89. Sitzung - Bayerischer Landtag
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Plenarprotokoll 14/89 v. 15.05.2002 <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 14.Wahlperiode 6385<br />
darauf hat Kollege Hofmann bereits hingewiesen. Ich<br />
füge hinzu, Frau Paulig: Sie tun dies wider besseren<br />
Wissens. Ich möchte den Vorgang deshalb noch einmal<br />
in Erinnerung rufen, der das Hohe Haus schon mehrfach<br />
beschäftigt hat. Ausgelöst wurde das Ganze durch einen<br />
anonymen Brief vom 8. Oktober 2001. Diesen Brief hat<br />
im Übrigen nicht die Bayerische Atomaufsichtsbehörde<br />
direkt erhalten, sondern es erhielt ihn die Bundesaufsichtsbehörde.<br />
Diese hat den Brief zwar entgegengenommen,<br />
vorerst aber nichts veranlasst. Auch das will<br />
ich noch einmal sagen. Vielleicht können Sie diese Tatsache<br />
einmal an die Kolleginnen und Kollegen Ihrer grünen<br />
Fraktion weiterleiten. Die Bayerische Atomaufsichtsbehörde<br />
hat diesen Brief am 8. Oktober 2001 vom TÜV<br />
Süddeutschland weitergeleitet bekommen. Wir haben<br />
noch am gleichen Tag die Staatsanwaltschaft eingeschaltet<br />
und eine Prüfung durch die Aufsichtsbehörde<br />
eingeleitet. Im Rahmen dieser Überprüfung haben wir<br />
externe Gutachter eingeschaltet, die bis dahin mit dem<br />
Vorgang nicht befasst waren. Wir haben die externen<br />
Gutachter erst eingeschaltet – hierauf hat Kollege Hofmann<br />
völlig zu Recht hingewiesen –, als das Bundesumweltministerium<br />
dem ausdrücklich zugestimmt hatte.<br />
Das Bundesumweltministerium hat dem ausdrücklich<br />
zugestimmt, sowohl was den Inhalt als auch was die<br />
ausgewählte Gutachterorganisation angeht. Insofern ist<br />
das, was Sie sagten, Frau Paulig – Entschuldigung,<br />
wenn ich es so platt ausdrücke –, ein absoluter<br />
Schmarrn.<br />
(Hofmann (CSU): Ja!)<br />
Wir haben mit der Bundesaufsichtsbehörde offen und<br />
konstruktiv zusammengearbeitet. Wir haben den Auftrag<br />
erst erteilt, nachdem das Bundesumweltministerium<br />
dem ausdrücklich zugestimmt hat.<br />
Nächster Schritt: Wir haben eine Vielzahl öffentlicher<br />
Berichte abgegeben. Wir haben zweimal im Bayerischen<br />
<strong>Landtag</strong> darüber berichtet, einmal im Umweltausschuss<br />
des Deutschen Bundestages. Dabei hat die Ihrer grünen<br />
Fraktion angehörende Staatssekretärin ausdrücklich<br />
gewürdigt, dass wir so konstruktiv und offen mit der Bundesaufsichtsbehörde<br />
zusammengearbeitet haben.<br />
Präsident Böhm: Gestatten Sie eine Zwischenfrage<br />
von Frau Kollegin Paulig?<br />
Staatsminister Dr. Schnappauf (Umweltministerium):<br />
Eigentlich nicht, Herr Präsident, nachdem Frau Paulig<br />
vorhin auf meine Frage nur einen Zwischenruf gemacht<br />
und nicht geantwortet hat.<br />
Frau Paulig, ich möchte Ihnen die Sache lieber noch einmal<br />
im Kontext in Erinnerung rufen. Wir haben gegenüber<br />
dem Bundesumweltministerium, der Atomaufsichtsbehörde<br />
des Bundes, nach Abschluss der Prüfung<br />
unsere Absicht kundgetan, dass wir meinen, die Anlage<br />
kann jetzt wieder angefahren werden. Wir haben das mit<br />
der Bundesaufsichtsbehörde dann mündlich erörtert und<br />
erst danach grünes Licht für das Wiederanfahren von<br />
