Erzählungen und Berichte aus, von und über Bernhardsthal

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Erzählungen aus und über Bernhardsthal Manch hatten nur eine sehr kleine Hütte dabei, Und manche die lebten, so quasi, noch vogelfrei. Sie bauten sich, da Holz hier zur Genüge war, Gleich ein kleines Häuschen, für alle ausreichendes Luschama 30 . Neben unserer Wohnung war eine Familie einquartiert, Die hatten sich über Winter in einer Erdhütte platziert. Sie gruben sich eine Fläche von sechs bis acht Quadratmeter aus, Mit einem Dach von Stangen und Rasenziegel darauf. Eine Familie kam mit einem Pferdegespann heran, Als Wohnung diente einstweilen über den Wagen eine Plan’. So und ähnlich kamen sie aus allen Richtungen herbei, Und so zählten sie jetzt schon cirka zweihundert in der Reih’. Die Schlägerung des Waldes ein Großunternehmer übernahm, Er hatte auch andere Ressorts, so auch bei der Bahn. Wir arbeiteten das Holz auf, auf Meterscheit, Wurden auch nach aufgearbeiteter Holzmenge bezahlt. Sein Onkel mit zwei Gehilfen abends das Holz übernahm, Die Gehilfen waren ein Pole und ein Jude, beide Kriegsgefangene, Doch da beide der russischen Sprache mächtig waren, So wurde ihnen dieser Job übertragen. Das Holz wird wieder verfrachtet in ein anderes Bereich, So verdienen mit dem Holz viele, bis es das Endziel erreicht. Die neuen Siedler bestritten verschieden ihren Unterhalt, Die ein Gespann hatten führten das Holz aus dem Wald, An der Bahn wurde dieses geschlichtet und dann in Waggon verladen, Und andere sich mit Holzschlägerung befasst haben. Wie ich in Erfahrung gebracht habe, wie so eine Gemeinschaft entsteht, Bei einer gewissen Anzahl Ansiedler wird eine Gemeindevertretung gewählt. Nach ihrer Einteilung wird das Nötige zustande gebracht, Alles was in solch einer Ansiedlungsgemeinschaft kommt in Betracht. Die verfügbare Fläche muss einmal werden ordiniert 31 , Es wird immer drauf ankommen wer diese führt, Denn hat dieser einen Weitblick und auch Geschick, Ist es für diese Gemeinschaft ein großes Glück. Denn jetzt, wo er noch sehr weit keine Anrainer hat, Wo noch so viel Land liegt ausgedehnt brach, Da ist es an der Zeit, so viel zu erreichen in diesem Bereich, Damit ein Gemeinwesen gesichert für lange Zeit. 30 Er meinte vermutlich „… Häuschen nach einem, für alle ausreichenden, Bauschema“. 31 Gemeint ist vermutlich „koordiniert“. Seite 74
Erzählungen aus und über Bernhardsthal Daher wird hier nicht gedacht an heut, sondern auch an morgen, Damit man auch die Nachzügler kann gut versorgen. Selbstverständlich kostet dieses schon einige Rubeln, Denn durch verschiedene Anlagen sind auch schon Schulden zu verbuchen. Denn zuerst lebt nämlich jeder Sibiriak Von dem Ertrag, was eben hier der Boden hervorgebracht. Wenn auch ein Handwerker, ein Geschäftsmann war darunter, Er kann nur leben, wenn ein Bauernstand, ein gesunder. Denn hier, wo alles zum Leben nötige, man muss erzwingen, Wo du die verschiedenen Hindernisse erst musst überwinden. Keine Wege, keine Brücken, keine Stege, keinen richtigen Wohnbereich, Da wird dem neuen Ansiedler zum Komfort nicht viel übrig bleim. Und dennoch fühlt er sich glücklich mit dem eigenen Besitz, Denn soweit das Auge reicht, behindert ihn nichts. Und begegnet er wirklich einmal einen auf weiter Flur, So ist das eine seltene Begegnung und flüchtig nur. Denn ihre Wege sind stets voneinander getrennt, Das einer den andern oft nur flüchtig kennt. Auch hat man in Sibirien am Weg keine Zeit, Denn die Strecke, die man zu bewältigen hat, ist schwierig und weit. Im Sommer ist die Zeit zu kurz, denn man muss schaffen, In fünf Monaten für sieben Monate Nahrung beschaffen. Und für Mensch und Tier, und gilt für beide gleich, Um zu Überleben in diesem kalten Zonenbereich. Wenn auch eine größere Dorfgemeinschaft zusammen lebt, Und auch die Familie und Freundschaften zusammen hält, Am Feld sind sie meist voneinander sehr weit getrennt, Da Gemeindegebiet und eigenes Gebiet nur die Weite kennt. Drum denk ich auch, dass es in Sibirien keine größeren Abgaben gibt, Da man froh ist, dass bevölkert und kultiviert wird das Gebiet. Und was willst du haben von so einem solchen Familienclan, Der sich mit den primitiven Mitteln nur durchschlagen kann? Doch so sehr braucht man nicht bedauern den sibirischen Mann, Denn er tauscht mit dir doch nicht, für deinen luxuriösen Kram. Weil wer die Freiheit, die Weite des Raumes hat genossen, Der fühlt sich in der Enge einer Stadt wie erdrosselt. Und hier ist Mensch und Tier aufeinander so eingestellt, Dass die gegenseitige Hilfe beide in Anspruch nimmt. Und hier hilft einer dem andern in jeder Not, Denn im Handumdreh‘n kann dir passieren das gleiche Los. Seite 75
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