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89. Sitzung - Bayerischer Landtag

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6378 <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 14.Wahlperiode Plenarprotokoll 14/89 v. 15.05.2002<br />

erachtet, sondern auch in entsprechender Weise in die<br />

Wege geleitet worden.<br />

Jetzt möchte ich auf das eingehen, was Frau Biedefeld<br />

gesagt hat, nämlich: Wenn das geschieht, was im Verordnungsentwurf<br />

steht, dann wird das Ergebnis eine Verödung<br />

der Innenstädte sein, Trostlosigkeit, Ausgestorbenheit,<br />

Vereinsamung.<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die derzeitige<br />

Entwicklung weist aus, dass diese Probleme unbeschadet<br />

der Tatsache, dass diese neue Regelung noch keine<br />

Gültigkeit hat, in einer großen Zahl von Innenstädten<br />

bereits vorhanden ist,<br />

(Gartzke (SPD): Das beschleunigen wir!)<br />

aber nicht nur in den Zentren der Städte mit 5000, 7000<br />

oder 8000 Einwohnern, sondern auch in denen der mittleren<br />

Innenstädte der großen Kreisstädte mit 30000,<br />

35000, 40000 Einwohnern. Warum ist das so, meine<br />

Damen und Herren? Weil der seitherige zurechenbare<br />

Verflechtungsraum und damit die Ausführungsmöglichkeit<br />

hinsichtlich von Einzelhandelsgroßflächen nahezu<br />

ausschließlich den großen Städten im Freistaat Bayern<br />

mit 100000, 150000, 200000 und mehr Einwohnern<br />

zugute gekommen ist.<br />

(Gartzke (SPD): Hirschaid!)<br />

– Wenn Sie wollen, sage ich zu Hirschaid auch etwas,<br />

keine Sorge.<br />

Für alle diejenigen, die dieses Thema parteipolitisch aufhängen<br />

wollen – Gott sei’s geklagt –, sage ich: Das, was<br />

Sie teilweise beklagen, ist kein parteipolitisches Problem<br />

und hat auch keine parteipolitische Ursache. 45% der<br />

Verantwortungsträger sind leider Gottes keine CSUler,<br />

sondern andere. Was Sie beklagen, meine Damen und<br />

Herren, das ist nicht die ausufernde Projektentwicklung<br />

auf der grünen Wiese in kleinen Gemeinden, die von der<br />

CSU dominiert werden. Was wir in den Einkaufsmärkten<br />

teilweise zu beklagen haben, die Steigerung der Verkaufsflächen<br />

auf 108 Millionen, möglicherweise auf 115<br />

Millionen Quadratmeter im Jahr 2005, das ist zwar auch<br />

manchen, die in der CSU kommunalpolitische Verantwortung<br />

tragen, zuzuschreiben; aber wenn Sie ehrlich<br />

sind, müssen Sie zugestehen, dass es auch der Planungshoheit<br />

derer zuzuschreiben ist, die als Mandatsträger<br />

der SPD, der Freien Wähler und anderer meinen,<br />

diese städtebauliche Entwicklung ermöglichen zu müssen,<br />

um sicherzustellen, dass der tägliche Bedarf wohnortnah<br />

gedeckt werden kann.<br />

(Frau Biedefeld (SPD): Wenn sie eine Ministererlaubnis<br />

haben, dürfen sie!)<br />

– Frau Biedefeld, Sie geben mir das Stichwort: Ministererlaubnis.<br />

Ich habe sehr viel Verständnis dafür, dass die<br />

bayerische SPD, die hier mit Sicherheit niemals einen<br />

Minister oder eine Ministerin stellen wird, Sorge hat vor<br />

der so genannten Ministererlaubnis.<br />

(Unruhe bei der SPD)<br />

– Jetzt, wo eure Bundes-SPD beinahe die bayerische<br />

SPD-Höhe erreicht, braucht ihr euch doch keine Illusionen<br />

machen.<br />

Frau Kollegin Biedefeld, ich sage Ihnen: Wenn ich in der<br />

Opposition wäre, wäre ich, selbst wenn ich der Meinung<br />

wäre, dass die Ministererlaubnis nicht das Gelbe von Ei<br />

ist, aus politischen Gründen auch dafür. Denn von dem<br />

Zeitpunkt an, wo ein Minister das in Absprache mit dem<br />

Innenministerium erlaubt – die Kriterien sind festgelegt,<br />

das ist also nicht uferlos, wie Sie gesagt haben, sondern<br />

es sind zwei Teilbereiche, die eine Ausnahme darstellen<br />

–, haben Sie doch wenigstens die Möglichkeit, im Bayerischen<br />

<strong>Landtag</strong> einen politischen Tanz und Zinnober<br />

aufzuführen. Wenn diese Entscheidung auf einer anderen<br />

Ebene stattfindet, können Sie das Thema nicht politisieren.<br />

Der Kollege Runge hat den Themenkomplex Taufkirchen<br />

angesprochen. Ich habe Verständnis dafür, Herr Kollege<br />

Runge, dass Sie sagen: Die Üppigkeit der Randsortimente<br />

stellt ein Problem dar. Aber ich muss auch sehen,<br />

dass ein Unternehmer unter gewissen Maßgaben und<br />

Vorgaben bereit ist, zu investieren und Arbeitsplätze zu<br />

schaffen.<br />

Außerdem stelle ich fest, dass es Aufgabe der Politik ist,<br />

zwar nicht alles zu machen, was jeder will, aber in einer<br />

verantwortlichen Güterabwägung die notwendigen Entscheidungen<br />

mit vorzubereiten. Ich sage Ihnen: Wenn<br />

ein Unternehmen wie IKEA – ich habe von denen nichts,<br />

damit es kein Missverständnis gibt, und Taufkirchen ist<br />

auch nicht in meinem Stimmkreis – investiert und zig Millionen<br />

in die Hand nimmt, dann nur deswegen, weil es<br />

weiß, dass die jetzt vorhandenen Möbelmärkte in der<br />

Angebotspalette ganz offensichtlich eine Lücke offenbaren.<br />

Es ist nicht jede Familie und es nicht jeder Mensch<br />

in der Lage wie ein bayerischer Abgeordneter oder ein<br />

betuchter Großunternehmer, sich ein Wohnzimmer für<br />

15000 oder 20000 Mark zu kaufen. Junge Leute mit 17,<br />

18, 19 und 20 Jahren richten sich langsam ein mit<br />

Möbelstücken für 500 Mark, 800 Mark und 1000 Mark.<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren, denen muss<br />

es doch möglich sein, diese Angebotspalette wahrzunehmen.<br />

In der heutigen Diskussion hat es beim Beitrag der Kollegin<br />

Biedefeld eine Rolle gespielt, dass große Einzelhandelsprojekte<br />

sozusagen wie Pilze aus dem Boden<br />

schießen werden und die Ausnahme zur Regel werden<br />

wird.<br />

Frau Zweite Vizepräsidentin Riess: Herr Kollege Hofmann,<br />

gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Dr.<br />

Runge?<br />

Hofmann (CSU): Ja, wenn es nicht auf meine Redezeit<br />

angerechnet wird.<br />

Dr. Runge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Kollege<br />

Hofmann, ich frage Sie, ob Sie zur Kenntnis nehmen,<br />

dass es nicht um IKEA Ja oder Nein geht, sondern ganz<br />

konkret um den Standort, nämlich im Bannwald, 3 Kilo-

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