handreichung zum lehrplan leistungskurs philosophie
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der amerikanische Philosoph thomas nagel will<br />
genau solchen Problemen ent gehen, indem er mit<br />
seinem ansatz bemüht ist, Klarheit in die diskussion<br />
über die logi sche Struktur von Sprache zu bringen.<br />
in seiner Schrift Das letzte Wort stellt er einen Zusammenhang<br />
von denken und Sprache her: „Das<br />
Verstehen von Sprache ist eine Form des Denkens, aber<br />
die Sprache ist nicht der Stoff, aus dem Gedanken gemacht<br />
sind. Für viele Typen des Denkens ist die Sprache<br />
ebenso unerlässlich wie Diagramme für die Geometrie.“<br />
der „Inhalt des Denkens“ muss von den „Bedeutungen<br />
der Wörter“ klar diffe renziert werden. ein sprachliches<br />
System kann sehr wohl kulturell geprägt sein, gewissen<br />
Konventionen unterliegen, doch die „Gültigkeit<br />
der Gedanken“ ist, so nagel, davon unab hängig.<br />
Selbst wenn unsere Sprach gewohnheit in uns das<br />
Gefühl der „Objektivität“ aufkom men lässt, wir dadurch<br />
eine aussage als „richtig“ bewerten, so wird<br />
die durch Konvention geprägte Sprachpraxis nicht<br />
von der Objektivität aus dem Felde geschlagen: „Was<br />
eine Menge von Sätzen bedeutet, ist von Kon ventionen<br />
abhängig. Was aus einer Menge von Prämissen folgt,<br />
ist von Konventionen unabhän gig“ (thomas nagel:<br />
Das letzte Wort, Kap. 3). Wenn wir, so nagel, die<br />
ratio erklären wollen, wird uns dies mit phänomenologischen<br />
Beschreibungen oder subjektivistisch ausgerichteter<br />
reflexion nicht gelingen. es geht nagel<br />
um die Suche nach den „letzten logi schen Notwendigkeiten“<br />
von Sprachpraktiken, und er wendet sich<br />
entschieden gegen alle Sprachreflexionen, die an<br />
die Stelle des Fundamentalen, der „Letzterklärung“,<br />
soziale, psycho logisch-kulturelle Fakten ermitteln<br />
und darauf aufbauend Sprachanalysen vornehmen.<br />
unterricHtSPraKtiScHe<br />
HinWeiSe<br />
Philosophische und literarische Schriften<br />
< Mythen, erzählungen: narziss und echo, turmbau<br />
zu Babel<br />
< Vorsokratik: Pythagoras (Zahl und namengeber),<br />
Heraklit und logoslehre; Parmeni des:<br />
Spra che und erkenntnis; auszüge aus Platons<br />
Kratylos bieten sich an, doch auch als Ganzschrift<br />
ist dieser dialog gut geeignet.<br />
< denken und Sprache: Benjamin lee Whorf<br />
(linguistisches relativitätsprinzip), auch seine<br />
Beispiele von unfällen, die durch sprachliche<br />
Missverständnisse entstanden; außerdem<br />
Gerhard roth zur Überschätzung des sprachlich<br />
bewussten ichs<br />
< in diesem Zusammenhang bietet es sich an, die<br />
untersuchungen von Peter Gordon (er bezieht<br />
sich auf die Sapir-Whorf-Hypothese) zur<br />
Sprachgruppe der Pirahas zu thematisie ren,<br />
die in ihrer Sprache keine Zahlwörter kennen,<br />
lediglich Wörter wie „eins“, „zwei“ und „viele“.<br />
< thomas nagel: Das letzte Wort, insbesondere<br />
3. Kap.<br />
< Viele Hinweise auf den Zusammenhang von<br />
Bewusstsein, Sprache, erkenntnis: Metzinger,<br />
Grundkurs Philosophie des Geistes Bd. 1 und 2.<br />
Hier werden zahlreiche <strong>philosophie</strong> geschichtliche<br />
Be züge aufgezeigt; ebenso anregungen<br />
und Vertiefungen bei ansgar Beckermann.<br />
natürliche Sprachen, Wissenschaftssprachen<br />
und Symbolsprachen:<br />
< thomas Hobbes (De Homine, 10. Kap.), Schriften<br />
des Wiener Kreises<br />
< Hier wäre es interessant, Schülerinnen und<br />
Schülern als Beispiel für Symbolsprachen Freges<br />
dar stellung des Satzes „Wenn dieser Strauß ein<br />
Vogel ist und ...“ zu zeigen. dies sollte lediglich<br />
der Veranschaulichung dienen.<br />
< condillac: Abhandlungen über Empfindungen,<br />
VII. Von einem in den Wäldern Litthauens gefunde<br />
nen Menschen. Hier kann sehr anschaulich<br />
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Sprach<strong>philosophie</strong>