04.02.2014 Aufrufe

Erzählungen und Berichte aus, von und über Bernhardsthal

Erzählungen und Berichte aus, von und über Bernhardsthal

Erzählungen und Berichte aus, von und über Bernhardsthal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Erzählungen</strong> <strong>aus</strong> <strong>und</strong> <strong>über</strong> <strong>Bernhardsthal</strong><br />

Dann war noch eine Schwiegertochter mit einem 9 – 10 jährigen Mädchen. Deren Mann als<br />

vermisst galt. Sie war etwas vollschlank <strong>und</strong> so um die 30 Jahre herum. Und der jüngste, der Wassili,<br />

der einen etwas kürzeren Fuß hatte, war erst jung verheiratet <strong>und</strong> seine Frau war schwanger.<br />

Da jedes seinen Arbeitsbereich hatte, so ging jedes seiner Beschäftigung nach. Gesprochen<br />

wurde nur <strong>über</strong> das Nötigste, ohne den andern zu bekritteln, da jedes bestrebt war das Beste her<strong>aus</strong>zuholen.<br />

Irgendwelche Fehler die einem passierten wurden ignoriert, da ja jedem einmal etwas<br />

daneben ging.<br />

Durch das harmonische Zusammenleben hatten sie einen gemeinsamen Wohlstand, <strong>und</strong> wahrscheinlich<br />

auch jede Familie eine Privatschatulle, was auch zum guten Familienklima gehört.<br />

Der ältere Bruder, der Mischo, war auch Obmann <strong>von</strong> der Milchgenossenschaft. Auch Reisende,<br />

die mit Wirkwaren <strong>und</strong> anderen Spezialitäten <strong>und</strong> <strong>von</strong> weiter her kamen, mit etlichen Pferdegespannen,<br />

<strong>über</strong>nachteten in unserem Hof, da er mit wirtschaftlichen Gebäuden umschlossen war <strong>und</strong><br />

daher der ganze Konvoi leichter <strong>über</strong>wacht werden konnte. Er war auch in der größeren Umgebung<br />

ein bekannter Mann.<br />

Auch sein Vater dürfte sich an allem schon rege beteiligt haben, was sein weltmännisches Auftreten<br />

beweist. Da das Gebiet um Orsinow bis hinab nach Süden in die Barabinsker-Steppe hineinreicht<br />

wurde es auch Hungerstätte genannt. Es gibt wenig Baumbestand <strong>und</strong> viele kleine <strong>und</strong><br />

größere salzige Seen.<br />

Doch es gibt Gebiete in näherer <strong>und</strong> weiterer Umgebung, wo es ertragreiche Wiesen <strong>und</strong> viel<br />

Wald gibt. Für etwas Entgelt kann man sich ein größeres Grasland sichern. Unser Bauer hatte eines<br />

in ca. 80 km Entfernung erworben. Nach einem Gespräch mit den Familienmitgliedern konnte ich<br />

her<strong>aus</strong>finden, dass das zwar nicht teuer ist, doch muss man nur die rechte Zeit erraten, um größere<br />

Grasflächen zu ergattern.<br />

Unser Bauer sagte, er habe noch Glück gehabt, um eine solche zu bekommen. So fuhren wir im<br />

Juni in dieses Gebiet. Wir hatten zwei langgestreckte Norikerrappen, die bewältigten diese Strecke<br />

leicht in einem Tag.<br />

Auf den Winterquartieren!<br />

Wir waren ca. 15 Mäher, meistens Frauen, die im gleichen Schmiss mittaten wie die Männer. Ich<br />

war unter ihnen der Schlechteste. Ich bekam bald eine andere Beschäftigung. Ich hatte das Mähen<br />

<strong>und</strong> <strong>über</strong>haupt das Sensen herrichten nicht mehr zu H<strong>aus</strong>e gelernt, da wir schon eine Grasmähmaschine<br />

mit Pferdezug hatten.<br />

Der ältere Bruder, der Werkführer, der machte immer die Sensen scharf, indem er sie mit einem<br />

harten Stahlmesser abschabte, meistens mit drei, vier Zügen, also nicht wie bei uns durch Dengeln.<br />

Bevor es zum Mähen kam, hatte er <strong>und</strong> sein Bruder eine Holzhütte gezimmert, so ca. 10 bis 12<br />

Quadratmeter, die später auch als Winterquartier benutzt wurde.<br />

Nachdem man so ca. 8 Tage gemäht hatte, blieben die Mahden so wie gemäht wurde liegen Im<br />

Sommer, da auch hier ein Monat sehr heiß ist, es keine Niederschläge gibt, so war das Heu zum<br />

Schobern genügend trocken. Jetzt rollte man mit Rechen die Mahden auf kleine Häufchen <strong>und</strong><br />

machte kleine Kegel, die man in minutenschnelle mit Seilen zum Transport, auf größere Strecken<br />

mit dem Pferd, bis zum großen Heukegel zusammenzog, wo eine Frau den Kegel formte <strong>und</strong> der<br />

Mann das Heu hinauf gab. Nachdem der Heukegel fertig war, wurden noch kreuzweise zwei miteinander<br />

verb<strong>und</strong>ene längere Weidenäste dar<strong>über</strong> gehängt, damit der Wind dem Heukegel nichts<br />

anhaben konnte. Der Frau wurde ein langes Seil zugeworfen, dass der eine auf der einen Seite hielt,<br />

womit sich die Frau auf der anderen herunter seilte.<br />

Der Ernte Ertrag reichte kaum <strong>aus</strong>, was die Familie benötigte. Daher bekam Weidebetrieb mehr<br />

in Betracht, <strong>und</strong> so trieb man das Vieh, die Rinder, die Pferde <strong>und</strong> einige Schafe, das meiste auf die<br />

Winterquartiere, was man mit den Rindern meistens in zwei Tagen bewältigen konnte, da diese auf<br />

der Weide wie auch im Winter in ihrem Schuppen frei herumgehen.<br />

Drei Schafe nahmen wir am Wagen mit. Wir waren auf den Winterquartieren, die Großmutter,<br />

die sich um das Essen kümmerte <strong>und</strong> zum Teil auch das Butterfass drehte. Die zwei Brüder beschäftigten<br />

sich mit dem Füttern, das nicht viel Zeit in Anspruch nahm. Die Pferde <strong>und</strong> die Kühe<br />

Seite 93

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!