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MITTEILUNGEN FÜR LEHRERINNEN UND LEHRER SLAWISCHER FREMDSPRACHEN – Nr. 100<br />
Interkulturelle Wirtschaftskommunik<strong>at</strong>ion, Band 9. München 1991)<br />
In intеrkulturellen Situ<strong>at</strong>ionen treffen also nicht nur verschiedene Werte <strong>und</strong> Normen aufeinander,<br />
sondern diese werden auch auf unterschiedliche Art <strong>und</strong> Weise ausgedrückt: Dabei interpretieren<br />
beide Interaktionspartner jedoch — wie oben beschrieben — die eingesetzten kommunik<strong>at</strong>iven<br />
Handlungen auf der Gr<strong>und</strong>lage ihrer eigenkulturellen Erfahrungen, so dass Fehlinterpret<strong>at</strong>ionen,<br />
Fehl<strong>at</strong>tributionen <strong>und</strong> Mißverständnisse auftreten. Verhindern diese dann wie-derholt den erfolgreichen<br />
Verlauf der Kommunik<strong>at</strong>ion, entstehen Frustr<strong>at</strong>ion <strong>und</strong> Stress, dem die Beteiligten damit<br />
begegnen, dass sie ihrem Interaktions- partner oder/<strong>und</strong> der Kultur, der dieser angehört, bestimmte.<br />
Eigenschaften oder Motive zuschreiben. Solche Attributionen werden in späteren interkulturellen<br />
Situ<strong>at</strong>ionen mit der betreffenden Person oder anderen Vertretern ihrer Kultur als (falsches) Vor- bzw.<br />
Erfahrungswissen eingebracht <strong>und</strong> dann möglicherweise durch ähnliche Erfahrungen „bestätigt“.<br />
Jetzt können wir unsere Situ<strong>at</strong>ion mit den beiden Mädchen erklären.<br />
Zunächst sind offensichtlich Unterschiede in der Etikette, speziell in den Tischsitten, zu beobachten<br />
sind. Deutsche Gastgeber sind in der Regel deutlich zurückhaltender, sie fragen nach den Wünschen<br />
der Gäste <strong>und</strong> legen meist auch nicht selber vor. Man wartet, bis das Glas leer ist, bevor man<br />
nachschenkt. Das russische Nachschenken <strong>und</strong> Vorlegen wird von Deutschen oft als aufdringlich<br />
empf<strong>und</strong>en, vor allem, wenn die Teller voll gepackt werden. Außerdem ist es in Deutschland üblich,<br />
dass die Gäste beim Tischdecken <strong>und</strong> Abräumen helfen. Von Gästen, die mehrere Tage bleiben,<br />
erwartet man auch Mithilfe in der Küche (z. B. Spülen).<br />
Unterschiede im Umgang mit den Gästen findet man aber auch bei der Programmgestaltung. Die<br />
deutschen Gastgeber machen in der Regel verschiedene Angebote zur Auswahl; die Organis<strong>at</strong>ion<br />
eines Programms ohne Rückfrage beim Gast empfinden Deutsche als „<strong>und</strong>emokr<strong>at</strong>isch“. Russen<br />
hingegen sind oft durch das deutsche Vorgehen verunsichert <strong>und</strong> denken, die Gastgeber machten<br />
sich keine eigenen Gedanken <strong>und</strong> wollten vielleicht überhaupt keine Ausflüge unternehmen.<br />
Zu den „Alltagsritualen“ gehört die deutsche Sitte, unbedingt abends die Fernsehnachrichten zu<br />
sehen, meist die „Tagesschau“ um 20 Uhr. Es gilt sogar als unhöf-lich, zwischen 20.00 <strong>und</strong> 20.15<br />
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