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handreichung zum lehrplan leistungskurs philosophie

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geschnittenen augenlider evoziert gleicher maßen<br />

Schmerz und Faszination durch den an blick der<br />

Grenzenlosigkeit des rau mes, dem das auge (und<br />

somit auch der Mensch) gleich sam schutzlos ausgesetzt<br />

ist. der anblick des Grenzenlosen wird somit<br />

als menschliche Grenzerfahrung erlebt, in der<br />

jedes menschliche Maß, jede menschliche Geborgenheit<br />

verlo ren zu sein scheint. der dargestellte<br />

raum der Meerlandschaft erscheint bedrohlich,<br />

fast leer. er tritt dem Betrachter unvermittelt<br />

entgegen, ohne Vordergrund, wie Kleist hervorhebt.<br />

er ist auch nicht, wie der raum in vielen<br />

Werken der literatur der romantik, wie <strong>zum</strong> Beispiel<br />

bei eichendorff, „Sehnsuchtsraum“ (christian<br />

Begemann: Brentano und Kleist vor Friedrichs<br />

Mönch am Meer. Aspekte eines Umbruchs in der<br />

Geschichte der Wahrnehmung), sondern raum,<br />

der das Menschsein in Frage stellt. durch einen<br />

Vergleich des Bildes mit rilkes „Lied vom Meer“<br />

(„Uraltes Wehn vom Meer, Meerwind bei Nacht du<br />

kommst zu keinem her; …“) wird die philo sophische<br />

Bildrefle xion weiter vertieft, weil auch in<br />

rilkes Gedicht die Begegnung mit dem Meer als<br />

Grenz situation menschlicher existenz verstanden<br />

wird.<br />

< carl Spitzweg: Das Ständchen (1854); der einsame<br />

Geiger steht recht unsicher auf seiner leiter; er<br />

hat schon fast den Kontakt zur erde verloren und<br />

droht abzustürzen. Wem bringt er sein Ständchen<br />

dar? Hört ihm jemand zu? Meint er, dass sein Spiel<br />

einen Sinn hat? erträumt er sich eine erfüllung<br />

durch sein abendliches, einsames Spiel? der philosophische<br />

Zugang zu dem Bild wird durch einen<br />

Vergleich mit dem bekannteren Bild Der Bücherwurm<br />

erleich tert.<br />

Wissenschafts<strong>philosophie</strong><br />

– Natur<strong>philosophie</strong><br />

1. Zusammenhang von Wissenschafts<strong>philosophie</strong><br />

– Natur<strong>philosophie</strong><br />

naturwissenschaften ermöglichen nicht nur erkenntnisse<br />

über die phänomenale Welt, sondern auch<br />

erkenntnisse über uns selbst, insbesondere über<br />

die erkenntnisfähigkeit des Menschen als teil der<br />

natur. alle Kulturen bemühen sich um Fragen nach<br />

der deutung der wahrgenommenen Wirklichkeit,<br />

der Ordnung der eigenschaften der Welt. Haben die<br />

erklärungen zunächst die Form von Mythen und erzählungen,<br />

so erfolgen sie seit der griechischen antike<br />

zunehmend in Begriffen der Vernunft. der heutige<br />

Mensch wird in vielen Kontexten seines lebens mit<br />

natur wissenschaftlichem denken vertraut gemacht,<br />

z. B. mit der Vorstellung von ursache und Wir kung,<br />

von Materie und Bewe gung, was dazu führt, dass<br />

das in den naturwissenschaften wur zelnde Weltbild<br />

weitrei chende Folgen für unser Weltverständnis hat.<br />

naturwissenschaft ist eine Kulturleistung, ein Bemühen<br />

um die Klärung einer naturgesetzlichen Ordnung.<br />

Wissenschafts theorie nennt man jene disziplin der<br />

Philosophie, die sich im weitesten Sinne mit den<br />

Fragen nach den Möglichkeitsbedingungen von<br />

Wissenschaft und ihren Methoden auseinander setzt.<br />

Obwohl sich der Begriff erst im laufe des 20. Jahrhunderts<br />

etabliert, gehen wis senschaftstheo retische<br />

Überlegungen bis auf aristoteles zurück. Wissenschaftstheorie<br />

steht in einem sehr engen Verhältnis<br />

zur erkenntnistheorie, die nach den Möglichkeitsbedingungen<br />

von erkenntnis überhaupt fragt. auf<br />

der Basis erkenntnistheoretischer Vorentscheidungen<br />

werden in der Wissen schaftstheorie die Methoden<br />

und theorie bil dungen, vor allem der naturwissenschaften,<br />

aber auch der empirischen Sozialwissenschaften<br />

und der hermeneutischen Wissen schaften<br />

auf ihre logik, Sprache, argumenta tions- und Vorgehensweise<br />

hin untersucht. Wissenschaftstheorie kann<br />

auf der einen Seite eher normativ verstanden werden.<br />

als normative disziplin beschreibt sie Methoden<br />

wissenschaftlicher erkenntnis, die Orientierungsmaßstäbe<br />

hergeben für die wis sen schaftliche Praxis.<br />

der deskriptive ansatz in der Wissenschaftstheorie<br />

orientiert sich hin gegen daran, wie Wissenschaftler<br />

tatsächlich zu ihren wissenschaftlichen erkennt nissen<br />

gelan gen. ausgehend von der wissenschaftlichen<br />

Praxis und ihrer Geschichte entwickelt die deskrip tive<br />

Wissenschaftstheorie Modelle und theorien von<br />

Wissenschaft. Sehr viel stärker als die normative<br />

Wissenschaftstheorie fokussiert sie auch die Geschichtlichkeit<br />

der Wissenschaft, be greift Wissenschaft<br />

als geschichtliches Phänomen. in der aktuellen<br />

diskussion treten wissen schaftsethische reflexionen<br />

immer mehr in den Fokus der philosophischen auseinandersetzung<br />

mit Wissenschaft, was dem um-<br />

Wissenschafts<strong>philosophie</strong> – Natur<strong>philosophie</strong> 73

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