PDF 5.373kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Psychophysiologie der Inkompatibilitätsaufgaben<br />
1.5.2 Das Lateralisierte Bereitschaftspotential<br />
Entscheidungsprozesse können auf neuronaler Ebene anhand des lateralisierten<br />
Bereitschaftspotentials (LRP) erfasst werden. Das LRP erhält man durch Messung der<br />
Gehirnaktivität über dem motorischen Kortex, indem ein Subtraktions- und<br />
Durchschnittsverfahren angewendet wird (Coles, 1989; Gratton et al., 1988). Dabei stellt<br />
das LRP die Differenz zwischen der Aktivität in dem kontralateral mit der reagierenden<br />
Hand verbundenen kortikalen Areal und dem ipsilateralen, also mit dem der<br />
reagierenden Hand nicht verbundenen kortikalen Areal dar. Das LRP lässt sich nach<br />
folgender Formel berechnen:<br />
Mittelwert ( C4<br />
− C3)<br />
linkeHand + Mittelwert ( C3−<br />
C4)<br />
rechteHand<br />
LRP =<br />
2<br />
Ist die Differenz vor einer Bewegungsausführung negativ, dann wurde der<br />
richtige Antwortkanal aktiviert. Ist die Differenz positiv, dann wurde der falsche<br />
Antwortkanal aktiviert. Ein positives LRP in Durchgängen mit korrekter<br />
Verhaltensantwort reflektiert den Antwortkonflikt, das heißt der falsche Antwortkanal<br />
wurde vorbereitet, aber dann wurde doch richtig geantwortet (Gratton et al., 1988).<br />
Das eben beschriebene Ergebnismuster findet sich typischerweise bei<br />
Inkompatibilitätsaufgaben, so auch beim Stroop-Paradigma. Szűcs und Kollegen (Szűcs,<br />
Soltész, Bryce, & Whitebread, 2009) beispielsweise, wendeten einen Tiergrößen-Stroop-<br />
Test an. Die Aufgabe bei diesem Test besteht darin, dasjenige von zwei dargebotenen<br />
Tieren durch einen Tastendruck zu bestimmen, welches in der realen Welt größer ist. In<br />
der kongruenten Bedingung wurde das Tier, welches tatsächlich größer war, auch größer<br />
auf dem Bildschirm dargeboten. In der inkongruenten Bedingung wurde das Tier,<br />
welches tatsächlich größer war, kleiner als das Vergleichstier dargeboten. Die Autoren<br />
fanden dabei für das Zeitintervall zwischen 200 und 300 ms bei inkongruenten<br />
Durchgängen eine signifikante Positivierung, aber nicht für die kongruente Bedingung.<br />
Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen Bryce und Kollegen (Bryce, Szűcs, Soltész, &<br />
Whitebread, 2011). Sie fanden für inkongruente Bedingungen ebenfalls in einem<br />
Zeitintervall um 200 bis 300 ms einen signifikanten Unterschied in die positive Richtung,<br />
nicht jedoch für die kongruente Bedingung.<br />
In der bereits zitierten Studie von Smid und Kollegen (1990), die das Flanker-<br />
Paradigma verwendeten, wurde neben der P300-Latenz auch das LRP erhoben. Die<br />
Autoren fanden beim stimulusbezogenen LRP (S-LRP) eine Positivierung bei der<br />
inkompatiblen Reizbedingung. Dies zeigt, dass die Probanden zunächst den falschen<br />
Antwortkanal ausgewählt hatten. Smid und Kollegen überprüften dabei jeweils,<br />
inwieweit sich diese Positivierung von der Baseline unterscheidet. Dabei fanden sie<br />
heraus, dass dies nur bei den inkompatiblen Durchgängen der Fall war. Diese<br />
Positivierung, die die Aktivierung des falschen Antwortkanals wiederspiegelt, konnte<br />
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