DIE LÜGE DES ODYSSEUS
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hatten oder mit Fleckfieber in das Lager eingeliefert wurden. Soweit sie die fürchterliche Krankheit<br />
überstanden, wurden sie dort gesundgepflegt. Die Leitung des<br />
Blocks hatte von seiten der Häftlinge Arthur Dietzsch, der sich medizinische Kenntnisse erst durch<br />
diese Praxis erworben hat 3 ). Dietzsch war Kommunist und befand sich seit mehr als zwanzig<br />
Jahren in Haft 4 ). Er war eine sehr abgehärtete Natur und verständlicherweise eine der<br />
bestgehaßten und gefürchtetsten Gestalten von Buchenwald 5 ).<br />
Da die SS-Lagerführung und die Scharführer eine heillose Angst vor Ansteckung und Fleckfieber<br />
hatten und glaubten, die Infektion könne auch durch Berührung, durch die Luft oder durch<br />
Anhusten erfolgen, betraten sie den Block 46 nie . . . Von den Häftlingen wurde das in<br />
Zusammenarbeit mit dem Kapo Dietzsch stark ausgenutzt, einerseits, indem sich die illegale<br />
Lagerleitung von Personen, die mit der SS gegen das Lager zusammenarbeiteten (oder<br />
zusammenzuarbeiten schienen oder gar einfach mißliebig waren!) befreite 6 ), andererseits, indem<br />
gefährdete politische Häftlinge von Bedeutung über Block 46 der SS entzogen wurden, was für<br />
Dietzsch zuweilen sehr schwer und gefährlich war, da er als Kalfaktor und Pfleger fast nur Grüne<br />
im Block hatte . . ." (Seite 162.)<br />
In Block 50 wurde Fleckfieber-Impfstoff aus Mäuse- und Kaninchenlungen nach dem Verfahren<br />
von Prof. Giroud, Paris, erzeugt. Die Gründung erfolgte im August 1943. Die besten verfügbaren<br />
Fachkräfte des Lagers, darunter Mediziner, Bakteriologen, Serologen, Chemiker, waren für diese<br />
Aufgabe ausgewählt worden usw. . ., (Seite 163.)<br />
Und hier, wie Eugen Kogon zu seinem Posten kam:<br />
"Eine kluge Häftlingspolitik hat es von vornherein darauf abgestellt, gefährdete Kameraden aller<br />
Nationen in dieses Kommando zu bringen, vor dem die SS einen ebensolchen Respekt hatte, wie vor<br />
Block 46. sowohl von SS-Sturmbannführer Dr. Ding-Schuler als auch von den Häftlingen wurde<br />
aus verschieden gelagerten Beweggründen diese Tabu-Angst der SS gefördert<br />
3) Während dieser Zeit konnte Dr. Seguin niemals erreichen, daß er von der Häftlingsführung in seiner beruflichen Eigenschaft berücksichtigt<br />
wurde. Dr. Seguin ist der auf S. 68 genannte Dr. X ... Er starb, ohne von den Kommunisten, die ihn in den Steinbruch geschickt hatten, jemals als<br />
Arzt anerkannt worden zu sein.<br />
4) Der Nationalsozialismus hatte ihn demzufolge schon von der Weimarer Republik übernommen. Dieses Ereignis entbehrt nicht des Humors,<br />
weil es für ein den beiden Regimes gemeinsames Ziel charakteristisch ist.<br />
5) Ein Martin-Chauffier scheint ihm nicht begegnet zu sein.<br />
6) Oder noch einfacher, die ihr im Wege standen, bei denen drohte, sie könnten zu wichtigen Posten gelangen. Das Argument der<br />
Zusammenarbeit mit der SS ist übrigens wertlos: diese "illegale Leitung" (sie) arbeitete offen mit der SS, wie es an anderer Stelle noch<br />
nachgewiesen wird.<br />
-200-<br />
-201-<br />
(zum Beispiel durch Warnungstafeln am separaten Umzäunungsdraht des Blocks).<br />
Todeskandidaten wie der holländische Physikprofessor van Lingen, der Architekt Harry Pieck und<br />
andere Niederländer, der polnische Arzt Dr. Marion Ciepielowski, der Produktionsleiter wurde,<br />
Prof. Dr. Balachowski vom Pasteur-Institut in Paris, der Verfasser dieses Berichts als<br />
österreichischer Publizist und sieben jüdische Kameraden fanden dort mit Wissen und Billigung<br />
von Dr. Ding-Schuler Unterschlupf . . ." (Seite 163.)