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handreichung zum lehrplan leistungskurs philosophie

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sen der Vermannigfaltigung der einen Urrealität sind<br />

die Attribute der Substanz, von denen die endliche<br />

Vernunft zwei kennt: Ausdehnung und Denken.<br />

Im Gegensatz <strong>zum</strong> Substanzdualismus bei René<br />

Descartes – bekanntlich stehen sich bei Descartes<br />

„res extensa“ und „res cogitans“ in dualistischer Weise<br />

gegenüber – sind Ausdehnung und Denken bei Spinoza<br />

also Attribute der einen Substanz und heben deren<br />

Identität nicht auf, sondern drü cken diese aus. Die<br />

ethische Hauptaufgabe des Menschen besteht darin,<br />

sich selbst unter dem Gesichtspunkt des Ewigen zu<br />

erkennen; diese Selbst erkenntnis, die das Sein des<br />

Menschen in Gott begreift, führt zu innerer Freiheit<br />

sowie Glückseligkeit in einer intellektuellen Liebe<br />

zu Gott. In anderer Weise wird das Verhältnis von<br />

Denken und Raum in der Monadologie bei Leibniz gedacht.<br />

Dieser metaphysische Idealismus postuliert<br />

„Monaden“ als nicht mehr weiter teilbare En titäten.<br />

Diese liegen, vergleichbar mit Atomen, allem Sein<br />

zu Grunde. Die Monaden können, so Leibniz, keine<br />

räumlichen Entitäten sein, weil räumliche Entitäten<br />

ins Unendliche teilbar sind. Die Kon sequenz: Die<br />

Materialität der Welt wird spiritualisiert, der Raum<br />

als eine Vorstellung der un räumlichen Monaden<br />

verstanden, deren Eigenschaften es ist, vorzustellen<br />

(zu perzi pieren) und zu streben – danach nämlich, so<br />

zu sein wie die Urmonade. Gott wird als „Urmonade“<br />

gedacht, die die fensterlosen, das heißt keiner Affektion<br />

fähigen Monaden gleichsam durch „Ausblitzung“<br />

aus sich heraus entlässt. Alle Monaden verfügen über<br />

ein graduell unterschiedliches Bewusst sein von sich<br />

selbst und der Welt. Wenn auch in dunkler Weise<br />

partizipiert jede Monade am Be wusstsein der „Urmonade“,<br />

spiegelt somit die Fülle des Kosmos wider.<br />

c. Immanuel Kant und das Problem<br />

der Metaphysik<br />

Immanuel Kant, nach eigenem Bekunden durch die<br />

Philosophie David Humes aus sei nem „dog matischen<br />

Schlummer“ geweckt, formuliert eine Metaphysikkritik,<br />

die eine Zä sur innerhalb der Geschichte der<br />

Metaphysik darstellt. Eine Metaphysik vor und nach<br />

Kant ist zu unterscheiden. Gottesbeweise nach dem<br />

Erscheinen der Kritik der reinen Vernunft scheinen obsolet<br />

zu sein. Der dogmatische Anspruch der einstigen<br />

„Königin der Wissenschaft“ wird von Kant als „despotische<br />

Herrschaft“ entlarvt (Immanuel Kant: Vor rede zur<br />

ersten Auflage der Kritik der reinen Ver nunft). Die<br />

Transzendentale Dialektik der Kritik der reinen Vernunft<br />

legt die Aporien offen, in die sich die spekulative<br />

Vernunft begibt, wenn sie unkritisch bleibt, das<br />

heißt nicht darüber reflek tiert, ob sie (die Vernunft)<br />

erfahrungstranszendentes Wissen mit dem Anspruch<br />

auf Wahrheit generieren könne. Kant verbindet den<br />

Anspruch, den die Metaphysik stellt, mit der Frage,<br />

ob „synthetische Urteile a priori“ möglich seien. Er<br />

erbringt in der Trans zendentalen Analytik der Kritik<br />

der reinen Vernunft den Nachweis, dass diesen „reine<br />

Anschauung“ zu Grunde liegen müsse. Ohne diesen<br />

Bezug auf Anschauung münde das synthetische Urteilen,<br />

das der traditio nellen Metaphysik eigentümlich<br />

sei, in einem „dialektischen Schein“. Der erste Satz in<br />

der Vor rede zur ersten Auflage der Kritik der reinen<br />

Vernunft lässt die Beweg gründe des Menschen er kennen,<br />

sich mit metaphysischen Fragen zu beschäftigen:<br />

„Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal<br />

in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: dass sie durch<br />

Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn<br />

sie sind ihr durch die Vernunft selbst aufgegeben, die<br />

sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie übersteigen<br />

alles Vermögen der menschlichen Vernunft.“<br />

Für Kant sind diese Fragen die Fragen nach der Existenz<br />

Gottes, der Freiheit des menschli chen Willens,<br />

der Un sterblichkeit der Seele. Unerkennbar bleibt<br />

nach Kant das „Ding an sich“, jene Vorausset zung<br />

seiner Erkenntnistheorie, ohne die – wie Jakobi anmerkte<br />

– man nicht in die kanti sche Kritik „hineinkommen“<br />

und mit welcher man nicht „darin bleiben“<br />

könne. Kants Metaphysikkritik enthält nicht nur mit<br />

der Hypostasierung eines „Dinges an sich“ metaphysische<br />

Implikationen. Sein Denken steht in Kontinuität<br />

zur ontologischen Denktradition, wenn es mit dem<br />

„Sys tem der synthetischen Grundsätze der reinen<br />

Vernunft“ die allge meinsten Prinzipien des Seins darlegt,<br />

die somit der transzendentalen Subjektivität<br />

ent springen und deshalb der Erkenntnis der Natur<br />

und in eins der Natur gleichsam eine Verfassung<br />

geben können.<br />

Der Naturbegriff der Kritik der reinen Vernunft – die<br />

Vorstel lung der durchgängigen Determiniertheit aller<br />

Vorgänge in der Natur – steht allerdings in Widerspruch<br />

zu der Idee der Autonomie des Willens, dem<br />

Zentral gedanken von Kants praktischer Philosophie.<br />

Es entspringt einem Primat der praktischen Ver nunft<br />

Metaphysik 61

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