handreichung zum lehrplan leistungskurs philosophie
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nach deren Ursprung und Ziel, nach letzten Prin zipien,<br />
wendet er sich übernatürlichen Mächten (Polytheismus)<br />
oder einem einzigen Gott (Mo notheis mus) zu.<br />
2. metaphysisch oder abstrakt (Jugend): Die göttlichen<br />
In stanzen werden durch abstrakte Wesenheiten ersetzt.<br />
3. wissenschaftlich oder posi tiv (Mannesalter):<br />
Der Mensch hat das Einsehen gewonnen, dass seine<br />
Hin wendung zur Metaphysik ergebnis los blieb, und<br />
wendet sich der Erforschung der Natur gesetze durch<br />
empirische Be obachtung und logisches Denken zu.<br />
Ziel der Forschung ist die Anwendung der naturwissenschaftlichen<br />
Gesetze auf die „soziale Physik“<br />
oder „So ziologie“, um eine gesell schaftliche Neugestaltung<br />
zu entwickeln. Auch wenn Comte das Individuum<br />
in den Blick nimmt, so hat er im Hinblick auf<br />
den gesamten Prozess den noch die Menschheit als<br />
ganze vor Augen, denn alles soll „nicht auf den Menschen,<br />
sondern auf die Menschheit“ bezogen werden.<br />
Auch die moralischen Gesetze sind in der gesamten<br />
Menschheit eher festzustellen als am Individuum,<br />
und so wird die Ethik immer mit der Staats lehre<br />
verbun den sein (Comte: Soziologie III).<br />
Viel stärker als Auguste Comte nimmt Karl Marx<br />
die neue Kraft der Zukunft in den Blick, das vom<br />
Proletariat zu erkämpfende Reich der klassenlosen<br />
Gesellschaft. In Abgrenzung zur Philosophie Hegels<br />
nehmen zwar auch Marx und Friedrich Engels ein<br />
dialektisches Prinzip der Geschichte an, grenzen sich<br />
jedoch von Hegels Geschichtstheorie ab: Einerseits<br />
wird Hegel von Marx we gen seiner systematisch<br />
aus gearbeiteten Staatstheorie gelobt, andererseits<br />
wird sein Subjektbegriff getadelt, der den leben digen,<br />
arbeitenden Menschen in seinem geschicht lichen Prozess<br />
nicht erkennt, den Menschen und sein Denken<br />
vielmehr „abstrakt“ be greift. Das bewegende Denken<br />
durch die Geschichte bei Hegel sei „ohne Äug‘, ohn‘<br />
Zahn, ohn‘ Ohr, ohn‘ alles“ (Karl Marx, Friedrich<br />
Engels: Ökono misch-philosophische Manuskripte aus<br />
dem Jahre 1844). So sei auch die „Arbeit“ im Sinne<br />
von Hegel die „ab strakt geistige“.<br />
Die bekannteste These von Marx „Die Philosophen<br />
haben die Welt nur verschieden in terpre tiert, es kömmt<br />
drauf an, sie zu verändern“ bringt dies zusammenfassend<br />
<strong>zum</strong> Ausdruck (Marx: 11. These über Feuerbach).<br />
Im Gegensatz zur „deutschen Ideologie“, welche<br />
„vom Himmel auf die Erde herabsteigt“, geht es hier<br />
darum, „von der Erde <strong>zum</strong> Himmel“ zu steigen. „Himmel“,<br />
Metaphysik hat nicht mehr den „Schein der Selbstständig<br />
keit“ (Marx, Engels: Die deutsche Ideologie).<br />
Die „irdische Basis“ der Menschheitsgeschichte bilden<br />
nach Marx und Engels drei Mo mente, die von Anfang<br />
der Menschheitsgeschichte an bis heute wirksam sind:<br />
1. Erzeugung von Mitteln zur Bedürfnisbefriedigung<br />
(essen, wohnen), 2. Erzeugung neuer Be dürfnisse,<br />
3. Fortpflanzung und Familienbildung. Dies wird ermöglicht<br />
durch die „physische Or ganisation“ und das<br />
„Bewusstsein“ der Menschen. Bewusstsein entsteht<br />
mit der Sprache, um mit anderen Menschen ein<br />
„Verhältnis“ aufzubauen, und bleibt ein menschliches<br />
„Produkt“, solange Menschen existieren. Auf früher<br />
Stufe der Menschheits geschichte muss von einem<br />
Frühstadium des Bewusstseins ausgegangen werden,<br />
einem „Stammbewusstsein“, eher einem „Hammelbewusstsein“,<br />
das sich vom Tier nur dahin gehend<br />
unterscheidet, dass „Instinkt bewusst ist“. Daraus entwickelt<br />
sich zwischen den Menschen untereinander<br />
ein gesellschaftliches Verhältnis, ein „materialistischer<br />
Zu sam menhang“, der durch die Bedürfnisse und die<br />
Weise der Produktion bedingt ist. Das „reine Bewusstsein“<br />
entwickelt sich erst, wenn sich der Mensch<br />
„von der Welt emanzi piert“, indem er arbeitsteilig in<br />
materieller und geistiger Weise vorgeht. Erst dann<br />
ist der Mensch zur Bildung von Theorie, Theologie,<br />
Philosophie usw. fähig. Hier entwickelt sich der dialektische<br />
Prozess der Menschheitsgeschichte durch<br />
den Widerspruch, der sich zwischen be stehenden<br />
Verhältnissen, bestehender Produktionskraft und<br />
Bewusstsein bildet (Marx, Engels: Die deutsche Ideologie).<br />
Besonders zu berücksichtigen ist das Verhältnis<br />
von Arbeiter (Arbeit) und Produktion, wie auch in<br />
Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem<br />
Jahre 1844 <strong>zum</strong> Ausdruck kommt. Nicht nur in seinem<br />
Verhältnis zu den Produkten (Entäußerung), sondern<br />
auch in der Arbeit selbst als „Akt der Produk tion“<br />
manifestiert sich die „Entfremdung“ des Menschen<br />
von sich selbst, da auch der „Akt der Arbeit“ eine<br />
Form der Entäußerung des Menschen von sich selbst<br />
ist (siehe Kap. Entfremdete Arbeit). Weltgeschichte<br />
wird geschichtsphiloso phisch nach Marx und Engels<br />
insgesamt als irreversibel fortschreitender Prozess<br />
von ökonomischen und so zialen Entwicklungsstadien<br />
gedeutet. Ausgehend von der „Urgesellschaft“ entwickelt<br />
sich im dialektischen Prozess die Abfolge der<br />
Geschichts<strong>philosophie</strong> 29