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Erzählungen und Berichte aus, von und über Bernhardsthal

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<strong>Erzählungen</strong> <strong>aus</strong> <strong>und</strong> <strong>über</strong> <strong>Bernhardsthal</strong><br />

Nebſt dem Hochaltar ſind auch noch zwei Seitenaltäre vorhanden, die zu Ehren der heiligſten Jungfrau<br />

Maria <strong>und</strong> dem heiligen Johann <strong>von</strong> Nepumuck beſtehen. Ueber dem Hochaltar iſt das Bild der hochheiligſten<br />

Dreieinigkeit in ſchwarzen Rahmen mit vergoldeten Leiſten angebracht, der Tabernakel weiß ſtaffirt <strong>und</strong> vergoldet.<br />

Leider iſt die ganze Ausſchmückung ſchon unanſehnlich <strong>und</strong> zum Theil ſogar vermorſcht, wo<strong>von</strong> die Armuth der Kirche<br />

<strong>und</strong> die Feuchtigkeit derſelben, die Urſachen ſind.<br />

An ſonſtigen Merkwürdigkeiten, Grab- <strong>und</strong> anderen Denkmalen iſt hier nichts vorhanden; jedoch ſind die Paramente<br />

hinreichend, ja für eine Landkirche ſogar ſchön zu nennen, weil ſie <strong>von</strong> aufgehobenen Klöſtern geſchenkt wurden.<br />

Uebrigens beſteht hier weder eine Capelle, noch gehört zur hieſigen Pfarre eine Filiale, oder ein anderer Ort, außer<br />

Reinthal. – Den Gottesdienſt verſieht der Ortspfarrer allein. – Der Leichenhof iſt um die Kirche angelegt <strong>und</strong> <strong>von</strong><br />

drei Seiten mit einer Mauer umfangen.<br />

In Bezug auf das Geſchichtliche der hieſigen Kirche können wir nur anführen, dass im Jahre 1673 <strong>und</strong> auch weiterhin,<br />

die verheerende Peſt zahlreiche Opfer nahm, ſo, dass die beſtürzten Einwohner ſich entſchloſſen, eine Capelle zur<br />

Ehre der allerheiligſten Dreieinigkeit zu erbauen, welches ſchöne <strong>und</strong> fromme Vorhaben ſie auch im Jahre 1686 <strong>aus</strong>führten.<br />

Wirklich iſt noch jetzt an der äußern Seite des Dorfes ein ziemlich hoher Hügel zu ſehen, welcher der<br />

Peſtfriedhof genannt wird, <strong>und</strong> auf welchem gegenwärtig, nachdem das alte ſteinerne Kreuz umfiel, ein neues<br />

Kreuz in Form eines kleinen Altars ſich befindet. Seit dieſer Zeit blieb der Ort <strong>von</strong> Peſtſeuchen verſchont; im Jahre<br />

1832 aber am 17. Auguſt brach gegen Mitternacht plötzlich die verhängnißvolle Brechruhr (Cholera morbus) <strong>aus</strong>, die<br />

aber, Dank ſei der göttlichen Vorſicht hiefür, nachdem ſie 20 Perſonen dahin gerafft, wieder verſchwand.<br />

Der Ort, welcher zu den bedeutenden Ortſchaften dieſes Kreiſes gehört, ſcheint den Namen Reinthal <strong>von</strong> ſeiner<br />

örtlichen r<strong>und</strong>en, keſſelähnlichen Lage erhalten zu haben, <strong>und</strong> war lange Zeit hindurch ein Beſitzthum der berühmten<br />

Familie, der Herren <strong>von</strong> Ebersdorf. Benedict (insgemein Weniſch genannt) <strong>von</strong> Ebersdorf verkaufte<br />

ſolchen im Jahre 1500 an Chriſtoph <strong>von</strong> Liechtenſtein, ſeit welcher Zeit Reinthal als ein Beſtandtheil zur<br />

Herrſchaft Feldsberg gehört.<br />

<strong>Bernhardsthal</strong>,<br />

ein Pfarrdorf, welches 164 Wohngebäude zählt <strong>und</strong> wo<strong>von</strong> Poisdorf die nächste Poststation ist.<br />

Die Kirche <strong>und</strong> Schule befinden sich im Orte. Erstere gehört in das Decanat nach Staatz <strong>und</strong> das<br />

Patronat da<strong>von</strong> dem souveränen Fürsten <strong>von</strong> <strong>und</strong> zu Lichtenstein. – Den Werbbezirk besitzt das<br />

Lin. Inf. Regmt. Nro.4. – Landgericht, Gr<strong>und</strong>- Orts- <strong>und</strong> Conscriptionsobrigkeit ist die Herrschaft<br />

Rabensburg.<br />

Die Zahl der Einwohner beläuft sich auf 237 Familien, welche <strong>von</strong> 531 männlichen, 498 weiblichen<br />

Personen <strong>und</strong> 192 schulfähigen Kindern gebildet werden, die einen Viehstand <strong>von</strong> 162 Pferden,<br />

44 Ochsen, 256 Kühen, 332 Schafen <strong>und</strong> 191 Schweinen besitzen.<br />

Die Einwohner sind Landbauern, welche sich mehr vom Acker- als Weinbau erhalten. Sie bauen<br />

Weizen, Rocken, Hafer, auch etwas Gerste, Mais <strong>und</strong> Hanf. Der ungünstigen Lage wegen oder<br />

richtiger gesagt, da seit Jahren her, die Elementareinwirkungen auf den Weinstock nachtheiligen<br />

Einfluß üben, <strong>und</strong> der Hauersmann sich nicht selten um den Schweiß seiner darauf gewendeten<br />

Mühe gebracht sieht, werden die meisten Weingärten hier <strong>aus</strong>gehauen <strong>und</strong> als Ackerland verwendet.<br />

Die Obstpflege wird nicht betrieben, desto mehr jedoch die Vieh- vorzüglich die Pferdezucht.<br />

Der größere Theil der Gr<strong>und</strong>stücke ist gut, der kleinere jedoch sehr sandig, daher <strong>von</strong> schwacher<br />

Ertragskraft. Wiesen <strong>und</strong> Hutweiden gibt es hier viele, sie unterliegen jedoch den häufigen<br />

Ueberschwemmungen <strong>von</strong> dem Thaia-Flusse. Hier werden auch die unentbehrlichsten Handwerker<br />

angetroffen.<br />

Dieses Dorf liegt in einer Fläche nahe an einem Teiche, neben welchem der Weg <strong>über</strong> Unterthanenau<br />

nach Luntenburg <strong>und</strong> Mähren führet. Die Häuser sind regelmäßig gebaut <strong>und</strong> meist mit Stroh<br />

eingedeckt. Unweit da<strong>von</strong> zwischen <strong>und</strong> Wiesen <strong>und</strong> Hutweiden fließt die Thaia, welche durch<br />

ihren Austritt oft schon große Verwüstungen verursachte. Die nächst gelegenen Ortschaften sind:<br />

Unterthanenau, Lichtenwarth, Reinthal <strong>und</strong> Rabensburg; jenseits des Waldes in Mähren liegt<br />

Landshut. Ungeachtet der Nähe des Thaiaflusses ist doch das Klima ges<strong>und</strong>, das Wasser aber nur<br />

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