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handreichung zum lehrplan leistungskurs philosophie

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Carl Friedrich von Weizsäcker: Die Einheit der<br />

Natur; das Buch setzt sich aus Auf sätzen und<br />

Vorträgen zusammen, die als kleine Ganztexte<br />

bearbeitet werden kön nen. Besonders zu empfehlen:<br />

Parmenides und die Quantentheorie.<br />

< Vittorio Hösle: Philosophie der ökologischen<br />

Krise (Kap. II: Die geistesgeschichtli chen Grundlagen<br />

der ökologischen Krise); nach Hösle unterliegt<br />

das Verhältnis des Menschen zur Natur<br />

einem geschichtlichem Wandel, der sich vom<br />

naturverständnis in archaischen Kulturen bis in<br />

die Moderne in fünf Paradigmen vollzieht. In der<br />

antike herrsche noch eine Harmonie zwischen<br />

Mensch und Natur. Bereits der christliche Schöpfungsglaube<br />

führe zu einer ersten Abwertung der<br />

natur. Wegbereiter der mo dernen Wissenschaft<br />

sei Descartes, dessen Unter scheidung von „res<br />

cogitans“ und „res extensa“ die geistesgeschichtliche<br />

Voraussetzung be reitstelle für die Verdingli<br />

chung der Natur im naturwissenschaftlichtechnischen<br />

Denken. Der Text ist sehr in formativ<br />

und relativ leicht verständlich.<br />

< Fragen der Wissenschaftsethik können ausgehend<br />

von Friedrich Dürrenmatts Drama Die Physiker<br />

erörtert werden. „Alles Denkbare wird einmal gedacht.<br />

Jetzt oder in der Zukunft“, lässt Dürrenmatt<br />

die irre Ärztin Mathilde von Zahnd sagen. Für<br />

Dürrenmatts Dramaturgie ist es nicht möglich,<br />

Wissenschaft in einem herrschafts freien Raum zu<br />

denken. Die Genialität des Physikers Möbius wird<br />

in radikaler Weise von den Machtinteressen der<br />

irren Ärztin in strumentalisiert. Möbius, der die<br />

Mensch heit ethisch für unreif hält, verantwortungsvoll<br />

mit den Erkenntnissen der Natur wissenschaften<br />

umzugehen, scheitert, weil die Dramenhandlung<br />

die „schlimmstmögli che Wendung“<br />

nimmt. Wissenschaftsethische Reflexionen im<br />

ausgang des Dramas können in Bezug gesetzt<br />

werden mit dem Furchtbegriff in Jonas’ Werk<br />

Das Prinzip Verantwortung und mit der Tragödientheorie<br />

Dürrenmatts, nach der die „reine Tragödie“<br />

nicht mehr möglich ist, weil es „keine Schuldigen<br />

und keine Verantwortlichen“ mehr gibt<br />

(Dürrenmatt: Theaterprobleme). Die Aussage<br />

Dürrenmatts enthält geschichtsphiloso phische<br />

implikationen, denen in einer philosophischen<br />

Problemreflexion nachgegan gen werden kann.<br />

< Fragen der Wissenschaftskritik können ausgehend<br />

von einem weiteren Klassiker der Literatur<br />

behandelt werden: Homo faber. Ein Bericht von<br />

Max Frisch. In dem Roman thematisiert der Autor<br />

die Frage nach der Sinnleere einer einseitig rationalen<br />

und wis senschaftlich-techni schen Weise<br />

der Weltbegegnung. Eine Bezugnahme zu Martin<br />

Heideggers Daseinsanaly sen aus Sein und Zeit<br />

erscheint sinnvoll, weil das Thema des Todes im<br />

roman zentral ist und von daher eine Bezugnahme<br />

auf das Thema des Daseins <strong>zum</strong> Tode bzw. der<br />

Flucht vor der Eigentlichkeit des Daseins in Sein<br />

und Zeit möglich ist. Walter Faber verdrängt die<br />

eigene Sterblichkeit – so wie der in der Cuba -<br />

episode charakterisierte „American Way of Life“,<br />

der selbst den Tod noch kosmetisiert und damit<br />

ignoriert, die Angst nicht zulässt wie Faber. Ebenso<br />

sinnvoll er scheint eine Bezugnahme auf Husserls<br />

Krisis-Schrift, weil Walter Fabers Sinnleere einhergeht<br />

mit einer Beziehungslosigkeit zur eigenen<br />

lebenswelt. Die Le bens weltvergessenheit Fabers<br />

zeigt sich in seinem Verhältnis zur Technik, dem<br />

daraus re sul tierendem Lebenstempo, das Wirklichkeit<br />

immer mehr verdünnt, die „Welt als Wi derstand<br />

aus der Welt“ schafft und somit zur „Weltlosigkeit“<br />

des Technikers führt – so der Vorwurf<br />

Hannas gegenüber dem technischen Weltbild.<br />

Wissenschafts<strong>philosophie</strong> – Natur<strong>philosophie</strong> 81

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