PDF 5.373kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Prävalenz und Komorbidität der ADHS im Erwachsenenalter<br />
1.1 Prävalenz, Komorbidität, Symptombild und<br />
Interventionen bei Erwachsenen mit einer ADHS<br />
Angaben zur Prävalenz dieser Störung schwanken stark. Im Erwachsenenalter<br />
werden Prävalenzen von 1 bis 7,3% angegeben (Schmidt & Petermann, 2009). In<br />
neueren Publikationen zeichnet sich ein Trend zu höheren Prävalenzen ab Während<br />
ältere Studien eine Prävalenz von 2% bei Erwachsenen angeben(K. H. Krause, Krause, &<br />
Trott, 1998; Steinhausen, 2003; Wender, Ward, Reimherr, & Marchant, 2000), wird in<br />
neueren Studien von Prävalenzen zwischen 3 bis 5% berichtet(Dopheide & Pliszka, 2009;<br />
Sobanski, Bruggemann, et al., 2008). Die höchsten angegebenen Prävalenzen mit 7,3%<br />
finden sich in dem Artikel von Fayyad und Kollegen (Fayyad et al., 2007).Weshalb ist es<br />
wichtig an dieser Stelle genauer auf die Angaben der Prävalenzen einzugehen, wo es<br />
doch bei beinahe jeder psychischen Störung gewisse Schwankungen gibt?<br />
Ein Grund hierfür liegt in der diagnostischen Herausforderung, die diese<br />
Erkrankung mit sich bringt(Bell, 2010). Auf diese Herausforderung soll an späterer Stelle<br />
noch eingegangen werden. Ein weiterer Grund liegt in der Zunahme der Popularität<br />
dieser Störung. Bei Betrachtung des aktuellen Bildes der ADHS bei Erwachsenen scheint<br />
es keinen Zweifel daran zu geben, dass es diese Erkrankung gibt, bzw. schon immer<br />
gegeben hat. Dieses Bild war jedoch nicht immer dergestalt. Erste Studien, die sich mit<br />
einem möglichen Fortbestehen Hyperkinetischer Symptome ins Erwachsenenalter<br />
beschäftigten, wurden bereits Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre publiziert<br />
(Wender, Reimherr, & Wood, 1981; D. Wood, Wender, & Reimherr, 1983; D. R. Wood,<br />
Reimherr, Wender, & Johnson, 1976).Eine Ergänzung des ICD-10, dass diese Diagnose<br />
auch im Erwachsenenalter gestellt werden kann, fand 1992 statt. Es folgten Studien, die<br />
nachweisen konnten, dass bei bis zu 80% aller Betroffenen einige oder alle Symptome<br />
ins Erwachsenenalter persistieren können (K. H. Krause, et al., 1998). Aktuell besteht<br />
jedoch der Eindruck, dass sich die Diagnose einer ADHS bei Erwachsenen einer immer<br />
größeren Beliebtheit erfreut und droht, zu einer Art Modediagnose zu mutieren<br />
(Hesslinger, Philipsen, Richter, & Ebert, 2003). Ein solcher Trend läuft oftmals zu Lasten<br />
der Patienten, die tatsächlich an einer ADHS im Erwachsenenalter leiden. Gleichzeitig ist<br />
die psychotherapeutische Versorgung dieser Patienten unzureichend (Hesslinger, et al.,<br />
2003). Es gibt mittlerweile zwar viele Behandlungsansätze, keiner dieser Ansätze hat<br />
bislang jedoch in randomisiert kontrollierten Studien seine Wirksamkeit nachweisen<br />
können. Bislang liegen nur randomisiert kontrollierte Studien für die Wirksamkeit von<br />
Methylphenidat vor (Meszaros et al., 2009). Die Behandlung mit Methylphenidat wird<br />
mit der Evidenzstufe 1 A bewertet und offiziell als Therapie der ersten Wahl<br />
empfohlen(Jacob, Philipsen, Ebert, & Deckert, 2008). Es existieren jedoch bereits<br />
fruchtbare psychotherapeutische Ansätze der Behandlung. So gibt es zwei Studien, die<br />
einen positiven Einfluss auf das Symptombild der ADHS durch eine störungsspezifische<br />
Verhaltenstherapie berichten (Hesslinger et al., 2002; Stevenson, Whitmont, Bornholt,<br />
Livesey, & Stevenson, 2002). Mittlerweile liegt eine weitere Studie vor (Hesslinger, et al.,<br />
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