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Erzählungen und Berichte aus, von und über Bernhardsthal

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<strong>Erzählungen</strong> <strong>aus</strong> <strong>und</strong> <strong>über</strong> <strong>Bernhardsthal</strong><br />

bevor noch kleinere Ausbesserungen machen, <strong>und</strong> dann bleiben bis das Futter verbraucht ist <strong>und</strong><br />

man das Vieh wieder heim trieb.<br />

Die Weizenernte reichte oft für die Familie nicht <strong>aus</strong>!<br />

Hier gedieh, wie <strong>über</strong>all in dieser Zone, Sommerweizen <strong>und</strong> Hafer. Letzterer wurde wenig gebaut,<br />

<strong>und</strong> der Sommerweizen reichte in schlechten Jahren nur für das nötige Brotgetreide <strong>aus</strong>. Auch<br />

dieses Jahr fuhren einige Bauern, so auch unserer, ca. 400 km mit dem Pferdefuhrwerk um eines zu<br />

holen.<br />

Um diese Strecke zu bewältigen braucht man viele Tage, was aber nichts <strong>aus</strong>macht. Man kann<br />

<strong>über</strong>all auf den breiten Wegen weiden <strong>und</strong> für etwas Entgelt kann man sich Futter <strong>und</strong> Essen<br />

besorgen. Und bei einer Großfamilie ist sowieso irgendjemand wo am Weg.<br />

Nicht mahlen, nur sehr fein schroten!<br />

Normal wurde, zumindest am Land, die Frucht erst fein gemahlen, <strong>und</strong> das Mahlgut erst zu H<strong>aus</strong>e<br />

durch ein feines Haarsieb <strong>von</strong> der Kleie befreit. Da Brot das Hauptnahrungsmittel ist, es fast keine<br />

Kartoffeln gibt, außer vielen Gurken, auch wenig Gemüse, so braucht man täglich viel Brot, das<br />

täglich, meist in ca. 25 dkg Ringeln, frisch gebacken wird. Das nicht gebrauchte, zu Würfeln<br />

geschnittene <strong>und</strong> gedörrte Brot fand Verwendung als Einlage in Suppe <strong>und</strong> Eintopf.<br />

Der Fisch ist im Allgemeinen sehr begehrt, speziell in der Fastenzeit [ … ] 79 nicht auf den Tisch<br />

kamen. Die meisten nahmen nicht einmal Milch zum Tee. Die Fische wurden entweder in Fett<br />

gebacken oder im Mehlteig im Backofen gebacken. Die kleineren Fische als Fischsuppe. Der Russe<br />

hatte eine Fertigkeit im Fischessen.<br />

Normal der Eintopf!<br />

Normal war der Eintopf, speziell wenn man am Feld kochte, in einem gusseisernen Kessel, aufgehängt<br />

auf einem Drei-Stangen-Gestell. Dazu wurde das gedörrte Weißbrot gegeben, das <strong>aus</strong>gezeichnet<br />

m<strong>und</strong>ete. Meistens hatten wir Schaffleisch, das man ziemlich heiß essen muss, sonst wird<br />

das Talgfett etwas anlegend im M<strong>und</strong>.<br />

Das Hauptfett war die <strong>aus</strong>gelassene Butter. Die Mehlspeisen waren die Blini 80 , das sind dünn<br />

<strong>aus</strong>gewalzte Flecken, im Fett gebacken, dazu man noch Rahm beistellte. Da waren noch die<br />

Fleischpiroschki, das waren nicht <strong>aus</strong>gewalkte r<strong>und</strong>e Flecken in die man Hackfleisch gab <strong>und</strong> im<br />

Fett schmoren ließ.<br />

Selbstverständlich gab es Rindfleisch <strong>und</strong> Schweinefleisch, doch letzteres war nicht <strong>über</strong>all vorhanden.<br />

Der Schweinespeck wurde gut eingesalzen, kam in einen weitmaschigen Sack <strong>und</strong> wurde<br />

am Dachsparren aufgehängt, wo er nach einiger Zeit mürbe <strong>und</strong> schmackhaft war.<br />

Das Rindfleisch wurde unter dem kleinen Dachvorsprung luftgetrocknet, das sehr hart wurde.<br />

Hasen, Rebhuhn <strong>und</strong> Fasanen kamen nie auf den Tisch. Wenn man einen Hasen isst, sagten sie,<br />

kann man einen H<strong>und</strong> auch essen. Tauben <strong>aus</strong> symbolischen Gründen auch nicht.<br />

Auch bei uns wurden Fastenzeit <strong>und</strong> Fastentage eingehalten!<br />

Der heutigen Jugend wird manches utopisch vorkommen, aber die heute vereinzelt noch lebenden<br />

Alten wissen noch, dass die Fastenzeit eingehalten wurde, speziell die sechs Wochen vor Ostern, an<br />

einem Freitag kein Fleisch auf den Tisch kam, wo ich vielleicht dazu bemerken will, dass oft an<br />

einem Sonntag keines da war, nur ein kleines Stück, damit man eine gute Suppe hatte.<br />

Um nur ein paar im Volk verankerte Bräuche zu nennen, wo sie in den abgeschiedenen Gebirgstälern<br />

viel länger behalten wurden <strong>und</strong> manche noch heute gang <strong>und</strong> gäbe sind.<br />

Dass sich auch der Sibiriak den gegebenen Verhältnissen anpasst, oder anpassen muss, der Städter<br />

anders als der am Land draußen. Und hier wieder ein Unterschied: die Stadtnähe, in einem<br />

Verkehrsnetz <strong>und</strong> den oft primitivsten Verbindungen.<br />

79 Letzte Zeile auf Seite 26.<br />

80 Bliný Pl. (Блины), blin Sg. (блин), (west)europäisiert auch Blini. Osteuropäische Art der Palatschinke.<br />

Seite 95

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