handreichung zum lehrplan leistungskurs philosophie
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Milan Kunderas Die unerträgliche Leichtigkeit<br />
des Seins ist ein Roman, dessen Erzähl stränge<br />
durch Reflexionen des Erzählers unterbrochen<br />
werden. Kundera setzt sich kritisch mit dem<br />
christlich geprägten Anthropozentrismus auseinander.<br />
Fragen des Unterschieds zwischen<br />
Mensch und Tier werden ebenso thematisiert<br />
wie Fragen der Ästhetik (was ist Kitsch?) oder<br />
Fragen der Ethik (Bedeutung des Mitgefühls).<br />
Bemer kenswert der Lebens entwurf Sabinas:<br />
Freiheit als Ungebundenheit, als unerträgliche<br />
Leichtigkeit, die dem Ro man den Titel gibt.<br />
dieser bezieht sich explizit auf Nietzsches<br />
Gedanken des Schwer gewichts des Lebens. Der<br />
roman kann auch mit anderen Arbeits bereichen<br />
in Bezug gesetzt werden (Ästhetik, Ethik).<br />
< Thomas Bernhard: Gehen; im Mittelpunkt der<br />
analytischen Erzählung steht das Thema der<br />
„Verrücktheit“. Bei der Hauptfigur Karrer, die<br />
der Leser nur aus den Reflexionen des Icherzählers<br />
kennen lernt, ereignet sich die Verrücktheit<br />
auf dem „Höhepunkt seines Denkens“, in dem<br />
Moment, wo Karrer die Grenze <strong>zum</strong> wirklichen,<br />
ununterbrochenen Denken hin überschreitet,<br />
als „etwas in unglaublichster Höhe sich Vollziehendes“.<br />
Die Erzählung begreift das wirkliche<br />
denken als ein absolutes Sich-Denken, das unvereinbar<br />
ist mit der Bewegung und dem Vollzug<br />
von Leben; die (Leid bringende) Natur schließt<br />
ein absolutes Denken aus.<br />
< Friedrich Schillers Diktum „Der Mensch spielt<br />
nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch<br />
ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“<br />
aus der Ästhetischen Erziehung des Menschen<br />
(Fünfzehnter Brief) könnte Ausgangspunkt einer<br />
philosophi schen Reflexion von Stefan Zweigs<br />
Schachnovelle sein, in der Zweig den Neologis -<br />
mus „das Spiel ernsten“ als sprachlichen Ausdruck<br />
einer Haltung prägt, die in Kontrast steht zu<br />
dem eigentlichen Sinn des Spielens. Im Kontext<br />
dazu ist eine Beschäftigung mit Schillers Spielund<br />
Kunstbegriff sinnvoll. Eine Vertiefung ist<br />
möglich im Vergleich von Schillers Anthro pologie<br />
mit Marcuses Der eindimensionale Mensch,<br />
da Marcuse wie Schiller der Freiheit und Ganzheit<br />
im Ästhetischen den Zwang und die Eindimensionalität<br />
des Indi viduums im entfremdeten<br />
gesellschaftlichen Lebens vollzug entgegensetzen.<br />
anthro pologisch ist weiterhin von Relevanz in<br />
Zweigs Novelle: der Mensch in der Grenzsitua tion<br />
völliger Isoliertheit (Haft), die Erfahrung des<br />
nichts, der sich in der Grenzsituation behauptende<br />
Wille, der Mensch in der Sucht (die<br />
„Schachvergiftung“ von Dr. B.).<br />
< In der Todesfuge gelingt Paul Celan in der<br />
darstellung des Zynismus des KZ-Auf sehers<br />
eine beklemmend wirkende Auseinandersetzung<br />
mit dem sadistischen Cha rakter. Eine philosophische<br />
Reflexion bindet das Gedicht etwa in<br />
den Kontext einer Unterrichtsreihe über Erich<br />
Fromm ein (Analyse der sadistisch-masochistischen<br />
Per version, Nekrophilie).<br />
< Jean Paul Sartre: Der Teufel und der liebe Gott<br />
(die Einsicht in die existenzielle Verlas sen heit<br />
ohne Gott und die damit verbundene Verurteilung<br />
zur Freiheit)<br />
Präsentatives Material<br />
(Filme und Werke der bildenden Kunst)<br />
< Ingmar Bergman: Wilde Erdbeeren; der Film<br />
schildert einen Tag im Leben des 78-jährigen<br />
arztes Isak Borg. Geleitet von der Kraft des<br />
unbewussten, das sich in Träumen artikuliert,<br />
stellt sich Isak Borg angesichts des nahenden<br />
todes die Sinnfrage.<br />
< Jaco Van Dormael: Mr. Nobody; der neunjährige<br />
nemo Nobody steht bei der Trennung seiner<br />
eltern vor der Entscheidung zwischen einem<br />
leben bei seinem Vater oder seiner Mutter. In<br />
der Filmhandlung werden insgesamt drei mögliche<br />
Leben Nemos in ineinander verschachtelten<br />
Handlungssträngen verfolgt, die alle von<br />
dieser Entscheidung ihren Ausgang nehmen.<br />
< Franklin J. Schaffner: Planet der Affen, 1968;<br />
astronauten kehren nach einer Zeitreise zur<br />
verwüsteten Erde zu rück, auf der Affen und<br />
Menschen die Rollen getauscht haben.<br />
< Steven Spielberg: Schindlers Liste; Sadismus<br />
und menschliche Perversion stehen in Kon trast<br />
zur Unbedingtheit der Gewissensentscheidung<br />
Schindlers.<br />
< Alexander Sokurow: Faust; der Wissenschaftler<br />
Faust bietet dem Wucherer Mauritius seinen<br />
ring als Pfand an, um Geld zu bekommen. Zwar<br />
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Anthropologie