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MITTEILUNGEN FÜR LEHRERINNEN UND LEHRER SLAWISCHER FREMDSPRACHEN – Nr. 100<br />
INTERKULTURELLES LERNEN: MODE ODER NOTWENDIGKEIT?<br />
Prof. Dr. An<strong>at</strong>oli Berditchevski<br />
Fachhochschulstudiengänge Burgenland (Österreich)<br />
an<strong>at</strong>oli.berditchevski@fh-burgenland.<strong>at</strong><br />
In letzter Zeit wird der Begriff des „interkulturellen Lernens“ immer häufiger auch mit dem Fremdsprachenunterricht<br />
in Verbindung gebracht. Bisweilen h<strong>at</strong> man jedoch den Eindruck, dass sich die<br />
Beteiligten lediglich über eine neue Variante der Landesk<strong>und</strong>e unterhalten, st<strong>at</strong>t eine wichtige Chance<br />
zur Reform <strong>und</strong> Bereicherung des Unterrichts zu nutzen. Im folgenden wird deshalb versucht,<br />
das Innov<strong>at</strong>ive an diesem Ans<strong>at</strong>z zu verdeutlichen, den begrifflichen Inhalt zu präzisieren <strong>und</strong><br />
anhand konkreter Beispiele aus der Praxis zu veranschaulichen.<br />
Wie bekannt tritt zurzeit die Entwicklung der kommunik<strong>at</strong>iven Kompetenz der Lerner als Hauptziel<br />
des Russischunterrichts auf. Es scheint uns aber, dass dieses Herangehen unter den heutigen Bedingungen<br />
nicht ausreichend ist.<br />
Das möchte ich am Beispiel der russischen Sprache demonstrieren.<br />
In der SU lernte man Sprachen wie in einem Labor, weitgehend losgelöst von der Realität, da die<br />
Anwendung des Gelernten nur im Ausnahmefall möglich war. Und man dachte, dass dies das größte<br />
Problem darstellte. N<strong>at</strong>ürlich war allen bewusst, dass der Fremdsprachenunterricht sich nicht<br />
auf die Vermittlung der Sprache beschränken durfte. „Liter<strong>at</strong>ur“ <strong>und</strong> „Landesk<strong>und</strong>e“ fanden ihren<br />
festen Pl<strong>at</strong>z im Lehrplan. Die Schüler lasen Puschkin <strong>und</strong> Tolstoi, lernten die 15 Unionsrepubliken<br />
<strong>und</strong> ihre Hauptstädte, Klimazonen <strong>und</strong> Bodenschätze, „Seiten aus der Geschichte“. Um sie für den<br />
Alltag „fit“ zu machen, erfuhren sie, dass man für die Metro ein 5-Kopeken-Stück braucht, auf der<br />
Rolltreppe rechts steht <strong>und</strong> links geht, im Hotel einen Propusk braucht <strong>und</strong> bei der Deshurnaja auch<br />
nachts noch Tee bekommen kann. Und wenn es Probleme mit Unterricht <strong>und</strong> Motiv<strong>at</strong>ion gab, so<br />
glaubten wir, dass dies darin begründet war, dass wir im Gegens<strong>at</strong>z zu unseren „Engländern“ <strong>und</strong><br />
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