Das althistorische Proseminar - Philosophische Fakultät - Universität ...
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13.4.Die Papyrologie<br />
Die Papyrologie beschäftigt sich mit den auf Papyri überlieferten Schriftquellen. Der<br />
Papyrologe H. – A. Rupprecht stellt in seiner Definition des Faches die Bearbeitung und<br />
Analyse von lateinischen und griechischen Texten, die in Ägypten aufgefunden worden, in<br />
den Vordergrund. Er versteht diese Texte als „Ausdruck der hellenistisch – römischen<br />
Gesellschaft und Kultur im Niltal“ 54 . Diese eher enger gefasste Definition des Faches kann<br />
um Papyri erweitert werden, die in anderen Gebieten des Mittelmeerraumes aufgefunden<br />
wurden und um Papyri, die alternative Schriftzeichen aufweisen. In Ägypten wurden neben<br />
den Papyri, die in griechischer oder lateinischer Sprache abgefasst wurden, Papyri mit<br />
Hieroglyphen, hieratischen, demotischen und koptischen Schriftzeichen aufgefunden. Der<br />
Schwerpunkt der papyrologischen Studien liegt aufgrund des hohen Fundaufkommens auf<br />
Texten, die aus Ägypten stammen. Aus diesem Grund berücksichtigt die Papyrologie neben<br />
den auf Papyri überlieferten Texten auch die epigraphischen Quellen, wie beispielsweise<br />
beschriftete Tonscherben, Leinenstoffe oder Wachstäfelchen, die in Ägypten aufgefunden<br />
wurden.<br />
Papyri erhellen die Geschichte von der 5. Dynastie (2465 – 2325v.Chr.) 55 bis in die Zeit der<br />
Araber 56 . Bis auf die Eroberung Ägyptens durch Alexander den Großen (322v.Chr.) 57 beschäftigt<br />
sich die Ägyptologie mit den entsprechenden Papyri. Von diesem älteren Bestand<br />
heben sich die für den Althistoriker vorrangig relevanten griechisch geschriebenen Papyri der<br />
Zeit nach dem Anschluss Ägyptens an die Hellenistische Welt deutlich ab (gewöhnliche Einteilung:<br />
Ptolemäische Epoche 323 – 30v.Chr./ römische Epoche 30v.Chr. – 297n.Chr./<br />
byzantinische Epoche 297 – 641n.Chr. 58 ).<br />
13.4.1.Herstellung der Papyri<br />
Die Herstellung der Papyri ist durch Plinius den Älteren, der von 23 bis 79n.Chr. lebte, in<br />
seinem Werk naturalis historia überliefert 59 . Allerdings brachten erst Experimente endgültige<br />
Klarheit über die Herstellung der Papyrusblätter. <strong>Das</strong> Schreibmaterial wurde aus dem Mark<br />
der Papyrusstaude (Cyperus Papyrus L.), einem Riedgras, gewonnen. <strong>Das</strong> Mark der<br />
Papyrusstaude wurde entrindet und in möglichst breite und feine Streifen geschnitten. Die<br />
Streifen wurden in senkrechter Form aneinander gelegt. Auf die senkrecht aneinandergefügten<br />
Streifen wurde eine zweite Schicht mit waagerecht aneinandergefügten Streifen darüber<br />
gelegt. Die beiden Lagen wurden zusammengepresst oder –geklopft. Der natürliche Saft der<br />
Pflanze reichte dabei als Klebstoff aus. <strong>Das</strong> gepresste Papyrusblatt wurde getrocknet und<br />
gegebenenfalls geglättet. Der Papyrus wies unmittelbar nach seiner Fertigstellung eine weiße<br />
bis gelbliche Farbe auf, die erst allmählich eine dunklere Tönung annahm.<br />
54 H. A. Rupprecht, Kleine Einführung in die Papyruskunde (Darmstadt 1996. Die Altertumswissenschaft) 1.<br />
55 Zum Nachlesen: H. A. Schlögl, <strong>Das</strong> alte Ägypten (München 2008 3 . C. H. Beck Wissen).<br />
56 Zum Nachlesen: H. HALM, Die Araber. Von der vorislamischen Zeit bis zur Gegenwart (München 2006 2 . C.<br />
H. Beck Wissen).<br />
57 Zum Nachlesen: A. Gehrke, Alexander der Große (München 2008 5 . C. H. Beck Wissen).<br />
58 Zum Nachlesen: R. – J. Lilie, Byzanz. Geschichte des oströmischen Reiches 326 – 1453 (München 2006 4 . C.<br />
H. Beck Wissen).<br />
59 Plinius, nat. hist. 13, 74 – 82<br />
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