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Erzählungen und Berichte aus, von und über Bernhardsthal

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<strong>Erzählungen</strong> <strong>aus</strong> <strong>und</strong> <strong>über</strong> <strong>Bernhardsthal</strong><br />

Beschäftigung der neuen Ansiedler!<br />

Teilweise beschäftigten sie sich mit Holzschlägerung, so wie wir. Zum Teil, wenn sie Pferde hatten,<br />

mit dem Holzfuhrwerk vom Wald zur Bahn, so wie mit der Verladung in die Waggons. Ich selbst<br />

konnte mich, was den täglichen Gebrauch beanlangte, ganz gut verständigen. Doch ins Detail, um<br />

meine Neugierde zu befriedigen, reichte es nicht. So musste ich mich mit dem begnügen, was sich<br />

so herumspricht. Da man die Sprache früher verstehen kann als sprechen, oder Fragen zu stellen<br />

<strong>und</strong> Antworten richtig zu verstehen. Meistens ist, dass man <strong>aus</strong> dem ganzen gesprochenen Satz <strong>und</strong><br />

seiner Betonung richtig her<strong>aus</strong>findet, was damit gemeint ist.<br />

Die Abendunterhaltungen!<br />

Ich selbst ging öfter auf die Abendunterhaltungen, die ab <strong>und</strong> zu stattfanden. Ich ging hin, um <strong>aus</strong><br />

dem Alltag her<strong>aus</strong>zukommen, um die Jugend zu betrachten, wie sie sich mit ihrer auch nicht sonnigen<br />

Jugend zurechtfindet, wie mich manches alte Väterchen zornig betrachtete, der noch daran<br />

glaubte, dass ich noch einer der Verursacher dieser aller Übel sei. Dass mancher Jüngling, der nicht<br />

Anschluss zu den Mädchen fand, auf mich einen Groll hatte, wenn manches Mädchen mich sympathisch<br />

fand <strong>und</strong> manches Mädchen <strong>aus</strong> Mitgefühl mir einen lieben Blick schenkte, in meinem nicht<br />

zu beneidenden Los.<br />

Ich musste in allem Tun <strong>und</strong> Handeln mich so verhalten, damit ich nicht lästig werde, <strong>und</strong> immer<br />

einen Abstand einhalten, <strong>und</strong> schön unten bleiben. So sukzessive saßen wir alle im gleichen<br />

Boot. Auch die Jugend war leidtragend, denn da lebte Jugend mit Jugend, <strong>und</strong> dazwischen steht<br />

eine Mauer, die zusammenpassenden Partner leben alle am verkehrten Ort.<br />

Nach zwei Jahren Krieg <strong>und</strong> dauernder Trennung der Partner aller Altersstufen, gewöhnte man<br />

sich beiderseits an ein verträgliches Miteinanderleben. Wir hier in Bolschaja Rietschka hatten mit<br />

der Bevölkerung noch ganz wenig Kontakt. Höchstens wir kauften uns Milch oder Eier, sonst<br />

lebten wir in eigener Zimmergemeinschaft, <strong>und</strong> auch mit den Ungarn hatten wir keinen Kontakt.<br />

Auch am Arbeitsplatz kamen wir miteinander zusammen, da man sich die am leichtesten zu bearbeiteten<br />

Bäume <strong>aus</strong>suchte. Das waren die mit 50 – 60 cm Durchmesser <strong>und</strong> hoch astfreien Nadelhölzer,<br />

welche an Nebenbäumen nicht hängen blieben <strong>und</strong> gut zu liegen kamen um nicht zu<br />

klemmen.<br />

Die Schnittlänge betrug 55 cm. In dieser Länge verwendete man diese zum Heizen der Backöfen,<br />

die ein sehr großes Volumen hatten, mit starker Mauerung, <strong>und</strong> zum Backen, Kochen <strong>und</strong> die<br />

Räume zu erwärmen dienten. Auch für größere Räume <strong>und</strong> Säle waren dementsprechend große<br />

Öfen vorhanden, dass man diese Scheiterlänge verwenden konnte.<br />

Es gab hier sehr viel Wild, das nicht gejagt wurde!<br />

Es gab hier im Wald viele Hasen, Fasanen, Rebhühner; die Hasen waren im Winter schneeweiß, die<br />

Fasanen <strong>und</strong> Rebhühner mehr gesprenkelt. Da sie nicht gejagt wurden, waren sie sehr zutraulich.<br />

Da die Russen hier in Sibirien keine Hasen nicht essen - sie sagen, wenn man einen Hasen isst, so<br />

kann man einen H<strong>und</strong> auch essen. Ich sah auch nirgends, wo ich bei Bauern arbeitete, dass Rebhühner<br />

oder Fasanen auf den Tisch kamen. Spezialität waren Fische, die man in Flüssen <strong>und</strong> Seen ohne<br />

einer Fischkarte fangen konnte, wo<strong>von</strong> man reichlich Gebrauch machte.<br />

Man verwendete meistens ca. 80 cm lange, <strong>aus</strong> Weidenruten geflochtene schmale Körbe, die man<br />

ins Wasser legte <strong>und</strong> so <strong>von</strong> Tag zu Tag kontrollierte. Die Körbe hatten eine ca. 12 – 15 cm Öffnung<br />

<strong>und</strong> diese verringerte sich auf die Hälfte mit zugespitzten Weideruten (Reusen).<br />

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