PDF 5.373kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Untersuchung impliziter und expliziter Aufmerksamkeitsprozesse bei Inkompatibilitätsaufgaben<br />
1.4 Untersuchung impliziter und expliziter<br />
Aufmerksamkeitsprozesse durch<br />
Inkompatibilitätsaufgaben<br />
Nachdem dargestellt wurde, dass der Unterschied zwischen impliziter und<br />
expliziter Aufmerksamkeit bzw. Aufmerksamkeitslenkung darin besteht, ob diese eher<br />
unbewusst, automatisch oder bewusst und kontrolliert geschieht, stellt sich die Frage,<br />
wie diese beiden Formen der Aufmerksamkeitslenkung experimentell untersucht<br />
werden können. Für die Untersuchung expliziter und impliziter<br />
Aufmerksamkeitsprozesse werden in der Kognitionspsychologie seit langem sogenannte<br />
Inkompatibilitätsaufgaben eingesetzt. Bei derartigen Aufgaben muss auf Reize reagiert<br />
werden, die für die Reaktion zugleich relevante und irrelevante Merkmale beinhalten.<br />
Die irrelevanten Eigenschaften behindern das adäquate Reagieren und machen den<br />
Einfluss unterschiedlicher Aufmerksamkeitsprozesse auf der Verhaltens- und auf der<br />
elektrophysiologischen Ebene sichtbar. Im Folgenden werden zwei typische<br />
Inkompatibilitätsaufgaben vorgestellt.<br />
1.4.1 Das Stroop-Paradigma<br />
Eine der bekanntesten Inkompatibilitätsaufgaben ist die Stroop-Aufgabe (siehe<br />
Abbildung 1), bei der farbig gedruckte Wörter präsentiert werden. Die Farbe soll durch<br />
das Drücken einer entsprechenden Taste benannt werden, z.B. die linke Taste für die<br />
Farbe Rot und die rechte Taste für die Farbe Grün. Eine „kongruente Bedingung“ liegt<br />
dann vor, wenn das Wort selbst den Namen dieser Farbe angibt, also z.B. das Wort<br />
„ROT“ in roter Farbe gedruckt ist, und die Versuchsperson daher die linke Taste drücken<br />
muss. Eine „inkongruente Bedingung“ liegt dagegen dann vor, wenn die Bedeutung des<br />
Wortes mit der zu benennenden Farbe nicht übereinstimmt, z.B. das Wort „GRÜN“ in<br />
roter Farbe geschrieben ist. Hier soll die Versuchsperson nun auch die linke Taste<br />
drücken, da sie ja die Wortfarbe benennen soll, jedoch stimmt der Inhalt des gedruckten<br />
Wortes nicht mit dieser Antwort überein (Inkompatibilität). Besteht zwischen der<br />
Wortbedeutung und der zu benennenden Eigenschaft (Druckfarbe rot oder grün) keine<br />
inhaltliche Verknüpfung bzw. Ähnlichkeit, dann wird die Bedingung als neutral<br />
bezeichnet, z.B. das Wort „Katze“ in grüner Farbe geschrieben.<br />
Beim Stroop-Paradigma zeigen sich typischerweise folgende Ergebnisse: Die<br />
Reaktionszeit ist in der kongruenten Bedingung kürzer, in der inkongruenten dagegen<br />
länger als in der neutralen Bedingung. Die Differenz der Reaktionszeit zwischen<br />
kongruenter und neutraler Bedingung wird als Kongruenzeffekt bezeichnet. Der<br />
Unterschied in der Reaktionszeit zwischen inkongruenter und neutraler Bedingung wird<br />
als – Stroop-Interferenz – bzw. als – Inkongruenz-Effekt – bezeichnet (Stroop, 1935;<br />
MacLeod, 1991). Zur Maximierung dieses Effekts wird in vielen Studien auch die<br />
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