iaf ⢠institut für angewandte forschung pforzheimer ...
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2 Wertschöpfungsrechnung<br />
2.4 Abgrenzungsprobleme<br />
Die Wertschöpfung kann auf unterschiedliche Art und Weise berechnet werden, abhängig<br />
davon, wie die Begriffe „Gesamtleistung“ und „Vorleistung“ konkretisiert werden, wie<br />
Zahlungen an die öffentliche Hand und wie Abschreibungen angesetzt werden, wie mit der<br />
Produktion auf Lager bzw. dem Verkauf aus Lagerbeständen und mit der zeitlichen Erfassung<br />
von wertschöpfungsgenerierenden Vorgängen umgegangen wird, welche Bewertungsmaßstäbe<br />
angelegt werden etc. Je nach Auffassung gibt es viele verschiedene Wertschöpfungskonzepte 42 ,<br />
die jeweils unterschiedliche Zwecke verfolgen. In diesem Abschnitt werden nun diejenigen<br />
verschiedenen Berechnungsmöglichkeiten kurz angesprochen und diskutiert, die für die<br />
Berechnung der Kennzahl relevant sind. 43<br />
Im Anhang A des vorliegenden Berichts finden sich<br />
konstruierte Beispiele zu diesen verschiedenen Möglichkeiten, die aufzeigen, welchen<br />
Unterschied die verschiedenen Methoden bei der Berechnung der Wertschöpfung in den<br />
konkreten Fällen machen. Dieselben Abgrenzungsprobleme werden später in Kapitel 5 analog<br />
bei der Berechnung der Kennzahl auftreten, wenn es um den Einbezug der Komplementärbilanz<br />
geht.<br />
2.4.1 Definition der unternehmerischen Leistungserstellung<br />
Bei der Berechnung der Wertschöpfung gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber, welche<br />
Tätigkeiten als Leistung bzw. Einkommensgenerierung des Unternehmens und welche als<br />
Vorleistungen, d.h. als Wertschöpfung des Vorleisters, betrachtet werden. Unstrittig ist, die<br />
eigentliche produktive bzw. dienstleistende Aktivität als Leistung des Unternehmens anzusetzen.<br />
Fraglich ist jedoch, ob andere Ertragsquellen bzw. Betätigungsbereiche als Wertschöpfung des<br />
Unternehmens oder des empfangenden Unternehmens angesehen werden. Welcher Ansatz<br />
gewählt wird, hängt vom Zweck der Wertschöpfungsrechnung ab, z.B. davon, ob nur die<br />
eigentliche betriebliche Leistung bewertet werden soll oder die Einkommenserzeugung der<br />
gesamten Unternehmenstätigkeit. 44<br />
Im letzten Fall, werden auch Erträge aus Nebenaktivitäten<br />
und aus außerordentlichen Ereignissen der Wertschöpfung des Unternehmens zugerechnet, das<br />
empfangende Unternehmen verbucht sie als Vorleistungen. Im ersten Fall wird die Aktivität<br />
weder der Wertschöpfung noch dem Umsatz zugerechnet und dafür beim empfangenden<br />
Unternehmen als Wertschöpfung verbucht.<br />
Nebenaktivitäten sind z.B. die zeitlich befristete Überlassung von Produktionsfaktoren, die dem<br />
Unternehmen Zins-, Miet- bzw. Pachteinkünfte, Beteiligungserträge bei einer längeren<br />
Überlassung von Eigenkapital etc. einbringen. 45<br />
Die Beispiele I bis V in Anhang A<br />
veranschaulichen, wie mit solchen Fragen alternativ umgegangen werden kann und welche<br />
Auswirkungen dies für die jeweilige Wertschöpfungsrechnung der beteiligten Unternehmen hat.<br />
42<br />
43<br />
44<br />
45<br />
Wichtige deutsche Wertschöpfungskonzeptionen sind z.B. der „Betriebsertrag“ nach Nicklisch, das<br />
Wertschöpfungskonzept der „Nürnberger Schule“, der „Tübinger Schule“, das Wertschöpfungskonzept nach<br />
Kroeber Riel, nach Beier oder des Arbeitskreises „Das Unternehmen in der Gesellschaft“. Siehe hierzu Haller<br />
(1997), S. 105ff.<br />
Es gibt Auffassungen, die verschiedene Einkommensarten nicht in die Wertschöpfung mit einbeziehen: Nicklisch<br />
bezieht lediglich das Einkommen der Eigenkapitalgeber und der Arbeitnehmer und Schäfer lediglich die<br />
Eigenkapitalgeber mit ein. Vgl. Haller (1997), S. 48. Diese kommen für die vorliegende Arbeit nicht in Frage.<br />
Strittige Fragen, die die verschiedenen Einkommensanteile betreffen, werden hier nicht behandelt, da sie für die<br />
Fragestellung irrelevant sind. Siehe hierzu Haller (1997), S. 43ff.<br />
Vgl. Haller (1997), S. 53f., m.w.N.<br />
Vgl. Haller (1997), S. 54.<br />
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