Isar I gegeben. Dazu gibt es auch eine Pressemitteilung<br />
und ein Schreiben des Bundesumweltministeriums. Das<br />
Schreiben können Sie mit Ihren Unterlagen vergleichen<br />
und mitlesen, ich will es auszugsweise vortragen:<br />
Bei unserem bundesaufsichtlichen Gespräch am<br />
17.11.2001 ergaben sich keine Hinweise dafür, dass<br />
in der Anlage Isar I konkret zu benennende sicherheitstechnische<br />
Defizite vorliegen.<br />
Das ist das Schreiben der Bundesaufsicht vom 28.<br />
November 2001. Dazu gibt es eine gleichlautende Presseerklärung,<br />
die einige Tage zuvor herausgegeben<br />
wurde.<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen<br />
und Kollegen! Wenn man sich im Nachhinein den<br />
Ablauf dieses Vorgangs noch einmal in Erinnerung ruft,<br />
dann stellt man fest: Ein anonymes Schreiben führt zu<br />
einer scharfen Reaktion der Bayerischen Atomaufsicht<br />
bis hin zur Einschaltung der Staatsanwaltschaft. Obwohl<br />
das Schreiben anonym ist, obwohl sich derjenige, der<br />
diese Vorwürfe gemacht hat, sich nicht traut, sich dazu<br />
zu bekennen, erfolgt eine scharfe Reaktion. Es folgt eine<br />
offene Kommunikation mit dem Bund. Die Anlage durfte<br />
so lange nicht wieder anfahren, bis alle Vorwürfe ausgeräumt<br />
waren. Der Bund schreibt uns – ich lese das noch<br />
einmal vor, Frau Paulig – dass sich keine Hinweise dafür<br />
ergeben haben, dass in der Anlage Isar I konkret zu<br />
benennende sicherheitstechnische Defizite vorliegen.<br />
Daraufhin hat die bayerische Atomaufsicht grünes Licht<br />
gegeben, dass der Reaktor wieder in Betrieb genommen<br />
werden kann. Das ist er seither ohne Störungen, also<br />
seit Ende des vergangenen Jahres.<br />
Der Bundesumweltminister hat in diesem Brief vom<br />
28.11.2001 geschrieben: „Eine Reihe von Fragen sind<br />
jedoch offen geblieben. Dies betrifft insbesondere den<br />
Komplex Basissicherheit bzw. Bruchausschluss.“ Später<br />
hat der Minister hierzu einen Fragenkatalog übermittelt.<br />
Das ist doch ein ganz anderer Vorgang als der, den Sie<br />
zum Gegenstand Ihres Antrags machen. Sie fordern aufgrund<br />
von Ihnen behaupteter Sicherheits- und Qualitätsmängel<br />
eine erneute Überprüfung. Das will aber noch<br />
nicht einmal Ihr grüner Bündnisgenosse in Berlin. Insofern<br />
haben wir hier eine schlechte Abstimmung in der<br />
grünen Fraktion zwischen München und Berlin. Ich<br />
möchte deshalb dem beipflichten, was Kollege Hofmann<br />
gesagt hat: Dieser Antrag ist abzulehnen.<br />
Was die Beantwortung der übrigen Fragen angeht, so<br />
bin ich gern bereit, zu gegebener Zeit im Einzelnen dazu<br />
Stellung zu nehmen, wenn diese Fragen Gegenstand<br />
der Debatte sind. Wir haben nichts, wirklich überhaupt<br />
nichts zu verbergen.<br />
Präsident Böhm: Gestatten Sie eine Zwischenfrage?<br />
Staatsminister Dr. Schnappauf (Umweltministerium):<br />
Nein. – Wenn sich der Bund die Mühe machen würde,<br />
die Unterlagen, die er schon hat, auch durchzulesen,<br />
dann wären alle Fragen weitestgehend beantwortet. Das<br />
ist aber ein eigener Komplex, und ich versage mir nur<br />
deshalb, darauf einzugehen, weil der Dringlichkeitsantrag<br />
dies nicht zum Gegenstand hat.