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Erzählungen und Berichte aus, von und über Bernhardsthal

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<strong>Erzählungen</strong> <strong>aus</strong> <strong>und</strong> <strong>über</strong> <strong>Bernhardsthal</strong><br />

Zwei Monate später war die Geländeprüfung. Als mich Hauptmann Kahlhammer aufrief, sah er<br />

mich an <strong>und</strong> sagte: „Sie können sich setzen, <strong>von</strong> Ihnen weiß ich, dass Sie es können“. So musste ich<br />

als einziger Kursteilnehmer bei der zweiten Prüfung nicht antreten. Nach dem Kurs wurde ich der<br />

III. Kompanie als Kraftfahrer zugeteilt. In der Kaserne unter den Linden lernte ich fleißig für meine<br />

nächsten Kurse.<br />

Von Stockerau marschierten wir nach Kaisersteinbruch zum Scharfschießen. Es war ein <strong>aus</strong>nehmend<br />

heißer Sommertag. Die Sonne meinte es besonders gut, sogar der Asphalt wurde weich.<br />

Unsere Schuhe klebten fast auf der Straße. Es war gut, dass wir schon 14 Tage unsere Füße <strong>und</strong><br />

auch die Fußfetzen mit Hirschtalg eingeschmiert hatten, sonst wäre es zu einer Hitzekatastrophe<br />

gekommen. Bis Wien ging ja alles glatt <strong>und</strong> zügig. Doch in Wien wollte die Engerthstraße kein<br />

Ende nehmen, noch dazu war ein Kopfsteinpflaster. Endlich waren wir in der Kaserne im 2. Bezirk.<br />

Am nächsten Tag ging es schon besser <strong>und</strong> endlich landeten wir auf dem Truppenübungsplatz. Wir<br />

mussten Scharfschießen. Ich war im Sonnenschein neben der Kanone eingeschlafen. Meine Kameraden<br />

schossen ohne meine Mitwirkung. Im Schlaf hörte ich nur so dumpfe Schläge. Es waren dies<br />

die Abschüsse.<br />

Eines Abends waren wir im Kino. Zwei alte Diener nahmen sich eine Kiste Bier mit ins Kino. Der<br />

Film gefiel ihnen nicht, so warfen sie mit Bierflaschen nach der Leinwand.<br />

Zwei Landwirtssöhne, deren Väter gestorben waren, mussten abrüsten, weil sie die Wirtschaft<br />

<strong>über</strong>nehmen mussten. Ich sehe sie heute noch vor mir, wie sie die Stiegen hinab stiegen. Ein Großer<br />

<strong>und</strong> ein Kleiner. Der Abschied war für sie schwer, denn die Kameradschaft war bei uns <strong>aus</strong>gezeichnet,<br />

sie weinten, als sie sich <strong>von</strong> uns verabschiedeten.<br />

Zu den Manövern im Waldviertel fuhr ich mit einem 3 Tonnen Lastwagen mit einem 10 cm Geschütz.<br />

Es klappte sehr gut. Nur eine Kurve hatte ich falsch berechnet. Sie war steiler, als ich<br />

angenommen hatte. Als ich in der Kurve war, konnte ich nicht mehr bremsen, sonst hätte mein<br />

angehängtes Geschütz den Wagen in den Graben gezogen. Also musste ich Vollgas geben, um den<br />

Wagen durchzuziehen. Ich hatte Glück <strong>und</strong> kam durch die Kurve. Wenn auch die Mannschaft auf<br />

die andere Seite flog <strong>und</strong> das Geschütz nur mehr auf einem Rad lief.<br />

Wir wurden wieder nach Krems versetzt. Doch vorher waren wir mit der Wagenkolonne unterwegs<br />

zum Dachstein <strong>und</strong> retour. In einem Tag erreichten wir Obertraun <strong>und</strong> mich schmerzte die rechte<br />

Hand vom Schalten. Die Straßen waren ja eine Berg- <strong>und</strong> Talbahn.<br />

Ein schönes Erlebnis <strong>aus</strong> der Stockerauer Zeit muss ich noch nachholen. Nach einer Stammersdorferwache<br />

unternahm ich mit einigen Kameraden eine Fahrt nach Niederkreuzstätten zu einem<br />

Kameraden, der abgerüstet hatte, weil sein Vater verstorben war. Er musste die Landwirtschaft<br />

weiterführen. Abends 19.30 Uhr Ankunft in Niederkreuzstätten. Unser unfreiwilliger Gastgeber lag<br />

schon im Bett. Also musste er aufstehen <strong>und</strong> die ganze Gesellschaft ging ins Gasth<strong>aus</strong>. Und anschließend<br />

in seinen Keller, zum Schluss neuerlich ins Gasth<strong>aus</strong>. Ich weiß nur, dass der Weg bergab<br />

ging, die Straßenlampen strahlten ein mildes Licht <strong>aus</strong>, die Häuser wackelten ein wenig <strong>und</strong> wahrscheinlich<br />

auch wir. Bei ihm zu H<strong>aus</strong>e angelangt, erhielt jeder eine Decke <strong>und</strong> traumlos war der<br />

Schlaf im Heu. Frühmorgens, beim Schuheputzen, bekamen wir immer noch das Übergewicht.<br />

Dieser Besuch war ein schöner Wochenabschluss.<br />

Krems: In Krems war es sehr schön. Wir waren 27 Mann in einem großen Zimmer. Es herrschte<br />

eine sehr gute Kameradschaft. Wir gingen zumeist in Gruppen, meist aber das ganze Zimmer<br />

geschlossen <strong>aus</strong>. Einmal waren wir nach Dürnstein unterwegs. Wir 26 Mann in Zivil <strong>und</strong> ein A-<br />

Mann 7 in Uniform. Es kamen 4 junge Burschen auf Fahrrädern daher <strong>und</strong> dieser A- Mann hatte mit<br />

ihnen plötzlich eine Kontroverse. Die Radfahrer sprangen ab <strong>und</strong> fielen <strong>über</strong> den A-Mann her. Doch<br />

im Nu griffen wir in diese Auseinandersetzung ein. Wir hielten die 4 Burschen fest <strong>und</strong> verklopften<br />

7 A-Mann … ?.<br />

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