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Das althistorische Proseminar - Philosophische Fakultät - Universität ...

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13.1.DIE KLASSISCHE PHILOLOGIE<br />

Die Klassische Philologie beschäftigt sich mit den literarischen Zeugnissen in griechischer<br />

und lateinischer Sprache, die aus der griechischen und römischen Antike stammen. Diese<br />

Zeugnisse umfassen aber nicht nur fiktionale Texte oder Dichtung, sondern auch Sachtexte<br />

wie historiographische Abhandlungen, philosophische Werke oder Lehrschriften, die sich<br />

beispielsweise mit rhetorischen oder landwirtschaftlichen Fragen auseinandersetzen. Die<br />

Klassische Philologie unterteilt sich in die Gräzistik, die sich mit der griechischen<br />

Überlieferung befasst, und der Latinistik, die sich der lateinischen Überlieferung widmet 26 . Zu<br />

den Aufgaben der Klassischen Philologie gehört die Erarbeitung von textkritischen Editionen,<br />

Kommentaren, Übersetzungen und Lexika zur griechischen und lateinischen Sprache.<br />

13.1.1.Textkritik<br />

Die Beschäftigung mit einem antiken Text setzt eine zuverlässige Textgrundlage voraus. Da<br />

sich die Überlieferungsgeschichte im Bereich der antiken Texte sehr komplex gestaltet, stellt<br />

die Gewinnung des originalen Textbestandes eine der zentralen Aufgaben der Klassischen<br />

Philologie dar. Literarische Texte wurden in der Antike auf Papyrus und, zunehmend ab der<br />

römischen Kaiserzeit, auf Pergament überliefert. Bei der Herstellung von Papyrus wurde das<br />

Mark der Papyruspflanze verwendet, bei der Herstellung von Pergament wurden Tierhäute<br />

mit einer Kalklösung versetzt, gespannt und geglättet. <strong>Das</strong> Pergament weist eine höhere<br />

Beständigkeit als der Papyrus auf und kann wieder verwendet werden, indem die vorhandene<br />

Schrift abgeschabt wird. Die erstmalige Niederschrift eines Textes wird als Autograph<br />

bezeichnet. Es ist kein Exemplar eines Autographen überliefert. Nach der Fertigstellung der<br />

erstmaligen Niederschrift wurde ein antiker Text von sog. Kopisten immer wieder<br />

abgeschrieben. Die ältesten Abschriften stammen aus dem 4. und 5.Jhd.n.Chr. Es gibt darüber<br />

hinaus Papyrusfunde mit Textfragmenten von antiken Abschriften, von denen die ältesten<br />

Exemplare aus dem 4.Jhd.v.Chr. stammen. Von einem antiken Text sind in der Regel mehrere<br />

Abschriften überliefert, die zu unterschiedlichen Zeiten angefertigt wurden. Grundsätzlich<br />

wird zwischen der Hauptüberlieferung, die den Text vollständig oder fragmentarisch in<br />

direkter Form überliefert, und der Nebenüberlieferung, die den Text in Zitaten, Exzerpten,<br />

Paraphrasen, Übersetzungen oder Kommentaren indirekt wiedergibt, unterschieden. Ein<br />

großer Teil der überlieferten Handschriften stammt aus dem Mittelalter. Es wird davon<br />

ausgegangen, dass jede Handschrift Fehler aufweist. Diese Fehler lassen sich zum einen auf<br />

Verschreibungen bei der Abschrift des Textes und andererseits auf bewusst vorgenommene<br />

Veränderungen des Kopisten zurückführen. Ziel der Textkritik ist die Aufdeckung der<br />

vorgenommenen Änderungen und die möglichst vollständige Wiederherstellung des<br />

originalen Wortlauts. <strong>Das</strong> Verfahren zur Wiederherstellung eines Textes, die constitutio<br />

textus, setzt sich aus drei Arbeitsschritten zusammen:<br />

- recensio: Die vorhandenen Handschriften werden gesammelt und miteinander<br />

verglichen, um Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Handschriften feststellen<br />

zu können. Die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen den einzelnen Handschriften<br />

werden in einer Art Stammbaum, dem sog. Stemma, graphisch umgesetzt.<br />

Entscheidende Kriterien für die Rekonstruktion der Abhängigkeitsverhältnisse<br />

26 Vgl. P. Riemer/ M. Weißenberger/ B. Zimmermann, Einführung in das Studium der Latinistik (München<br />

1998) 9 – 11.<br />

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