PDF 5.373kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Unaufmerksamkeit bei Erwachsenen mit einer ADHS<br />
Eine weitere Quelle, die Aufschluss über die Art und Weise der<br />
Aufmerksamkeitsproblematik geben kann, findet sich in Studien zum Autofahrverhalten<br />
von erwachsenen ADHS-Patienten. Hierzu zählen Studien, die Erwachsene mit einer<br />
ADHS mit Gesunden hinsichtlich der Anzahl der Unfälle, des Verlusts des Führerscheins<br />
sowie sonstiger Delikte vergleichen (Barkley, Guevremont, Anastopoulos, DuPaul, &<br />
Shelton, 1993; Murphy & Barkley, 1996), sowie Studien, die den Einfluss von<br />
Methylphenidat auf das Fahrverhalten der betroffenen Personengruppe untersuchen<br />
(Cox, Humphrey, Merkel, Penberthy, & Kovatchev, 2004; Cox, Merkel, Kovatchev, &<br />
Seward, 2000; Cox, Merkel, Penberthy, Kovatchev, & Hankin, 2004). Die Ergebnisse sind,<br />
dass die Patienten signifikant mehr Unfälle haben, signifikant häufiger den Führerschein<br />
entzogen bekommen und signifikant häufiger angezeigt werden als die gesunden<br />
Probanden. Aussagen darüber, welche kognitiven Prozesse bzw. welche Faktoren der<br />
Psychopathologie der Patienten für diese Defizite verantwortlich zeichnen, machen<br />
diese Studien leider nicht. In einer Pilotstudie von Beck und Kollegen(Beck, Warnke,<br />
Kruger, & Barglik, 1996) wurde neben der Erhebung des spezifischen Verkehrsverhaltens<br />
(Verkehrsunfälle, sonstige Verkehrsverstöße) noch eine computergestützte<br />
Leistungsdiagnostik durchgeführt, unter Verwendung des Peripheren<br />
Wahrnehmungstests (PVT) sowie des Reaktiven Dauerbelastungstests (RST 3). Beim PVT<br />
werden dem Probanden in der Peripherie Reize dargeboten, während seine<br />
Aufmerksamkeit zentral durch eine Trackingaufgabe gebunden ist. Beim PST 3 werden<br />
unterschiedliche Reize präsentiert, auf die spezifisch motorische Reaktionen erfolgen<br />
müssen. Die Autoren konnten anhand dieser Tests feststellen, dass Defizite im Bereich<br />
der selektiven Aufmerksamkeit und des Reaktionsvermögens vermittelnde Faktoren für<br />
die erhöhte Unfallgefährdung darstellen.<br />
Cox und Kollegen(2004) führten eine Untersuchung am Fahrsimulator durch und<br />
konnten einen positiven Einfluss von Methylphenidat auf das Fahrverhalten bzw. die<br />
Fahrleistung von erwachsenen Patienten mit einer ADHS nachweisen. Die Verwendung<br />
eines Fahrsimulators hat den Vorteil standardisierter Verkehrssituationen, die anhand<br />
psychologischer Begrifflichkeiten kategorisiert werden können. So teilten die Autoren<br />
die abhängigen Variablen in drei Kategorien ein: die erste Kategorie war die<br />
Kontrollvariable und bestand aus der Fahrgeschwindigkeit. Die zweite Kategorie wurde<br />
„Impulsivität“ genannt und beinhaltete Verhaltensweisen wie „jemanden mit dem Auto<br />
zu schneiden“ oder „zu dicht aufzufahren“ u.ä.. Die dritte Kategorie wurde<br />
„Unaufmerksamkeit“ genannt und beinhaltete folgende Situationen: „Abgelenkt durch<br />
Autointerieur (CD, Radio…)“, abgelenkt durch äußere Situation (Verkehrsfluss,<br />
Fußgänger…), „Falsch gefahren“, „Ein Signal wurde übersehen“ etc. Interessanterweise<br />
unterschieden sich die beiden Gruppen (Medikation vs. keine Medikation) nur in der<br />
Kategorie „Unaufmerksamkeit“ signifikant. Die Autoren konnten somit zeigen, dass eine<br />
retardierte Gabe von Methylphenidat die Fahrleistung von Erwachsenen mit einer ADHS<br />
verbessert. Die Verbesserung findet laut den Autoren über eine Reduzierung der<br />
Unaufmerksamkeit statt. Der positive Einfluss von Methylphenidat auf die Leistung beim<br />
Autofahren bei erwachsenen Patienten mit einer ADHS konnte auch durch andere<br />
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