Das althistorische Proseminar - Philosophische Fakultät - Universität ...
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Beispiel für eine Weihinschrift:<br />
CIL XIII 6741 = Römische Inschriften, hrsg. v. Leonhard Schumacher (Stuttgart 1988)<br />
Nr. 57<br />
Deo Mercurio │ Tib(erius) Iustinius │ Ael(ia) Augusta (natus) │ Titianus b(ene)f(iciarius)<br />
│ leg(ati) leg(ionis) XXII │ et Servandia │ Augusta (uxor) eius │ v(otum) s(olverunt)<br />
Faustino et Rufino │ co(n)s(ulibus)<br />
‚Dem Gott Merkur haben Tiberius Iustinius Titianus, aus Augsburg gebürtig, Benefizarier<br />
der 22. Legion, und seine Gemahlin Servandia, (ebenfalls) aus Augsburg, ihr Gelübde<br />
eingelöst im Konsulatsjahr des Faustinus und des Rufinus (210n.Chr.).’<br />
In der römischen Kaiserzeit bildete sich der Kaiserkult heraus. Im Rahmen des<br />
Kaiserkultes wurde der Kaiser bzw. das gesamte Kaiserhaus religiös verehrt, was sich<br />
auch in der inschriftlichen Kultur niederschlägt, da der Kaiser bzw. das Kaiserhaus als<br />
Objekt göttlicher Verehrung erscheint. In diesem Zusammenhang begegnet vor allem ab<br />
dem Ende des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts in den nordwestlichen Provinzen die<br />
Formel in honorem domus divinae oder abgekürzt IN H D D/ ‚zu Ehren des göttlichen<br />
Kaiserhauses’.<br />
Beispiel für die religiöse Verehrung des Kaisers:<br />
CIL XIII 6127 = Römische Inschriftkunst, hrsg. v. Gerold Walser (Stuttgart 1993 2 ) Nr. 73<br />
(Weihung an den Genius der Beneficiarier in Speyer 181n.Chr.)<br />
In [h(onorem)] d(omus) d(ivinae) │ gen(i)o b(ene)f(iciariorum) co(n)s(ularis)<br />
G(ermaniae) s(uperioris) et │ (genio) loci Concord(iae) var(iarum) │ stat(ionum) C(aius)<br />
Iul(ius) Adventus │ b(ene)f(iciarius) co(n)s(ularis) imp(eratore) C[[ommodo │<br />
Ant(onino)]] Aug(usto) III et Burro co(n)s(ulibus) │ v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus)<br />
m(erito) │ [i]tem [templum?] rest(ituit)<br />
‚Zu Ehren des Kaiserhauses. Dem Genius der konsularischen Beneficiarier in Germania<br />
Superior und dem Genius des Ortes Concordia mit seinen verschiedenen Stationen hat<br />
Caius Iulius Adventus, konsularischer Beneficiarier, im Jahre des Konsulats von Kaiser<br />
Commodus Antoninus zum 3. Mal und von Burrus, sein Gelübde eingelöst, gern, freudig<br />
und wie es sich gehört. Außerdem hat er das Heiligtum wieder hergestellt.’<br />
Zu den Weihinschriften werden neben den Götter- und Kaiserweihungen auch die sog.<br />
Fluchtafeln (defixionum tabellae) gezählt, die Verfluchungen von einzelnen Personen,<br />
Personengruppen oder auch von Tieren beinhalten. Die Texte wurden in griechischer,<br />
lateinischer, oskischer, etruskischer und punischer Sprache verfasst. Bisher wurden mehr<br />
als 800 Exemplare aufgefunden. Bei den Fluchtafeln, die in den nordwestlichen Provinzen<br />
aufgefunden wurden, handelt es sich in der Regel um dünne Bleiplättchen, die meist<br />
aufgerollt und mit einem Nagel durchbohrt wurden. Die Verfluchungen sind in der Regel<br />
anonym abgefasst und wurden vor allem an Ufern, in Brunnen und in Gräbern<br />
aufgefunden 39 .<br />
39 Vgl. Schmidt, Einführung in die lateinische Epigraphik 48 – 50.