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Erzählungen und Berichte aus, von und über Bernhardsthal

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<strong>Erzählungen</strong> <strong>aus</strong> <strong>und</strong> <strong>über</strong> <strong>Bernhardsthal</strong><br />

Eisenbahn-Karambolage mit einem Militärtransport!<br />

Ende Mai 1919 kam es in der Nähe unserer Ortschaft mit einem Militärtransportzug <strong>von</strong> Tscheljabinsk<br />

87 kommend <strong>und</strong> nach Osten fahrend zu einer Katastrophe, da durch die Steigung des Bahngeländes<br />

eine Schubmaschine hinten helfen musste, um diese Steigung zu bewältigen.<br />

Es war ein Militärtransport mit 30 Waggons, die normal an die erste Lok angekoppelt sind. Die<br />

hintere Lok aber nicht, damit sie sich am höchsten Punkt absetzen kann, da jetzt wieder ein Gefälle<br />

beginnt.<br />

Es waren aber nur drei Waggons an die erste Lok angekoppelt, die übrigen sieben<strong>und</strong>zwanzig<br />

an keiner. Der Lokführer bemerkte erst später, dass er nicht die komplette Garnitur hinter sich hatte<br />

<strong>und</strong> blieb stehen. Da es Nacht war, konnte er das Ganze nicht <strong>über</strong>sehen.<br />

Währenddessen rollten die sieben<strong>und</strong>zwanzig Waggons in immer schneller werdendem Tempo<br />

auf die drei Waggons <strong>und</strong> die Lok zu.<br />

Ich ging dann morgens an die Unglücksstelle. Da sah ich wie drei, vier Waggonplattformen ineinander<br />

verschachtelt waren <strong>und</strong> im Schlaf <strong>über</strong>rumpelte Soldaten nebeneinander tot auf der<br />

Plattform lagen. 70 tote Soldaten lagen gestaffelt am Rasen, wo man ihre Personalien aufnahm. Die<br />

Verw<strong>und</strong>eten hatte man schon abtransportiert.<br />

Hilfstruppen zogen die zusammen geschobenen Teile <strong>aus</strong>einander. In einem Waggon wieherte<br />

ein Pferd eingeklemmt zwischen Brettern. Losgerissene Achsen mit Rädern lagen verstreut in der<br />

Umgebung. Ein Waggon stand unversehrt auf der Wiese, denn die Bahnstrecke hatte hier noch eine<br />

Erhöhung <strong>von</strong> ca. 3 Meter. Es waren Angehörige der Weißen Armee. Menschliches Versagen oder<br />

Sabotage?<br />

Besetzungen <strong>von</strong> Städten durch Weiß <strong>und</strong> Rot!<br />

Ab <strong>und</strong> zu hörte man, dass größere Städte abwechselnd <strong>von</strong> Weißen <strong>und</strong> der Roten Armeeeinheiten<br />

zeitweise besetzt wurden. Größere Kampfhandlungen gab es damals in Sibirien noch nicht. An<br />

solchen leichten Siegen nahm auch die Tschechische Legion 88 teil, die damals schon eine 60.000<br />

Mann, <strong>von</strong> speziell <strong>von</strong> Frankreich <strong>aus</strong> gegründete Armee hatte. Sie kämpften damals gegen die<br />

Bolschewiken. Doch im Kasan-Gebiet, das ist vor dem Ural, wo ihnen die Bolschewiken einen<br />

erbitterten Kampf lieferten, war es mit ihrer Kampflust vorbei. Die Bolschewiken mussten dieses<br />

mit allen verfügbaren Kräften verteidigen, da es ihre Brotkammer war <strong>und</strong> sie die Ukraine (russ.<br />

Ukraina) an Deutschland abgetreten hatten.<br />

Die Tschechische Legion gibt die Kampfhandlungen auf!<br />

Fortsetzung folgt …<br />

Der mit Schreibmaschine <strong>von</strong> Josef Weilinger verfasste Text wurde - unter sorgfältiger Einhaltung<br />

des Originaltextes - sehr behutsam <strong>von</strong> Dieter Friedl einer guten Lesbarkeit zugeführt <strong>und</strong> mit<br />

erklärenden Fußnoten versehen.<br />

Als kleines Beispiel möge hier die Abbildung der Seite 15. mit den Kapiteln „Die Ansiedler“ <strong>und</strong><br />

„Die Beschäftigung der neuen Ansiedler!“ dienen.<br />

87 wiss. Transliteration Čeljabinsk, russ. Челябинск, russische Stadt am Ural.<br />

88 Aus Tschechen <strong>und</strong> Slowaken gebildete militärische Verbände, die in Frankreich, Italien <strong>und</strong> in Russland aufgestellt<br />

wurden. Mit der Weißen Armee traten sie im russischen Bürgerkrieg in Erscheinung.<br />

Seite 100

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