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Erzählungen und Berichte aus, von und über Bernhardsthal

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<strong>Erzählungen</strong> <strong>aus</strong> <strong>und</strong> <strong>über</strong> <strong>Bernhardsthal</strong><br />

ansonsten wäre es nicht möglich gewesen, 2 Mal wöchentlich <strong>aus</strong>zugehen. Dieses Verrechnen war<br />

der Ordnung wegen notwendig.<br />

Im Frühjahr 1938 Einmarsch <strong>von</strong> Hitler in Österreich. Wir wurden XVIII. A.K. 11 Es gab viel<br />

Arbeit, Ende nie!<br />

Doch 3 Monate später wurde ich wieder eingezogen. Ich erhielt die Aufgabe, als 1. Schreiber die<br />

Motor-Artillerieabteilung aufzustellen. In 3 Monaten stand diese Art. Abt. 103 12 <strong>und</strong> der Kommandeur<br />

Hauptmann Winkler <strong>aus</strong> Ostpreußen <strong>über</strong>nahm die Abteilung. Er konnte mich, <strong>und</strong> ich ihn<br />

nicht verstehen. Wenn er etwas <strong>aus</strong> seinem Zimmer her<strong>aus</strong>rief, nahm ich einige Trümmer <strong>von</strong><br />

meinem Schreibtisch <strong>und</strong> ging hinein. Irgendetwas würde er schon brauchen, dachte ich mir. Aber<br />

viel, auch mein Schreibstil, war ihm zu wienerisch. Nach 4 Wochen war der Schreibstil gebilligt<br />

<strong>und</strong> die gegenseitige Verständigung schon sehr weit gediehen. Es kamen dazu in kurzer Folge Lt.<br />

Löscherer als Adjutant <strong>und</strong> Lt. <strong>von</strong> Neumann als Führer des Stabes. Gleichzeitig wurde die Verlegung<br />

nach Meiningen, Thüringen, verfügt. Meinigen ist eigentlich eine sehr schöne Garnisonstadt.<br />

Schöne Lokale <strong>und</strong> vor allem das schöne Hoftheater. Hier gab es nicht nur die Möglichkeit, der<br />

Kunst zu huldigen. Man konnte auch das Publikum gut studieren. Junge Damen hatten ein Makeup,<br />

das schon einer Kriegsbemalung gleichkam.<br />

Mein Dienst als Ia Schreiber war für mich sehr interessant <strong>und</strong> mit vielen Vollmachten gespickt.<br />

Der Tagesablauf gliederte sich so, dass ich die Post in Empfang nahm, diese auf alle Abteilungen<br />

aufteilte. Die <strong>aus</strong>gefertigte Post musste bis 11.00 Uhr wieder bei mir einlaufen. Ausbildungsbefehle<br />

wurden <strong>von</strong> mir automatisch für unsere Batterie umgeschrieben. Der Abteilungsbefehl wurde bis<br />

auf die Offiziers-Kasino-Angelegenheiten ebenfalls nach den einlangenden Unterlagen <strong>von</strong> mir<br />

erstellt. Der Adjutant hatte den Auftrag, den ganzen Schriftwechsel zu zeichnen <strong>und</strong> damit zur<br />

Kenntnis zu nehmen. Zur Unterschrift beim Kommandeur musste ich persönlich erscheinen, weil<br />

ich lückenlos <strong>über</strong> alle Vorgänge Bescheid wusste. Meist waren alle Dienstangelegenheiten ca.<br />

14.00 bis 15.00 Uhr erledigt. Wir hatten dann noch genügend Zeit für Weiterbildung <strong>und</strong> private<br />

Erledigungen.<br />

In dieser Stellung habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass ein Offizier <strong>von</strong> seinem Gehalt allein<br />

nicht leben kann. Ein Offizier hat es nicht einfach. Tritt er seinen Dienst in einer neuen Garnison an,<br />

kosten ihn Besuche <strong>und</strong> Gegenbesuche sehr viel Geld. Noch mehr kosteten oft die Gelage im<br />

Offizierskasino. Wie oft musste ich für meinen Kommandeur private Briefe in Geldangelegenheiten<br />

schreiben. Ein Offizier muss eigentlich reich heiraten, damit Geld nicht nur für die Kaution, sondern<br />

auch für den aufwendigen Lebensstil vorhanden ist.<br />

Eine Auseinandersetzung mit dem Führer des Stabes, Lt. Neumann, möchte ich noch erwähnen. Er<br />

wollte, dass ich zum Exerzieren <strong>aus</strong>rücken solle. Ich erklärte ihm, dass ich entweder Ia Schreiber sei<br />

oder Außendienst mache. Wenn ich einen Befehl zum Ausrücken erhielt, setzte ich das Gegenteil<br />

im Abteilungsbefehl. Der Kommandeur unterschrieb. Damit war alles auf normal geschaltet. Eines<br />

Tages kam der Leutnant wütend zur Abteilung <strong>und</strong> erklärte: „Richter, Sie, wenn ich könnte, würde<br />

ich Sie einsperren lassen“. Worauf ich ihm prompt erklärte, dass er dies ja doch nicht könne.<br />

So vergingen die Tage <strong>und</strong> es war im Sommer, da flatterte ein Schreiben auf den Abt. Tisch, Versetzung<br />

zur Luftwaffe ist möglich. Der Schreiber der Abt. IIa <strong>und</strong> ich meldeten uns sofort. Die Zeit<br />

hatte Flügel. Mein IIa Schreiber wurde zur Luftwaffe versetzt. Ich aber wurde als unabkömmlich<br />

behalten <strong>und</strong> musste in den Polenfeldzug.<br />

Im September 1939 wurden wir nach Ostpreußen an die polnische Grenze verlegt. Mit einigen<br />

Unteroffizieren war ich als Quartiermeister vor<strong>aus</strong>. Nach Eintreffen der Einheit wurden die Soldaten<br />

den Quartierinhabern <strong>über</strong>geben. Einige waren aufgebracht, weil sie keine Soldaten erhalten<br />

11 18. Artilleriekommando.<br />

12 Artillerie Abteilung.<br />

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