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Erzählungen und Berichte aus, von und über Bernhardsthal

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<strong>Erzählungen</strong> <strong>aus</strong> <strong>und</strong> <strong>über</strong> <strong>Bernhardsthal</strong><br />

Wenn mich jemand fragt, was ich mir so bei allem dachte, so möchte ich sagen, alles Mögliche.<br />

Nur eines beschäftigte mich in meiner Situation <strong>und</strong> meinem Vorhaben. Ich stehe auf einem hohen,<br />

wackeligen Gerüst, das bei der geringsten falschen Bewegung einstürzen kann.<br />

Wir fuhren mit der Restladung zu einer anderen Stelle, wo wir den Rest abluden. Hier dürfte eine<br />

höhere Instanz dirigieren, da noch alter Nahrungsvorrat vorhanden war <strong>und</strong> wir diesen nur<br />

aufstockten. Jetzt hatte ich meine Mission erfüllt, half noch dem Bauern seinen Konvoi zusammenzustellen<br />

<strong>und</strong> dann „Adios!“<br />

Die Bahnfahrt <strong>und</strong> ihre Probleme!<br />

Ich hatte vor mit der Bahn zu fahren. Und da hörte ich, dass man 300 km ohne Erkennungskarte mit<br />

der Bahn fahren konnte. Die Karte kostete 12 Rubel, 75 Rubel war meine ganze Barschaft.<br />

Ich ging zu dem Kassenschalter <strong>und</strong> verlangte eine Karte bis Omsk. Doch der Schalterbeamte<br />

verlangte einen Identitäts<strong>aus</strong>weis. Ich fing mit ihm diesbezüglich ein Gespräch an, bis er mir doch<br />

die Fahrkarte <strong>aus</strong>händigte. Der Schaffner verlangte wieder <strong>von</strong> mir einen Ausweis <strong>und</strong> bei der<br />

nächsten Station musste ich mit ihm <strong>aus</strong>steigen. Mit dem Vorstand gab wieder regen Wortwechsel,<br />

wo ich ihnen vorwarf, anstatt mich auf Staatskosten nach H<strong>aus</strong>e zu befördern, machen sie mir mit<br />

bezahlter Fahrkarte solche Schwierigkeiten, wo auch zum Teil ihre Gefangenen <strong>aus</strong> Österreich <strong>und</strong><br />

<strong>aus</strong> Deutschland schon vor längerer Zeit nach H<strong>aus</strong>e befördert wurden.<br />

Sie sagten, dass auch sie als Staatsbeamte sich an die Vorschriften halten müssten, um sich nicht<br />

strafbar zu machen. Nach längerem hin <strong>und</strong> her ließen sie mich weiterfahren. Ich dachte jetzt bei<br />

mir: Ich löse mir <strong>über</strong>haupt keine Fahrkarte <strong>und</strong> fahre mit den nach Westen fahrenden Güterzügen<br />

mit.<br />

Die Fahrt auf dem Waggondach!<br />

Aber das war nicht so einfach. Ich sah bei Güterzügen, dass sie hinten einen Waggon für Bummler<br />

angehängt haben, der aber immer so vollgestopft war, dass man nicht hinein konnte. So fuhr ich<br />

einmal auf einem Waggondach, wobei mir vom Luftzug so kalt war, dass ich es ein zweites Mal<br />

nicht mehr riskierte.<br />

Am Lok-Tender!<br />

Dann fuhr ich wieder auf einem Tender mit, wo ich <strong>von</strong> Rußflankerln so schwarz wurde, dass der<br />

Bauer, als ich um Einlass bat, gleich die Tür zuschlagen wollte. Da ich damit schon gerechnet hatte,<br />

stellte ich gleich meinen Fuß zwischen Tür <strong>und</strong> Angel, <strong>und</strong> mich hineinließ, wo ich gleich um<br />

heißes Wasser <strong>und</strong> Seife bat, <strong>und</strong> dann um etwas zu essen.<br />

Dass der froh war als ich draußen war, lässt sich leicht denken. Jetzt war es wieder mit der<br />

Bahnfahrt <strong>aus</strong>. Warum wusste man nie recht. Meistens hieß es, man kommt in die Nähe der Front.<br />

Ich kam mit einem Rumänen zusammen mit dem ich mich auf Russisch verständigen konnte. Es<br />

war wie immer. Man traf sich, hatte ein Stück des gleichen Weges. Man fragte nicht woher, wohin.<br />

Wenn er sich als der oder der <strong>aus</strong>gab, so nahm man das zur Kenntnis. Man war ja nur auf sich selbst<br />

angewiesen, <strong>und</strong> das nur auf gut Glück.<br />

Kalamitäten mit den Orenburger Kosaken!<br />

So kamen wir eines Abends in ein Gebiet wo wir Posten passierten, sie ließen uns passieren. Wir<br />

waren in der Meinung, eventuell Vorposten <strong>von</strong> der Front. Da es bei Nacht noch ziemlich kalt war,<br />

wollten wir in einem H<strong>aus</strong> Unterkunft finden. Man schickte uns stets auf die Gemeindekanzlei, dort<br />

gebe es Schlafgelegenheiten, <strong>und</strong> warm ist es dort auch. Doch <strong>von</strong> dieser Unterkunft waren wir<br />

nicht begeistert.<br />

Es blieb uns aber nichts anderes übrig, als auf die Gemeindekanzlei zu gehen. Als wir hinkamen<br />

waren schon mehrere Männer beisammen: „Gut, dass ihr gekommen seid, sonst hätte man euch<br />

suchen müssen!“ So wurden wir gleich empfangen. Wir hatten gleich einen Wortwechsel indem ich<br />

ihnen immer wieder vorhielt, die Mittelmächte schicken die Gefangenen heim <strong>und</strong> die Russen<br />

machen uns immer wieder Schwierigkeiten, wo doch schon längere Zeit Frieden ist. Und wie es<br />

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