br />
haben die Möglichkeit – nicht die Pflicht –,<br />
25% abzuschöpfen, 15%, 20% oder sonst etwas.<br />
Damit haben sie die Möglichkeit, die notwendigen<br />
Voraussetzungen so zu treffen, dass sie der zielführenden<br />
Weiterentwicklung ihrer Kommune, so wie es die<br />
verantwortlichen Kommunalpolitiker wollen, nicht im<br />
Wege stehen.<br />
Meine Damen und Herren, meine Sorgen sind deshalb<br />
nicht in dem Ausmaß vorhanden, wie von der Opposition<br />
vorgetragen, obwohl ich sie nicht ignoriere – damit es<br />
kein Missverständnis gibt; denn seit einigen Jahren gibt<br />
es den kommunalen Volksentscheid, der in vielen Bereichen<br />
bereits erfolgreich – wie man es auch nehmen und<br />
sehen will – durchgeführt worden ist. Auch dieser kommunale<br />
Volksentscheid wird ein Beitrag dafür sein, dass<br />
Kommunen in ihren Zuständigkeitsbereichen nicht<br />
machen können, was ihnen gerade in den Sinn kommt.<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir sind der<br />
festen Überzeugung, dass mit der Teilfortschreibung des<br />
Landesentwicklungsprogramms angesichts der ganz<br />
wenigen Ausnahmetatbestände nicht das eintreten wird,<br />
was sie hier angesprochen haben und an die Wand<br />
malen: dass die FOCs wie Pilze aus dem Boden schießen<br />
werden. Und wir sind ganz fest davon überzeugt,<br />
dass wir mit der Teilfortschreibung und später dann mit<br />
der Gesamtfortschreibung des LEP den kommunalen<br />
Verantwortungsträgern in Bayern den Spielraum geben<br />
werden, den sie auch brauchen, damit sie eigenständig<br />
die mittelständischen Interessen vertreten können, damit<br />
sie aber auch die wohnortnahe Kaufkraftbindung durch<br />
die Ansiedlung und die Entwicklung von leistungsfähigen<br />
Einzelhandelsmärkten umsetzen können.<br />
Deshalb lehnen wir, meine sehr verehrten Damen und<br />
Herren, abgesehen von der Tatsache, dass es zum<br />
gegenwärtigen Zeitpunkt dieses Antrags nicht bedurft<br />
hätte, den Antrag auch aus dem Grund ab.<br />
(Beifall bei der CSU)<br />
Präsident Böhm: Es gibt keine weiteren Wortmeldungen.<br />
Wir kommen zur Abstimmung.<br />
Von der SPD-Fraktion ist namentliche Abstimmung<br />
beantragt worden. Für die Stimmabgabe sind die entsprechend<br />
gekennzeichneten Urnen bereitgestellt: die<br />
Ja-Urne auf der Oppositionsseite, die Nein-Urne auf der<br />
Seite der CSU-Fraktion; die Urne für die Stimmenthaltungen<br />
befindet sich auf dem Stenografentisch.<br />
Es kann jetzt mit der Stimmabgabe begonnen werden.<br />
Dafür stehen 5 Minuten zur Verfügung.<br />
(Unterbrechung von 14.33 bis 14.38 Uhr)<br />
Verehrte Kolleginnen und Kollegen, die Stimmabgabe ist<br />
abgeschlossen. Das Abstimmungsergebnis wird außerhalb<br />
des Plenarsaals ermittelt und von mir später<br />
bekannt gegeben.<br />
Wir fahren mit der Beratung der weiteren Dringlichkeitsanträge<br />
fort.<br />
Ich rufe auf:<br />
Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten Dr. Dürr,<br />
Paulig, Kellner, Dr. Runge und Fraktion (BÜNDNIS<br />
90/DIE GRÜNEN)<br />
Aufklärung der Affäre über die Sicherheitskultur im<br />
Atomkraftwerk Isar I und die Qualitätsmängel der<br />
bayerischen Atomaufsicht (Drucksache 14/9443)