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Erzählungen und Berichte aus, von und über Bernhardsthal

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<strong>Erzählungen</strong> <strong>aus</strong> <strong>und</strong> <strong>über</strong> <strong>Bernhardsthal</strong><br />

gingen zum anschließenden Fluss zur Tränke. Hauptbeschäftigung war Birken zu schlägern <strong>und</strong> sie<br />

auf der Flussböschung zu Flößen zusammen zu zimmern <strong>und</strong> diese im Frühjahr, nach der Schneeschmelze<br />

<strong>und</strong> dem Anschwellen des Flusses, stromabwärts zu schwemmen, wo sie <strong>von</strong> einer<br />

Sandbank abtransportiert werden konnten.<br />

Der große Fischfang!<br />

Im Jänner, Februar, wenn die Fische zum Ablaichen zur Quelle ziehen, wo noch die Flüsse fest<br />

zugefroren sind, werden sie durch Absperren der Flussbreite, mit ca. 2 m langen zusammengeflochtenen<br />

schmalen Holzstäben, die in der Mitte in Herzform eine Fangkammer haben, <strong>aus</strong> der man in<br />

kurzen Abständen mit der Daubel die Fische her<strong>aus</strong> nimmt. Das dauert ca. drei, vier Tage, das man<br />

aber erraten muss.<br />

Unser Bauer hatte das noch so halbwegs erraten. Er erbeutete ca. 500 kg. Einen Teil schickte<br />

man nach H<strong>aus</strong>e, verschenkte man, <strong>und</strong> einen Teil behielt man hier. Da sie gleich gefroren waren,<br />

waren sie lange Zeit haltbar.<br />

Wir - die Großmutter, der ältere Bruder, der Mischo, das junge Ehepaar <strong>und</strong> ich - waren auf den<br />

Winterquartieren, wo das junge Ehepaar meistens die Melkarbeit verrichtete. Der Bauer fuhr öfters<br />

mit Butter oder Angefallenem, das man hier nicht brauchte, nach H<strong>aus</strong>e <strong>und</strong> brachte Bedarfsartikel<br />

<strong>von</strong> zu H<strong>aus</strong>e mit.<br />

Zu H<strong>aus</strong>e waren der Großvater, die Frau des Mischo mit den Kindern <strong>und</strong> die Schwägerin mit<br />

ihrer Tochter. Diese versorgten außer dem Häuslichen, die wenigen Tiere die zu H<strong>aus</strong>e blieben,<br />

auch einige Jungschweine hatten wir zu H<strong>aus</strong>e, die im Allgemeinen in Sibirien seltener gehalten<br />

wurden.<br />

Auch die Wölfe suchten uns auf den Winterquartieren zweimal heim, wo sie drei Schafe die wir<br />

mitgenommen hatten umbrachten <strong>und</strong> eines da<strong>von</strong> in einiger Entfernung halb auffraßen. Die anderen<br />

lagen in der Umzäunung zerstreut herum. Im Sommer hatte man dort auch ein Pferd mit Fohlen.<br />

Das Fohlen war eines Tages verschw<strong>und</strong>en. Wo man dann vermutete, dass es den Wölfen zum<br />

Opfer fiel.<br />

Die Wölfe auf den Winterquartieren!<br />

Meistens kommen die Wölfe im Winter in Rudeln, in stürmischen Nächten, wo man ihr Treiben<br />

leicht <strong>über</strong>hört. Erst anderntags sieht man die Bescherung. Sie meiden dann längere Zeit diesen Ort<br />

<strong>und</strong> <strong>über</strong>fallen dann in einem entfernteren Ort ihre Beute.<br />

Pferde <strong>und</strong> Kühe können sich ihrer ganz gut erwehren, da sie sich frei bewegen können, in einer<br />

größeren Umzäunung, die bei Pferden <strong>von</strong> drei Seiten umschlossen, durch Gestänge mit Pfählen,<br />

Reisig <strong>und</strong> minderem Heu gegen Wind geschützt, kleine Ritzen eventuell im Winter noch durch<br />

gefrorenen Schnee verstopft werden, dazu noch ein freier Tummelplatz, um sich – wenn es nötig ist<br />

– zu erwärmen.<br />

Sie haben sowieso eine dicke Haarwolle. Auch das Dach hat nur eine waagrechte Stange, mit<br />

Reisig <strong>und</strong> minderem Heu <strong>über</strong>lagert. Auch hier dichtet der gefrorene Schnee ab. Das Futterheu,<br />

das für acht oder vierzehn Tage reicht, wird gleich auf der offenen Schuppenseite aufgeschlichtet.<br />

Pferde putzen kennt man nicht. Erstens können sie sich trockene Liegeplätze <strong>aus</strong>suchen, die Mähnen<br />

<strong>und</strong> Schwanzansätze reinigen sie sich gegenseitig.<br />

Da die Kühe gegen die Kälte empfindlicher sind, so haben sie geschlossene Schuppen. Auch die<br />

Schafe haben einen wärmeren, geschlossenen Stall.<br />

Der Bernhardiner H<strong>und</strong>!<br />

Wir hatten hier einen großen Bernhardiner H<strong>und</strong> auf dem Winterquartier mit, der aber vor den<br />

Wölfen zweimal Reiß<strong>aus</strong> nahm <strong>und</strong> die vielen Kilometer nach H<strong>aus</strong>e lief <strong>und</strong> der Bauer ihn wieder<br />

zurück brachte. Diese Winterquartiere waren im ganzen Wald verstreut. Die meisten normalen<br />

Wohnhäuser, die während des Jahres mehr benützt wurden als leer standen.<br />

Erstens musste man sich im Frühjahr kümmern, damit man die Wiesenfläche bekommt, dann<br />

musste man die Heuernte bewältigen, im Spätherbst trachten, dass man das Vieh hierher brachte,<br />

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