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Erzählungen und Berichte aus, von und über Bernhardsthal

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<strong>Erzählungen</strong> <strong>aus</strong> <strong>und</strong> <strong>über</strong> <strong>Bernhardsthal</strong><br />

Es war auch vor Orel, die HKL musste etwas zurückgenommen werden. Ich erhielt den Auftrag,<br />

noch einen Gegenstoß mit 5 Geschützen zu unternehmen. Wir fuhren los <strong>und</strong> als wir nach kurzer<br />

Fahrt im Niemandsland <strong>über</strong> eine Höhe kamen, hatte sich ein russisches Bataillon zum Angriff<br />

bereitgestellt. Die Überraschung war perfekt. In kaum 10 Minuten war <strong>von</strong> dieser Bereitstellung<br />

nicht mehr viel übrig.<br />

Nach der Orelaktion waren wir bei einer Einheit im Einsatz. Eine russische Gruppe war in einem<br />

Talkessel eingeschlossen <strong>und</strong> wollte immer an derselben Stelle <strong>aus</strong>brechen. Wir sicherten mit 5<br />

Geschützen. Es waren noch 2 Feldhaubitzen <strong>und</strong> 1 Kompanie Infanterie. Die Schneeschmelze setzte<br />

ein <strong>und</strong> im Tal sammelte sich das Wasser, sodass der Ausbruchsdruck immer stärker wurde. Doch<br />

der eingeschlossenen Einheit gelang der Durchbruch nicht <strong>und</strong> die Menschen ertranken mit Ross<br />

<strong>und</strong> Wagen in dem immer höher steigenden Wasser. Sie ergaben sich nicht <strong>und</strong> wählten oder<br />

wurden zu diesem Schicksal gezwungen.<br />

Dann ging es wieder zum Nordabschnitt, um in vorderster Linie Einbrüche des Gegners zu begradigen<br />

<strong>und</strong> die HKL wiederherzustellen. Dort, im Abschnitt P3, P6 war unser Gebiet.<br />

Bei einer lettischen Division war dem Gegner ein Einbruch geglückt. Der Gegner war <strong>über</strong> die<br />

gefrorenen Sümpfe hinter die Linie gekommen <strong>und</strong> die Division musste ihre HKL in diesem Abschnitt<br />

2 km zurücknehmen. Zum Gegenangriff wurde ich mit 6 Geschützen der Division zugeteilt.<br />

Um 6.00 Uhr morgens begann der Angriff. Es war für den Feind ein Trauerspiel. <strong>über</strong> den Sumpf<br />

hatten sie noch keine schweren Waffen nachziehen können. Als wir merkten, dass keine Pak <strong>und</strong><br />

keine Artillerie uns beschoss, war dieser Angriff eine kleine Angelegenheit. Wir stellten uns <strong>über</strong><br />

die Schützenlaufgräben <strong>und</strong> schossen entlang. Mir haben diese fast Wehrlosen leidgetan, doch die<br />

HKL musste wieder hergestellt werden <strong>und</strong> darum musste der eingedrungene Feind <strong>aus</strong> den Stellungen<br />

unserer Infanterie vertrieben werden. Schon in der gleichen Woche wurden wir an einem<br />

Abschnitt, wo die Gegner durch unsere Linien eingebrochen waren, eingesetzt. Er hatte einen Ort<br />

inmitten des Waldes genommen. Der Gegenangriff sollte mit einer württenbergischen Kompanie<br />

mit unserer Unterstützung erfolgen. Gegen Mittag war es soweit. Wir fuhren entlang des Waldweges,<br />

die Infanterie meist im Wald. Am Waldrand empfing die Infanterie das Abwehrfeuer. Plötzlich<br />

machte die Infanterie kehrt <strong>und</strong> als auch wir zum Ausgangspunkt zurückkehrten, fragte ich, warum<br />

der Angriff abgebrochen wurde. Da bekam ich vom Hauptmann der Einheit die Auskunft, dass der<br />

Gegner geschossen hätte. Ich hatte noch keinen Angriff erlebt, wo der Gegner nicht geschossen<br />

hatte. Als es mit dem Angriff bis 16.00 Uhr nichts wurde, meldete ich mich ab <strong>und</strong> fuhr zur Brigade<br />

zurück. Es zeigte sich, dass der Mann im Felde nur dann etwas leistet, wenn er eine harte Ausbildung<br />

hinter sich hat <strong>und</strong> die Offiziere <strong>und</strong> Unteroffiziere mit gutem Beispiel vorangehen.<br />

Noch im Südabschnitt war es, wir waren einer Infanteriedivision für den Angriff zugeteilt. Ich war<br />

mit 6 Geschützen einem Kav. Bataillon 21 zu Fuß zugewiesen. Der Angriff begann, wir fuhren mit<br />

der vordersten Linie der Infanterie. Die nun folgende Szene werde ich in meinem Leben nie vergessen.<br />

Bei diesem Angriff lief ein Stabsgefreiter seinem Oberst vor<strong>aus</strong>. Der Oberst war fuchsteufelswild<br />

<strong>und</strong> herrschte den Gefreiten an: „Sie wagen es, ihrem Oberst beim Angriff vor<strong>aus</strong>zulaufen,<br />

scheren Sie sich sofort zurück“. Das waren noch Kerntruppen mit Soldatengeist alter Schule.<br />

Es war schon Winter. Die HKL Stellungen waren ziemlich fix. Nur der Kleinkrieg tobte weiter <strong>und</strong><br />

meist bei den landesfremden Divisionen gelangen Einbrüche. Und dieser Division war ich zum<br />

Gegenstoß zugeteilt. Der Pak-Gürtel war <strong>von</strong> uns ohne Verluste geknackt <strong>und</strong> im zügigen Gegenangriff<br />

schon fast die alte Stellung erreicht. Unser Geschütz blieb stehen, damit ich mit der Schere<br />

beobachten konnte, ob noch ein weiteres Eingreifen notwendig wäre. Wir fuhren inmitten unserer<br />

Infanterie. Diese hatte, wie auch der Gegner, weiße Tarnhemden an. Plötzlich hörte ich, wie ein<br />

Mann auf das Geschütz stieg. Ich sah eine russische Maschinenpistole <strong>und</strong> griff sofort um eine<br />

21 Zu Pferd mit Handfeuerwaffen kämpfende Waffengattung der Landstreitkräfte..<br />

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