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handreichung zum lehrplan leistungskurs philosophie

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Ethik<br />

der philosophischen ethik, von aristoteles unter dem<br />

titel ta ethika als disziplin in die Phi losophie eingeführt,<br />

geht es darum, Grundsätze des guten Handelns und<br />

des guten lebens zu finden und darzulegen, dass nach<br />

deren Maßgabe der Mensch sein ganzes praktisches<br />

leben (seine Maximen, seine grundlegenden einstellungen<br />

gegenüber sich selbst, seinen Mitmenschen<br />

und der natur, seine Pflichten und rechte, sowie<br />

sein Glücksstreben, sein Streben nach Selbstverwirklichung<br />

und sein konkretes Handeln) reflektieren,<br />

kritisch be werten und letztlich auch autonom bestimmen<br />

kann. Wie genau aus der bloß reflexiven ein sicht<br />

auch ein gutes Handeln entspringen kann, gehört zu<br />

den offenen Fragen ethischer re flexion, auch der<br />

gegenwärtigen. Bereits der etymologische ursprung<br />

des Wortes (von grie chisch „ethos“: Sitte, Gewohnheit)<br />

verweist darauf, dass ethik ihren ausgang nimmt<br />

von ge sellschaftlich anerkannten einstellungen und<br />

normen, die den Kontext darstellen, auf den sich<br />

die philosophische ethik bezieht. anthropologisch<br />

gesehen tragen Moral und ethik dem umstand rechnung,<br />

dass der Mensch der aus der natur entlassene<br />

ist, der als soziales We sen richtlinien für sein Handeln<br />

braucht, um als „Mängelwesen“ nicht überfordert<br />

zu sein. ethik kann somit die soziale integration des<br />

individuums intendieren. ethik kann sich aber auch<br />

der Frage nach dem Wert des ungehorsams und der<br />

nonkonformität zuwen den. die Fähigkeit zu rationaler<br />

Kritik sowie die Fähigkeit, rationale Kritik dialogisch<br />

zu ver mitteln, sollten <strong>zum</strong> Wertekonsens jeder ethik<br />

gehören. insofern sie philosophisch begrün dete Orientierungsmaßstäbe<br />

für das richtige bzw. gute Handeln<br />

bereitstellt, ist ethik normativ, als sol che abzugrenzen<br />

von der empirisch orientierten ethik (Soziologie,<br />

Psychologie), deren inten tion darin besteht, moralische<br />

Wert systeme deskriptiv zu erfassen, aber auch<br />

von der Meta ethik, die das ethische argumentieren<br />

und die Sprache der ethik <strong>zum</strong> Gegenstand hat und<br />

deren intention darin zu sehen ist, ethik auf ihre Möglichkeit<br />

hin zu überprüfen (George edward Moore,<br />

richard Mervin Hare u. a.). an welchen Wertmaßstäben<br />

und normen Menschen tatsächlich ihr leben<br />

und Handeln ausrichten, wird somit von der deskriptiven<br />

ethik erfasst; Fragen wie <strong>zum</strong> Beispiel die, was wir<br />

überhaupt meinen, wenn wir im Kontext moralischer<br />

urteile den Begriff des „Guten“ verwenden, gehören<br />

zur Metaethik. Metaethische reflexionen können<br />

selbstverständlich auch im Kontext normativer argumentationen<br />

auf tauchen.<br />

im Zentrum der philosophischen ethik steht somit<br />

die normative ethik. die gängige definition, ethik sei<br />

reflexion der Moral, fokussiert ein modernes Verständnis<br />

von ethik, für das das Gute primär ein moralisch<br />

Gutes darstellt. Beispielhaft für dieses neuzeitliche<br />

Verständnis von ethik kann auf die ersten Sätze der<br />

Grundlegung zur Metaphysik der Sitten verwiesen<br />

werden, in denen immanuel Kant die berühmte these<br />

entwickelt, allein ein „guter Wille“ sei auch „schlechthin“<br />

gut zu nennen: „Es ist überall nichts in der Welt,<br />

ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich,<br />

was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten<br />

werden, als ein guter Wille“ (immanuel Kant: Grundlegung<br />

zur Metaphysik der Sitten). das Gut-Sein dieses<br />

Willens setzt Kant mit moralischem Gut-Sein gleich.<br />

Moralisch gut ist dieser Wille, weil er sich als reiner<br />

Wille selbst ein Gesetz gibt und sich somit selbst<br />

bestimmt. alle triebfedern der Sinnlichkeit, wie <strong>zum</strong><br />

Beispiel egoistische neigungen, sind von dieser idee<br />

einer reinen prak tischen Vernunft fernzuhalten. Kritiker<br />

der ethik Kants, wie <strong>zum</strong> Beispiel Max Scheler,<br />

be mängeln den Formalismus dieser ethischen theorie.<br />

Otfried Höffe beispielsweise verteidigt sie gegen<br />

den Vorwurf des Formalismus, indem er diese als<br />

„Maximenethik“ inter pretiert; er sieht in dem Formalismus-Vorwurf<br />

ein Missverständnis (Otfried Höffe:<br />

Ethik des kategorischen Imperativs; in: annemarie<br />

Pieper (Hg.): Geschichte der neueren Ethik 1). andere<br />

beurteilen den ansatz einer ethik der reinen praktischen<br />

Vernunft überhaupt als ungeeignet, ein<br />

erfolgrei ches Handeln zu begründen. Wie aus einem<br />

freien, autonomen Willen auch ein Können, ein erfolgreiches<br />

Wollen folge, erkläre diese nur ansatzweise.<br />

Peter Baumanns (Einführung in die praktische Philosophie)<br />

vertritt die auffassung, dass bereits thomas<br />

Hobbes mit den Voraussetzungen seiner Philosophie<br />

so etwas wie autonomie denken könne; sein Kontraktualismus<br />

beruhe auf der theorie der Gleichursprünglichkeit<br />

von Forderungen der triebnatur (vernunftloses<br />

Selbsterhaltungsstreben um jeden Preis) und<br />

moralischer, aber noch ohnmächtiger Forderung der<br />

Vernunft, Frieden zu stiften (das „Gesetz der Natur“<br />

formal gedeutet als hypothetischer imperativ).<br />

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Ethik

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