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MITTEILUNGEN FÜR LEHRERINNEN UND LEHRER SLAWISCHER FREMDSPRACHEN – Nr. 100<br />
Suche nach Wegen zur Zusammenarbeit<br />
Wie sollte die Kirche, die praktisch ohne finanzielle Mittel von M. Gorb<strong>at</strong>schov in die Freiheit entlassen<br />
worden war, diese geistliche Not beheben? In den über 80 Verwaltungseinheiten der Russischen<br />
Föder<strong>at</strong>ion wurden mehr <strong>und</strong> mehr Gouverneure auf die fehlenden Kirchengebäude aufmerksam.<br />
Viele Politiker ließen sich taufen <strong>und</strong> sahen aus eigenem Antrieb einen Gr<strong>und</strong> zu handeln<br />
oder reagierten auf das wachsende Interesse in der Bevölkerung <strong>und</strong> das Drängen der Kirche auf<br />
Unterstützung. Eine Restitution wie in Österreich nach der n<strong>at</strong>ionalsozialistischen Dikt<strong>at</strong>ur gab es<br />
in der Russischen Föder<strong>at</strong>ion nicht. Es werden einzelne Projekte von gutwilligen oder str<strong>at</strong>egisch<br />
denkenden Politikern gefördert. Der Gouverneur von Kemerovo in Westsibirien finanziert den Kirchenbau<br />
mit dem Argument „je mehr Kirchen es gibt, desto weniger Gefängnisse sind nötig“.<br />
Der Gouverneur von Chabarovsk errichtete aufgr<strong>und</strong> der guten Zusammenarbeit mit dem örtlichen<br />
Bischof seit 2001 eine K<strong>at</strong>hedrale, mehrere Kirchen <strong>und</strong> ein Priesterseminar für die wiederbelebte<br />
Diözese. In diesem Seminar werden heute die Priesteramtskandid<strong>at</strong>en für elf orthodoxe Diözesen<br />
des Fernen Ostens Russlands ausgebildet. Erst 2010 wurde in der Russischen Föder<strong>at</strong>ion<br />
ein Restitutionsgesetz für enteignetes Eigentum der Kirche erlassen, dessen Umsetzung aufgr<strong>und</strong><br />
der vielerorts komplizierten Situ<strong>at</strong>ion einen langen Weg vor sich h<strong>at</strong>. In Moskau wurde 2010 vom<br />
Bürgermeister die Errichtung von 200 Kirchen angekündigt, in einer Stadt, in der es Bezirke von<br />
mehreren 100.000 Bewohnern ohne eigene Kirche gibt. Im Bezirk Ramenki im Südwesten der Stadt<br />
wird seit mehreren Jahren eine kleine Holzkirche benützt, die sonntags restlos überfüllt ist. Von der<br />
neuen Kirche bestehen bloß offene F<strong>und</strong>amente, weil der Sponsor für den Weiterbau abhanden<br />
gekommen ist.<br />
Die Kirche ist kein Monolith<br />
Die Russische Föder<strong>at</strong>ion als größtes Land der Erde fasziniert <strong>und</strong> erschreckt Westeuropäer aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer Größe. Der Bischof von Chabarovk muss acht St<strong>und</strong>en fliegen, um sieben Zeitzonen<br />
entfernt an Bischofsber<strong>at</strong>ungen in Moskau teilnehmen zu können. In Russland leben über 100 Völker<br />
<strong>und</strong> ebenso bunt ist das Bild des Klerus, der asi<strong>at</strong>ische oder europäische Wurzeln h<strong>at</strong>. Wenn<br />
Orthodoxe den V<strong>at</strong>ikan besuchen, meinen sie, die K<strong>at</strong>holische Kirche sei ein mächtiger Monolith.<br />
Eine ähnliche Vorstellung haben K<strong>at</strong>holiken von der Russischen Orthodoxie, die jedoch wie die<br />
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