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handreichung zum lehrplan leistungskurs philosophie

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identifiziert Mauritius den ring als „Stein der<br />

Weisen“, doch sei dieser wertlos. Mauritius gibt<br />

Faust somit nur das vage Versprechen, er wolle<br />

schauen, was er für ihn tun könne. er scheint<br />

dem orientierungslosen Faust, der als Wissenschaftler<br />

vergeblich nach dem Sitz der Seele<br />

suchte und als Mensch vergeblich nach Sinn,<br />

eine neue richtung in dessen leben geben zu<br />

können. im Finale des Films gelingt Faust mit<br />

der Hinwendung zu einem visionären denken<br />

(„Natur und Geist, mehr braucht man nicht, um<br />

auf freiem Grund ein freies Volk zu erschaffen“;<br />

vgl. dazu Faust 2, Vers 11563 ff.) innerlich die<br />

loslösung von Mauritius. als dieser darauf pocht,<br />

Faust habe ihm seine Seele verschrieben, wird<br />

er von diesem getötet. eine Stimme von oben –<br />

Margaretes Stimme - fragt Faust, wohin er<br />

gehe. „Da hin. Weiter! Immer weiter!“, antwortet<br />

er voller euphorie. die richtung, die er einschlägt,<br />

geht dem Gipfel der Gebirgslandschaft<br />

entgegen. Sokurows eigener aussage zufolge<br />

ist Faust ein demagoge, der nach irgendetwas<br />

suche, viel rede, aber am ende nichts erschaffe.<br />

in ihm sieht Sokurow einen ideologischen Vorläufer<br />

der großen politischen demagogen des<br />

20. Jahrhunderts.<br />

< MiloŠ Forman: Goyas Geister; der Maler<br />

Francisco de Goya konfrontiert mit der Machtwillkür<br />

der spanischen inquisition.<br />

< Apollon vom Westgipfel des Zeustempels in<br />

Olympia, um 460 v. chr.; apollon gebietet<br />

dem chaos einhalt.<br />

< Laokoongruppe, um 50 v. chr., Vatikan<br />

(Haltung im Sterben)<br />

< caspar david Friedrich: Der Mönch am Meer;<br />

der Mensch konfrontiert mit der unendlich keit.<br />

1. Allgemeines<br />

Sprach<strong>philosophie</strong><br />

in der griechischen Mythologie wird uns von der sprechfreudigen<br />

echo erzählt, die von Zeus beauftragt wird,<br />

seine eifersüchtige Frau Hera mit Gesprächen in einer<br />

Weise abzulenken, dass es ihm möglich ist, sich seinerseits<br />

ungesehen mit den nymphen zu vergnü gen.<br />

Hera, wütend über diesen Betrug, den sie aufgedeckt<br />

hat, bestraft echo mit dem Ver lust der Sprache, des<br />

eigenständigen Sprechens, so dass diese nunmehr<br />

nur noch in der lage ist, die letzten ausgesprochenen<br />

Worte von anderen mit ihrer Stimme wiederzugeben<br />

(vgl. Varianten: Pan und echo, narziss und echo).<br />

auch in der Bibel wird in der erzählung vom turmbau<br />

zu Babel der tief greifende Verlust veranschaulicht,<br />

den es bedeutet, wenn die sprachliche Kommunikation<br />

ge stört wird (Gen 11,1-9).<br />

auch wenn wir in zahlreichen alltagssituationen die<br />

sich dort ereignende Kommunikation als „intakt“ bezeichnen<br />

würden, d. h. wir uns keiner Sprachverwirrung<br />

ausgesetzt, ja uns gera dezu verstanden fühlten,<br />

bleibt doch die Frage, ob die inhalte, die das Werkzeug<br />

Sprache <strong>zum</strong> aus druck bringen will, dabei auch dem<br />

Gegenüber hinreichend klar und deutlich werden<br />

können.<br />

Sprachreflexionen in der Philosophie sind so alt wie<br />

die Philosophie selbst, auch wenn der ter minus<br />

„Sprach<strong>philosophie</strong>“ erst im 19. Jahrhundert geprägt<br />

wird. Sprach<strong>philosophie</strong> als eigene philosophische<br />

disziplin kommt erst spät in den Blick. Bei Francis<br />

Bacon finden wir eine unter scheidung von „literarischer<br />

Grammatik“, die uns beim erlernen von Fremdsprachen<br />

unterstützt, und einer „philosophischen<br />

Grammatik“. letztere untersucht die „Ana logie<br />

zwischen Wörtern und Sachen“.<br />

Johann Gottfried Herder ist der erste, der die termini<br />

Sprache und Philosophie miteinan der verknüpft<br />

und von „Sprachen<strong>philosophie</strong>“ spricht. diese hat<br />

sich, so Herder, erstmals bei den antiken Griechen<br />

„entzündet“; sie sei zurückzuführen auf deren überaus<br />

kunstreichen umgang mit Sprache in Form von er-<br />

Sprach<strong>philosophie</strong> 49

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