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DIE LÜGE DES ODYSSEUS

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Gesetz, das Tag und Nacht t über dem Gefängnis liegt, verfertigt er Anhängeschilder mit<br />

amerikanischen Knoten oder gedrehten Eisendraht für o Fr 95 c pro Tausend.<br />

Stumpfsinn der Strafgefangenen: der Leiter am Tisch ist ein berufsmäßiger Zimmerdieb, unter<br />

dessen Befehl außer Beraud noch der General Pinsard, ein Oberst, zwei Gerichtspräsidenten, ein<br />

Generalstaatsanwalt, der Chefredakteur einer Zeitung in Reuen, ein Universitätsprofessor und<br />

Pariser Journalisten stehen.<br />

In seinem Buche "Je sors du bagne — Ich komme aus dem Gefängnis» berichtet einer seiner<br />

Haftkameraden in Poissy sowie auf der Insel Ree über den Verdienst des Strafgefangenen Beraud<br />

während des Monats April 1945:<br />

«Handarbeit: 15- Fr. Abzug der Verwaltung der Strafanstalt: 12 Fr. Bleiben 3 Fr. Einbehalten:<br />

1, 50 Fr. Verfügbar für den Häftling: 1, 50 Fr.»<br />

Es handelt sich um eine Arbeit von mehr als sieben Stunden täglich." ("La Bataille", 21. September<br />

1949.)<br />

Deutsche Gefangene in Frankreich.<br />

-161-<br />

"La Rochelle, 28. Oktober 1948. — Über das skandalöse Treiben unterrichtet, das sich der<br />

ehemalige Offizier Max-Georges Roux, 36 Jahre alt, der Vertreter des Kommandanten des Lagers<br />

für deutsche Kriegsgefangene in Chatelaillon-Plage zuschulden kommen ließ, hat der<br />

Untersuchungsrichter ihn vor das Militärgericht in Bordeaux gestellt, wohin Roux überführt<br />

worden ist. Der ehemalige Offizier verbüßt zur Zeit eine Gefängnisstrafe von 18 Monaten, die ihm<br />

im August des vergangenen Jahres in La Rochelle wegen Vertrauensbruches und Betrügereien<br />

zudiktiert wurde.<br />

Unendlich schwerer sind die von Roux im Gefangenenlager begangenen Straftaten. Es handelt sich<br />

um nachgewiesene Verbrechen von solchem Umfang, daß es schwer zu begreifen ist, ob Roux dafür<br />

allein die Verantwortung vor den Richtern trägt. In Chalelaillon hatte dieser gemeine Mensch<br />

insbesondere mehrere Kriegsgefangene entkleiden lassen und sie dann durch Schläge mit einer<br />

bleigefüllten Reitpeitsche niedergeschlagen. Zwei der Unglücklichen starben an diesen Knockout-<br />

Behandlungen.<br />

Eine vernichtende Aussage machte der deutsche Arzt Klaus Steen, der in Chatelaillon interniert<br />

war. Bei seiner Vernehmung in Kiel, wo er wohnt, hat Steen erklärt, daß er von Mai bis September<br />

1945 fünfzig Todesfälle bei seinen Landsleuten im Kriegsgefangenenlager festgestellt hat. Ihr Tod<br />

war durch die ungenügende Ernährung, die harten Arbeiten und die ständige furcht vor<br />

Folterungen, in der die Unglücklichen lebten, herbeigeführt worden.<br />

Die Verpflegung des Lagers, das unter dem Befehl des Majors Taxier stand, bestand tatsächlich<br />

nur aus einem Teller klarer Suppe mit einem Stück Brot. Der Rest der Zuteilung ging auf den<br />

schwarzen Markt. Es gab eine Zeit, in welcher der stand der Durchfallkranken 80% erreichte.

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