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Prävalenz und Komorbidität der ADHS im Erwachsenenalter<br />

Abhängigkeitserkrankungen und Essstörungen. Darüber hinaus war die allgemeine<br />

Lebenszeitprävalenz in Bezug auf psychische Störungen fast doppelt so hoch wie bei der<br />

Kontrollgruppe (Erwachsene mit einer ADHS 80.6% vs. Kontrollen 42.9%). Dieser<br />

Unterschied war statistisch signifikant. In Bezug auf den Vergleich der ADHS Subtypen,<br />

fanden Sobanksi und Kollegen heraus, dass die Unaufmerksamkeit die am längsten<br />

andauernde Symptomatik ist. So zeigte sich, dass von 118 untersuchten Erwachsenen,<br />

die in der Kindheit die Diagnose des „Kombinierten Typus“ erhalten hatten, 20.3 %<br />

aktuell nur noch die Kriterien für den „Vorwiegend Unaufmerksamen Typus“ erfüllen.<br />

Weitere Vergleiche der Subtypen brachten keine eindeutigen Ergebnisse. Die Autoren<br />

spekulieren jedoch, dass dasjenige Symptom-Cluster, welches die stärksten<br />

Beeinträchtigungen mit sich bringt, das der Unaufmerksamkeit ist und nicht das der<br />

Hyperaktivität/Impulsivität(Sobanski, Bruggemann, et al., 2008). Diese Spekulation wird<br />

durch den Befund gestärkt, dass Aufmerksamkeitsprobleme zusammen mit Symptomen<br />

im Bereich der Emotion und des Affektes eine größere prädiktive Funktion für das<br />

Auftreten komorbider Störungen haben als die anderen Symptomcluster der ADHS im<br />

Erwachsenenalter (Unruhe/Hyperaktivität, Impulskontrolle/Disinhibition, Stresstoleranz)<br />

(Bell, 2010). Darüber hinaus scheint es erste Hinwiese darauf zu geben, dass diese<br />

Patienten nicht nur an zusätzlichen psychischen Problemen leiden, sondern auch<br />

vermehrt über somatische Beschwerden klagen. Diese somatischen Beschwerden<br />

scheinen sogar einen noch höheren Stellenwert einzunehmen, als die psychischen<br />

Beeinträchtigungen. In Anbetracht der genannten Befunde ist es daher nicht<br />

verwunderlich, dass auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität dieser<br />

Patientenpopulation stark beeinträchtigt ist (Bell, 2010).<br />

Welches Bild stellt sich nun bei zusammenfassender Betrachtung der bisher<br />

genannten Informationen zu diesem Krankheitsbild dar? Zunächst ist festzuhalten, dass<br />

es sich bei der ADHS im Erwachsenenalter um eine chronische Erkrankung handelt(Bell,<br />

2010), die mit einer mittleren Prävalenzrate von 3-5% (Dopheide & Pliszka, 2009)<br />

häufiger ist, als beispielsweise bipolare oder schizophrene Erkrankungen (Hesslinger, et<br />

al., 2003). Kennzeichen erwachsener Patienten sind starke psychosoziale<br />

Beeinträchtigungen (geringere Bildung, geringerer sozioökonomischer Status,<br />

Arbeitslosigkeit…) und häufig auftretende komorbide Erkrankungen. Die<br />

gesundheitsbezogene Lebensqualität dieser Patienten ist aufgrund der vielfältigen<br />

Beeinträchtigungen stark reduziert, und die klinische Versorgung dieser Patienten ist<br />

schlecht (Hesslinger, et al., 2003).<br />

1.2 Diagnostik der ADHS im Erwachsenenalter<br />

An dieser Stelle richtet sich der Fokus der vorliegenden Arbeit auf die bereits<br />

eingangs kurz erwähnte diagnostische Herausforderung, die diese Störung mit sich<br />

bringt(Bell, 2010). Die effektive und effiziente Behandlung einer Erkrankung setzt eine<br />

reliable und valide Diagnostik voraus. Warum ist dieses Thema in Bezug auf die ADHS im<br />

Erwachsenenalter von Bedeutung? Die Bedeutung dieses Themas erschließt sich bei<br />

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