Das althistorische Proseminar - Philosophische Fakultät - Universität ...
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13.5.8.Die Bedeutung der Archäologie für die Alte Geschichte<br />
156<br />
Die Archäologie ist für die Alte Geschichte in vielfältiger Form von Bedeutung:<br />
⇒ „Sie trägt wesentlich zur Rekonstruktion des politischen Geschehens bei.<br />
Denkmäler erinnern nicht nur an Ereignisse, sie geben in der Regel auch die damals<br />
bevorzugte Sicht auf diese wieder. Welche Botschaften sollten von wem, auf welche<br />
Weise und in welchem Zusammenhang an wen gerichtet werden? Erinnert sei hier nur<br />
an die Akropolis in Athen oder die dort auf der Agora aufgestellte<br />
Tyrannenmördergruppe; an die berühmte Augustusstatue von Prima Porta, die<br />
Siegessäulen des Trajan, des Antoninus Pius und des Mark Aurel, die Triumphbögen<br />
des Titus, des Septimius Severus und des Konstantin in Rom. Letztere dokumentieren<br />
die Ambitionen der Herrscher, ihre Taten, Siege und die Wohltaten gegenüber der<br />
Bevölkerung.<br />
⇒ Durch die Interpretation materieller Zeugnisse ist es möglich, die Menschen<br />
deutlicher in ihrer alltäglichen Umwelt zu erfassen und danach zu fragen, wie sie diese<br />
gestalteten. Wo und wie wohnte die römische Oberschicht, der einfache Bürger oder<br />
der Sklave? Öffentliche Gebäude, wie Theater, Thermen oder Gerichtshallen<br />
bereichern die Kenntnis vom gesellschaftlichen Leben. Bildwerke übermitteln<br />
notwendige Informationen, unter anderem über Haartracht oder Kleidung, die<br />
weiterhelfen können, Statusunterschiede zwischen den einzelnen gesellschaftlichen<br />
Gruppen zu erklären. Reste antiker Produktionsstätten und ihrer Erzeugnisse, wie<br />
Arbeitsgeräte, geben nicht nur Hinweise auf den Stand der Technik, sondern auch<br />
Einblick in wirtschaftliche Organisationsstrukturen.<br />
⇒ Auch die Erforschung der antiken religiösen Welt ist auf archäologische Quellen<br />
angewiesen. Religiöse Vorstellungen drücken sich z.B. in Begräbnissitten, der<br />
Architektur, in motivischen Darstellungen auf der Keramik, in Skulpturen oder<br />
Grabdenkmälern aus. Darüber hinaus spiegeln u.a. Mosaikdarstellungen, Wandmalereien<br />
Kontinuität und Wandel religiösen Empfindens wider. Religiöse Versammlungsorte<br />
sind ebenfalls von historischem Interesse. So lassen die vielen Mithrasheiligtümer,<br />
die man in Rom, in der Hafenstadt Ostia, in Garnisonen und Städten der<br />
römischen Provinzen gefunden hat, die Verbreitung dieses iranischen Kultes im<br />
Römischen Reich erahnen.<br />
⇒ In das Aufgabenfeld der antiken Topographie fällt es, Raumordnungen zu<br />
beschreiben und zu analysieren. Ausgangspunkt ist die einfache Hütte, das Haus, dann<br />
das ganze Viertel bis hin zur Stadtanlage. Wie war das Gebäude im Einzelnen<br />
aufgeteilt? Kann man das Verhältnis der Wohnfläche zu den öffentlichen Bauten und<br />
Straßen bestimmen? Wie war die Wasserversorgung, das Problem der Abwässer<br />
geregelt? Neben der Untersuchung der antiken Städte in ihrer inneren Struktur und<br />
ihrer Verzahnung mit dem Umland wird die Großraumbesiedlung untersucht. Die<br />
griechische Kolonisation des 8. bis 6.Jhd.v.Chr. und die Anlage der römischen<br />
Kolonien vom 4.Jhd.v.Chr. bis hin in die hohe Kaiserzeit wird erst durch das<br />
archäologische Material in ihren Dimensionen greifbar, auch Bau und Verlauf der<br />
antiken Straßen gehören in dieses Gebiet.<br />
⇒ Hinzu kommen Landgüter, militärische Anlagen, die römischen Grenzbefestigungen<br />
(limes) und die Legionslager. Grenzbefestigungen, Koloniegründungen und<br />
Straßenbau sind neben anderen Gesichtspunkten wichtige Mittel der Machtpolitik. Sie<br />
dienen dem Erwerb und der Sicherung des politischen und wirtschaftlichen Einflusses.