PDF 5.373kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Diskussion<br />
4.9 Schlussfolgerung und Ausblick<br />
Die Ergebnisse sprechen dafür, dass Erwachsene mit einer ADHS ein spezifisches<br />
Defizit im Bereich der impliziten Aufmerksamkeit haben. Dieses Wissen kann durchaus<br />
für differentialdiagnostische Zwecke eingesetzt werden. Letztlich bedürfen die in der<br />
vorliegenden Arbeit gefundenen Effekte jedoch weiterer empirischer Bestätigung, bevor<br />
sie zuverlässig zur Verbesserung der Diagnostik und der Therapie eingesetzt werden<br />
können. Da die Differenzierung zwischen beiden unterschiedlichen Arten der<br />
Aufmerksamkeitslenkung nur auf der Ebene der EKP gefunden werden konnte, sollte in<br />
nachfolgenden Untersuchungen der Schwerpunkt darauf liegen, diesen Unterschied<br />
auch auf der Verhaltensebene sichtbar zu machen. Diesbezüglich scheinen zwei Ansätze<br />
wesentlich zu sein: zum einen sollte in Folgeuntersuchungen die Aufgabenschwierigkeit<br />
erhöht werden. Dies könnte zum einen durch eine verkürzte Darbietungszeit der Reize<br />
erreicht werden. Zum anderen wäre es interessant, die beiden experimentellen<br />
Paradigmen nicht blockweise und getrennt voneinander darzubieten, sondern zu<br />
mischen. Die Probanden bekämen sowohl Reize des Stroop- als auch Reize des Flanker-<br />
Paradigmas im Wechsel dargeboten. Dadurch sollte die Entwicklung bestimmter<br />
Antwort- oder Verarbeitungsstrategien erschwert werden, wodurch der Kontrast<br />
zwischen Gesunden und Patienten vergrößert werden könnte. Der zweite Ansatz<br />
besteht in der Erhöhung der externen Validität, indem die Ausschlusskriterien weiter<br />
gefasst werden und auch Patienten mit komorbiden Erkrankungen untersucht werden.<br />
So wäre eine Entwicklung von Studien mit hoher interner Validität, wie die aktuelle, hin<br />
zu Studien mit hoher externer Validität denkbar. Des Weiteren wäre es sinnvoll, eine<br />
Unterscheidung impliziter und expliziter Aufmerksamkeitsprozesse anhand anderer<br />
Untersuchungsparadigmen vorzunehmen, beispielsweise durch exogene und endogene<br />
Cueing-Paradigmen(Posner, Snyder, & Davidson, 1980). Bei exogenen Cues wird die<br />
Aufmerksamkeit automatisch und nicht willentlich gelenkt, wie etwa durch einen<br />
Lichtblitz. Bei einem endogenen Cue ist eine Interpretation des Cues erforderlich, die<br />
willentlich erfolgt, wie dies bei einem Pfeil der Fall wäre (Müller & Rabbitt, 1989). Ist die<br />
implizite Aufmerksamkeit bei Erwachsenen mit einer ADHS tatsächlich stärker<br />
beeinträchtigt, dann sollte der Gruppenunterschied zwischen Erwachsenen mit einer<br />
ADHS und Gesunden bei der Verwendung exogener Cues größer sein als bei endogenen<br />
Cues. Letztlich wäre auch ein Vergleich in Bezug auf die beiden genannten<br />
Aufmerksamkeitsprozesse zwischen ADHS-Patienten und Patienten anderer<br />
Störungsbilder wichtig, um die Ergebnisse differentialdiagnostisch einsetzen zu können.<br />
Zuletzt ist zu erwähnen, dass sich die Patienten in Bezug auf die experimentellen<br />
Paradigmen auf der Verhaltensebene zwar nicht unterschieden, anhand der klinischen<br />
Diagnostik beide Gruppen jedoch klar differenziert werden konnten. Der Nachweis von<br />
Unterschieden auf der Ebene der EKP in Kombination mit den Unterschieden auf der<br />
klinischen Ebene verdeutlicht im Übrigen die Sinnhaftigkeit und gute Evidenz von<br />
Therapieformen wie dem Neurofeedback(Arns, de Ridder, Strehl, Breteler, & Coenen,<br />
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